Ein Jahr nach Drama

10.000 Ruinen und ständig Nachbeben in Christchurch

Ausland
20.02.2012 11:34
Jeden Tag bebt die Erde in der neuseeländischen Stadt Christchurch, oft mehrmals. Seit der Katastrophe am 22. Februar 2011 mit 185 Toten und Hunderten Verletzten gab es Tausende Nachbeben. Eines hat sogar Gebeine auf einem örtlichen Friedhof freigelegt. Die ständig schwankende Erde zerrt nicht nur an den Nerven der Einwohner, auch beim Wiederaufbau sind nur mäßige Erfolge zu verzeichnen. Viele Erdbebenopfer wissen auch ein Jahr nach dem Drama nicht, ob sie jemals wieder in ihre Häuser zurückkehren können.

Die Katastrophe ereignete sich in der Mittagspause. Um 12.51 Uhr erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,3 die Südinsel Neuseelands. Das Epizentrum lag nahe der 390.000-Einwohner-Stadt Christchurch. Das Beben zerstörte große Teile des Stadtzentrums (weitere Bilder), auch in den Vororten wurden rund 100.000 Gebäude beschädigt.

Nach wie vor Tausende Ruinen
Ein Jahr später sind Teile des Zentrums immer noch gesperrt, sie gleichen einer Geisterstadt. Aus den Gebäuderuinen wächst das Unkraut, rund 10.000 Häuser müssen noch abgerissen werden. Die Arbeiten gehen nur langsam voran, zudem tobt eine öffentliche Debatte über den Wiederaufbau - die Kosten dafür betragen nach Schätzungen der Behörden etwa 19 Milliarden Euro.

In der sogenannten Roten Zone im Zentrum und im Osten der Stadt haben die Behörden einen kompletten Baustopp verhängt. Ein schlimmes Schicksal für die Bewohner - aber zumindest haben sie Gewissheit. Die Einwohner anderer Zonen hingegen hängen noch immer in der Luft: Sie wissen nach wie vor nicht, ob sie jemals in ihre Häuser zurückkehren dürfen. Die Regierung hat den Opfern angeboten, ihnen das Land in der Roten Zone abzukaufen. Doch Kritiker meinen, die angebotenen Summen seien zu niedrig, außerdem gehe alles viel zu langsam.

"Regierung spielt mit Gefühlen der Opfer"
"Die Regierung spielt mit den Gefühlen der Opfer", schimpft etwa Lianne Dalziel von der oppositionellen Labour-Partei. Die Menschen müssten seit Monaten mit der Unsicherheit leben. "Sie müssen nun über ihre Zukunft entscheiden. Für viele wird dies eine sehr unangenehme Entscheidung." Der für den Wiederaufbau zuständige Infrastrukturminister Gerry Brownlee hingegen verteidigte das Vorgehen der Regierung: Die Arbeit sei komplex - und das Angebot "großzügig".

Doch viele Fragen sind weiterhin ungeklärt, vor allem, warum so viele Menschen sterben mussten. Besonderes Augenmerk dabei gilt der Ruine des Fernsehsenders Canterbury Television. Das sechsstöckige Haus brach innerhalb weniger Sekunden zusammen und begrub 115 Menschen unter sich. Einem Untersuchungsbericht zufolge waren Inspektionen nach einem früheren Erdbeben im September 2010 nur ungenügend durchgeführt worden.

10.000 Menschen kehrten Christchurch den Rücken
Der Jahrestag des Bebens sei eine Zeit für Reflexion, sagte Mark Solomon, ein führendes Mitglied der Maori-Gemeinde in Christchurch: "Unsere Herzen trauern noch immer. Aber wie wir gesehen haben, gibt es auch viel Liebe und Respekt für andere. Durch diese Liebe werden wir wieder aufstehen." Nicht alle Einwohner von Christchurch sind so optimistisch: Etwa 10.000 Personen haben die Stadt im vergangenen Jahr verlassen.

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