Schönste Wanderrouten

Sich „freischaukeln“ in den Damülser Bergen

Vorarlberg
25.07.2023 08:50

Schaukeln ist für viele eine schöne Kindheitserinnerung, doch auch im Erwachsenenalter macht es glücklich. In der Region Damüls/Faschina gibt es vier Schaukel-Standorte in den Bergen.

„Irgendwo da draußen ist eine Schaukel, die dich vermisst" - dieser etwas wehmütige Spruch beschwört die Unbeschwertheit aus Kindertagen herauf. Die Schaukel als Symbol ausgelassener Fröhlichkeit, zu der man im Erwachsenenalter nur noch erschwert Zugang findet - zu viel Verantwortung, zu viel Hektik, zu viele Termine. Und doch wäre es verlockend: sich frei zu schaukeln, Gedanken wie Beine baumeln zu lassen, einen Moment des Höhenflugs zu genießen und sich doch fest verankert im Boden zu wissen.

Fakten

Dauer: je nach Variante
Schaukel-Standorte: Am Fuße des Elsenkopfs, Ragatzer Schrofen, bei der historischen Kapelle Stofel, Bergkuppe im Alpgebiet Oberdamüls
Ausgangspunkt: entweder Damüls oder die Bergstation des „Ugaexpress“
Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle, Rucksack mit Getränk, eventuell Snack, Sonnenschutz
Einkehrmöglichkeiten: Berggasthof Elsenalpstube, Berggasthof Uga Alp, Ragatzer Alp, Kiosk Uga, mehrere Möglichkeiten im Damülser Ortszentrum

In der Region Damüls/Faschina stehen an ausgewählten Plätzen insgesamt vier Schaukeln der Marke „Hutschn“. Im Rahmen des „Perspectival“-Festivals wurden jüngst zwei dieser Standorte erwandert, dabei gaben Andreas und Matthias Bunsen sowie Andreas Baumann, die kreativen Köpfe hinter den handgefertigten Installationen, amüsante und interessante Einblicke.

Gestartet wurde bei der Bergstation des „Ugaexpress“ in Damüls. Von dort ging es rechts vorbei am Bergrestaurant auf schmalem Pfad bis zum Fuße des Elsenkopfs. Dort wurde bei der ersten Schaukel mit grandiosem Bergpanorama Station gemacht. “Wir haben wiederentdeckt, was wir als Buben schon wussten - schaukeln macht glücklich und frei“, berichteten Andreas und Matthias Bunsen.

Die Damülser Berglandschaft (Bild: Bergauer)
Die Damülser Berglandschaft

Dieses Lebensgefühl möchten sie nun so vielen Menschen wie möglich vermitteln. Damüls/Faschina soll der Startpunkt für ein im besten Fall Alpen-übergreifendes Projekt sein. Diesen Plan verfolgen die drei Gründer der Marke „Hutschn“ in ihrer Freizeit.

Andreas Baumann, einer der Gründer der Marke „Hutschn“ (Bild: Bergauer)
Andreas Baumann, einer der Gründer der Marke „Hutschn“

Die Herstellung der „Hutschn“ war von Anfang an nicht profitorientiert ausgelegt. Bewusst habe man sich gegen eine kommerzielle Massenproduktion entschieden. Die Schaukeln werden in aufwändiger Handarbeit aus massiven Eichenbohlen gefertigt. Eichenholz deswegen, weil es das langlebigste und robusteste Holz in unseren Breitengraden ist. Dann war es an der Zeit das Produkt zu testen - ein Akt, der so manchem einen Freuden-Jauchzer entlockte.

Ausstellung

Im Rahmen des „Perspectivals“ wurde im FIS Ski Museum in Damüls auch eine Ausstellung zum Thema Schaukeln eröffnet. Dabei sind unter anderem Fotos aus der Sammlung von Claudia Grabowski (www.claudiagrabowski.de) zu sehen. Die Fotografin aus Bremen hat unter dem Titel „Frauen, die schaukeln“ ein Buch mit historischen Fotografien zum Thema herausgebracht. „Genau genommen ist es eine Sammlung innerhalb einer Sammlung“, sagt sie, die seit fast zwei Jahrzehnten historische Amateurfotografien und private Schnappschüsse auf Flohmärkten sucht und findet. „Ich sammle Fotos, deren Motive mich berühren oder etwas in mir auslösen.“ Das können Alltagssituationen sein, aber auch Bilder, die verwackelt oder doppelt belichtet sind. Das erste Schaukelfoto fand seinen Weg in Grabowskis Sammlung, weil ihr der Gesichtsausdruck der Frau auf dem Bild so gut gefiel. So kristallisierte sich mit der Zeit ein Thema heraus. Die Leidenschaft für Fotografie hat die Bremerin von ihrem Opa übernommen, der seine Fotoausrüstung an seine Enkelin weitergab, als er erblindete. Die Ausstellung wird zwei Jahre lang zu sehen sein. Öffnungszeiten: Di - Fr, 14 bis 17 Uhr.

Schiffschaukel, England, 1938, zu sehen derzeit in der Ausstellung. (Bild: Sammlung Grabowski)
Schiffschaukel, England, 1938, zu sehen derzeit in der Ausstellung.

Danach ging es retour zum Ausgangspunkt und von dort weiter in Richtung Ragatzer Schrofen. Nach einem knackigen Anstieg führt der Wanderweg durch sommerliche Feuchtwiesen, auf denen Wollgräser wie Wattebäusche aus dem Grün ragen. Die Pflanzen gehören zur Familie der Sauergrasgewächse, diese Arten gedeihen vorwiegend an Moorstandorten.

Schlichtes Design gepaart mit Handwerkskunst
Der Blick reicht von dort weit in die Ferne bis zum schroffen Silvretta-Massiv, auf dem noch vereinzelte Schneefelder in der Sonne leuchten. Inmitten dieser Landschaft befindet sich der zweite Schaukel-Standort und dort gab Andreas Baumann Einblicke in seine Arbeit. Die „Hutschn“ wirken vom Design her schlicht, doch es steckt ein großer handwerklicher Aufwand in den Gestellen.

„Für die Schaukelbretter findet nur Holz Verwendung, das zuvor zehn Jahre schonend an der frischen Luft getrocknet wurde.“ Die Bretter werden weder künstlich getrocknet, noch verleimt oder unter Dampf verbogen - die ergonomische Form wird vielmehr sorgsam aus dem Holz herausgearbeitet. Die Seile für die Schaukeln sind mit bis zu zweieinhalb Tonnen belastbar und werden von Hand verspleißt.

Sommerliche Bergwiesen, auf denen Wollgräser wie Wattebäusche aus dem Grün ragen (Bild: Bergauer)
Sommerliche Bergwiesen, auf denen Wollgräser wie Wattebäusche aus dem Grün ragen

Dabei handelt es sich um einen komplexen Vorgang, bei dem durch manuelle Verflechtung ein besonders belastbares Seil entsteht. Durch einen sogenannten „Augspleiß“ wird das Schaukelbrett schließlich mit dem Seil verbunden. Es steckt also viel Knowhow in den „Hutschn“, die sich durch ihre natürlichen Materialien fast nahtlos in die Landschaft fügen.

Muskelkraft um in Schwung zu kommen
Und wie fühlt es sich an, darauf zu schaukeln? Es braucht etwas Muskelkraft um in Schwung zu kommen, dann aber hebt man ab und es eröffnen sich einem neue Blickwinkel - so nah kommt man dem Gefühl von unbeschwerter Freiheit selten!

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