Schubertiade

Für manche Zuhörer auch verstörend

Vorarlberg
31.08.2023 08:25

Promi-Schubertiade Schwarzenberg: Cellistin Sol Gabetta und Sänger Ian Bostridge gaben ein Gastspiel. Die „Krone“ war mit dabei.

Immer wieder tritt die so beliebte Cellistin Sol Gabetta in unserer Region auf, mit wechselnden Partnern am Klavier oder auch mit Orchester, wie kommendes Frühjahr in Vaduz. Und immer sind die Konzerte ein singuläres Ereignis, auch bei der auch sonst durchwegs hochkarätigen Schubertiade in Schwarzenberg. Am Dienstagnachmittag war ihr Duopartner am Flügel Francesco Piemontesi, der im Angelika-Kauffmann-Saal am Abend zuvor schon ein Solorezital gegeben hat. Auch der aus dem Tessin stammende Pianist ist, spätestens seit seinem Schubert-Sonaten-Zyklus, ein Liebling des Schubertiadepublikums. Er ist für die Cellistin ein gleichwertiger Partner, zumal der Steinway mit seinem vollen Klang sehr gewichtig tönt zu ihrem Stradivari-Cello.

Zarte Klangfarben
Denn auch die Spielweise Gabettas ist duftig und erfreut mit einer breiten Palette von zarten Klangfarben, vom so charakteristischen vornehmen Näseln dieses Instruments, von Fahlheit bis hin zum überirdischen Gesang im Mittelsatz der F-Dur Sonate von Brahms Opus 99. Piemontesi geht bei aller pianistischen Präsenz sensibel mit. So gestalten die beiden Beethovens Sonate in A-Dur, unmittelbar zeitnah zur Pastoralsinfonie entstanden, spannungsreich und zerklüftet, und sie wirbeln mit aller gebotenen Virtuosität durch die „Variations concertantes“ des jungen Mendelssohn. Ein beglückendes Konzert und eine ausgiebige Zugabe.

An den Grenzen des Möglichen
Am Dienstagabend ereignete sich einer jener magischen Liederabende von Ian Bostridge, der so viel bewundert, wie viel diskutiert wird. Nichts Geringeres als Schuberts „Winterreise“ sang er, und das mit einer Ausdruckspalette, die an die Grenzen des Möglichen geht.

Liebhaber kultivierten Schöngesangs reagieren verstört bei den stimmlichen Ausbrüchen des schlanken Engländers, auch bei seiner Mimik, seine Gesten und dem Umhergehen am Podium. Mal lehnt er am Klavier wie ein Berichterstatter in Sinne des epischen Theaters etwa eines Bertolt Brecht, mal schlägt er so impulsiv die Hände vors Gesicht, dass man fast Angst um ihn bekommt. Er verausgabt sich, verliert aber tatsächlich nie die Kontrolle und bleibt immer wortdeutlich. Dass der Oxford-Absolvent Ian Bostridge sich gedanklich eingehend mit Schuberts „Winterreise“ auseinandergesetzt hat, beweist sein höchst lesenswertes Buch darüber. Am Klavier hörte man Saskia Giorgini mit korrektem Spiel.

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