„Akute Lungenprobleme“

Schimmel im Gemeindebau: Mieterin (23) verzweifelt

Wien
17.10.2023 18:14

Gemeindebau-Mieterin Victoria R. aus Wien ist verzweifelt. Nach einem Wasserschaden Anfang September ist ihre Wohnung im dritten Bezirk unbewohnbar. In mehreren Räumlichkeiten hat sich Schimmel gebildet, der modrige Geruch macht einen Aufenthalt unmöglich. Da die Mieterin auch Asthmatikerin ist, stellt die Situation zudem ein hohes Gesundheitsrisiko dar. Trotzdem wurden seitens Wiener Wohnen noch keine effektiven Maßnahmen gesetzt. Die 23-Jährige wandte sich mit ihrem Schicksal nun an krone.at.

R. ist seit September 2019 Hauptmieterin der knapp 63 Quadratmeter großen Gemeindewohnung im dritten Wiener Gemeindebezirk (errichtet im Jahr 1925). Verwaltet wird diese von der Stadt Wien (Wiener Wohnen). „Ich wohne schon seit meiner Geburt in dieser Wohnung“, ergänzt die Mieterin.

Das Ausmaß der Schäden ist auf diesen Bildern zu sehen: 

„Wiener Wohnen hat fahrlässig den Wasserstrang wieder aufgedreht“
Am 4. September kam es in der Wohnung zu einem erheblichen Wasserschaden - beginnend in der Küche. R. informierte die Verwaltung sofort darüber. „Seither hat sich Wiener Wohnen aber kaum bis gar nicht um eine Sanierung bemüht, sodass es immer schlimmer wurde. Mittlerweile hat sich der Schaden auf andere Räume ausgebreitet. Wiener Wohnen hatte genug Zeit, die Schadensursache zu beheben, als der Schaden noch klein war. Die Verantwortlichen haben aber, nachdem sie sogar die Ursache gefunden hatten, fahrlässig den Wasserstrang wieder aufgedreht und somit BEWUSST und fahrlässig den Schaden in meiner Wohnung in Kauf genommen“, klagt die Mieterin gegenüber krone.at.

Ein erster Begutachter schwächte den Vorfall zunächst ab und äußerte die Vermutung, es sei ein Gebrechen an der Badewanne des Nachbarn. Eine nähere Ursachenforschung wurde nicht gemacht. Ein Bauunternehmer gab der Mieterin drei Tage später bekannt, dass bei ihrem Nachbarn alles repariert worden sei und bei ihr die Stellen nun von allein trocknen müssten und dann ein Maler kommen würde, um den Wasserfleck zu überstreichen.

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Wiener Wohnen blockiert die Arbeiten. Sie ziehen sich aus der Verantwortung und drücken sich vor den notwendigen Sanierungs- und Trocknungsarbeiten. Es ist skandalös!

Mieterin Victoria R.

Schimmelbildung und akute Stromschlaggefahr!
Ein fataler Irrtum. Fünf Tage nach der ersten Meldung an Wiener Wohnen stand ihre Küche schließlich komplett unter Wasser, im Badezimmer rann das Wasser buchstäblich aus der Decke und aus dem Hauptstrang. Die Mieterin versuchte tagelang, durch Auflegen von Handtüchern die nassen Bereiche trockenzulegen. Vergebens. Die Folge: Schimmelbildung und akute Stromschlaggefahr! Anrufe seitens der Mieterin, die Sanierung zu beschleunigen, fanden bei Wiener Wohnen kein Gehör. 

Bilder der desolaten Böden. Auch Steckdosen ragen aus der Wand: 

Fatale Fehldiagnose
Wohl gab es eine Schadensbegutachtung durch TVG Wien, allerdings noch bevor die Schadensursache behoben wurde. „Bedauerlicherweise traf der von Wiener Wohnen beauftragte Installateur eine Fehldiagnose und übersah bei der Überprüfung, dass die Ursache des Wasserschadens der altersbedingt auslaufende Hauptstrang war. Jedoch hat er den Wasserzugang zu diesem nicht abgedreht und so lief das Wasser die ganze Zeit durch. Somit sammelte sich das Wasser - kaum aufzuhalten - im Badezimmer und der Schaden wurde immens.“

„Ich verlange eine Generalsanierung“
Erst am 3. Oktober, also erst einen Monat nachdem die Mieterin erstmals den Wasserschaden gemeldet hatte, wurden Trockengeräte aufgestellt. Mieterin: „Aber die notwendigen Vorarbeiten, wie den Putz abschlagen, die Küchenzeile demontieren und den Boden herausnehmen, wurden nicht gemacht. Somit kann keine effektive Trocknung stattfinden.“ Die Schäden wurden in der Folge immer größer. „Der Schimmel hat sich ausgebreitet. Die Fliesen im gesamten Bad und in der Küche sowie die gesamte Küchenzeile müssen dringend abgenommen werden. Eine absolute Notwendigkeit ist auch, dass der Boden in Küche und im Vorzimmer entfernt wird, da alles durchnässt ist“, betont die Mieterin.

Auch ein Gutachter habe ihr das bestätigt, jedoch wollte er ihr das Protokoll nicht geben. „Auch Wiener Wohnen hat auf Anfrage nicht reagiert, jetzt behaupten sie lediglich, eine (Außen-)Wand in der Küche wäre betroffen. Aber die zweite deutlich vom Wasserschaden und Schimmel betroffene Wand hinter der Küchenzeile erwähnen sie nicht einmal.“

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Ich musste notgedrungen mit meinen zwei Katzen ausziehen. Das ist eine enorme physische und psychische Belastung. Wiener Wohnen hat bewusst die Gesundheitsgefährung von mir und meinen Katzen in Kauf genommen.

Mieterin Victoria R.

Es besteht Verletzungsgefahr
Die Mieterin ist verzweifelt und klagt auch über ihren aktuellen Gesundheitszustand. „Meine Lungenprobleme verschlechtern sich zunehmend. Ich verlange eine Generalsanierung dieser Räume sowie neue Türstöcke und Türen, da diese bereits zu alt und verzogen sind, um sie zu schließen und somit dringt der Schimmel in alle Räume.“ Zudem fordert sie Schadenersatz und einen vollständigen Mieterlass. Die Wohnung sei allgemein sanierungsbedürftig und sei (seit sie 1925 erbaut wurde) innen vermutlich nie saniert worden. Vor Jahren habe sie bereits erfolglos eine Bitte bezüglich Sanierung gestellt. Mittlerweile sei die Verletzungsgefahr hoch, da aus dem Holzboden Teile herausstehen und auch die Türen komplett verzogen sind. „Es kann nicht sein, dass die Nachbarin unter mir wie in einem Neubau wohnt und ich wie in der Steinzeit“, kritisiert die Mieterin.

Mieterin muss auf eigene Faust Firmen für Sanierung beauftragen
Wiener Wohnen weigert sich ihr zufolge bisher, die betroffenen Stellen ordnungsgemäß wiederherzustellen, sodass sie auf eigene Faust zuständige Firmen suchen und beauftragen muss. „Ich wurde von Wiener Wohnen in diese Situation gedrängt und trotzdem im Stich gelassen. Das zwingt mich dazu, bei Firmen anzurufen, um Kostenvoranschläge einzuholen, jedoch in der Angst, dass ich das vorgestreckte Geld nicht zurückbekomme.“ Das Ganze sei ihr zufolge ein verwirrendes, undurchsichtiges System, bei dem mehrere Firmen beauftragt werden, obwohl die Sanierung eine einzige Bau- oder Sanierungsfirma durchführen könnte. „Aber all diese Firmen machen nicht, was notwendig wäre, und schieben die Verantwortung auf Wiener Wohnen und andere Firmen, weil sie nur das machen dürfen, was Wiener Wohnen beauftragt. Im Endeffekt fühlt sich niemand verantwortlich.“

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Meine Lungenprobleme verschlechtern sich zunehmend. Ich bekomme Hustenanfälle. Küche und Badezimmer sind nicht bewohnbar, da ständig gelüftet werden muss und es komplett modrig und feucht ist. Ich fordere mindestens eine Komplettsanierung der betroffenen Räume sowie Schadenersatz und einen vollständigen Mieterlass.

Victoria R.

Kurios: Erst kürzlich sei in derselben Stiege eine Brandwohnung innerhalb eines Monats komplett saniert worden. „Wenn Wiener Wohnen wollte, könnten Sie alle Folgeschäden des Wasserschadens und generell alle Schäden in meiner Wohnung beseitigen. Offensichtlich liegt das erst im Interesse von Wiener Wohnen, wenn die Wohnung komplett abbrennt oder man auszieht.“ 

Wiener Wohnen: „Folgeschäden betreffen nicht die gesamte Wohnung“
krone.at hat auch Wiener Wohnen mit dem Fall konfrontiert und um eine Stellungnahme gebeten. Die Kritik kann man nicht nachvollziehen. „Wir haben sofort nach der Meldung des Wasserschadens reagiert und alle erforderlichen Gewerke zur Behebung der Folgeschäden in der Wohnung beauftragt (Installateur, Baumeister, Fliesenleger). Die schadhafte Leitung in der Wohnung oberhalb der Mieterin wurde bereits instandgesetzt.“ Die Folgeschäden in der Wohnung würden laut Wiener Wohnen eine Wand in der Küche, im Badezimmer und einen kleinen Bereich des Fußbodens betreffen, „nicht jedoch die gesamte Wohnung“. 

Derzeit würde die Trockenlegung in den betroffenen Bereichen stattfinden. „Sobald dies abgeschlossen ist, beginnen die Instandsetzungsarbeiten wie Verputzarbeiten in der Küche, die Fliesenlegung im Badezimmer und die Ausbesserungsarbeiten beim Fußboden. Alle vorhandenen Folgeschäden in der Wohnung werden behoben, ohne Kosten für die Mieterin. Kollegen aus der technischen Fachabteilung haben die Mieterin persönlich über alle notwendigen Arbeitsschritte informiert.“

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Sobald alle Instandsetzungsarbeiten der Folgeschäden abgeschlossen sind, wird Wiener Wohnen auch die Mietzinsminderung berechnen. Wir kommen hier sehr gerne auf die Mieterin zu.

Stellungnahme Wiener Wohnen

„Das ist eine reine Schikane“
Zudem habe Wiener Wohnen der Mieterin zwei Angebote für eine vorübergehende Ersatzwohnung - inklusive Übersiedelung - angeboten. „Sie lehnte beide Angebote ab.“ Die Mieterin erklärt ihre Ablehnung so: „Die Ersatzwohnung wurde mir erst nach einem Monat angeboten - ohne Küche und Schlafplatz. Und erst nachdem ich bereits notgedrungen durch den Schimmel umziehen musste. Das ist eine reine Schikane, da dies kein gleichwertiger Ersatz ist und ein Leben genauso unmöglich ist wie in der jetzigen schimmeldurchseuchten, beschädigten Wohnung.“ Und sie kontert den Aussagen von Wiener Wohnen: „Es sind drei Räume betroffen, nicht, wie behauptet, zwei. Zudem wurden die nötigen Vorarbeiten für die Trockenlegung nicht gemacht.“

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