So wie Albert Einstein

Jedes 100. Kind ist von Autismus betroffen

Oberösterreich
23.07.2023 17:00

Autisten können nicht sprechen und schuld an der Störung sind übermäßiger Medienkonsum oder falsche Erziehung? Die „OÖ-Krone“ ist im Gespräch mit einem Experten für Sprach-, Lern- und Entwicklungsstörungen diesen und anderen Mythen auf den Grund gegangen.

Albert Einstein, Elon Musk, Greta Thunberg: All diesen bekannten Persönlichkeiten wird eine Autismus-Spektrum-Störung zugeschrieben, eine genetische Veranlagung, die angeboren ist. „Es ist also nicht ,falsche’ Erziehung oder übermäßiger Medienkonsum der Auslöser von Autismus“, betont Daniel Holzinger vom Autismuskompetenzzentrum bei den Barmherzigen Brüdern Linz, „auch ein Zusammenhang mit Impfungen lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen.“ Lediglich ein höheres Alter der Eltern könnte einen leichten Einfluss haben.

Autisten sind „anders“
Dass autistische Kinder „anders“ sind, fällt meist schon früh auf: sie meiden Blickkontakt, verwenden keine Zeigegesten, können oftmals ihre Gefühle nicht regulieren, viele von ihnen sind schnell frustriert und zeigen einen stark verzögerten Spracherwerb. „Oft haben die Kinder auch spezielle Interessen, kennen zum Beispiel viele Details über Dinosaurier, interessieren sich früh für Zahlen, Buchstaben oder internationale Flaggen“, sagt Holzinger zu „Krone“.

Eltern wichtig für Therapie
Eines von 100 Kindern ist betroffen, Buben deutlich öfter als Mädchen. Die Diagnose erfolgt ausschließlich über Verhalten und kann etwa ab dem zweiten Lebensjahr gestellt werden. Leider machen sich auch hier die Probleme im Gesundheitssystem bemerkbar. „Derzeit liegt die Wartezeit für eine Erstdiagnose bei uns im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder bei rund sechs Monaten“, erklärt der klinische Linguist. Die Therapie erfolgt durch spezielle Interventionsprogramme, entscheidend sind auch die Eltern, die insbesondere für die Kommunikation mit ihren Kindern gecoacht werden.

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Die Diagnose erfolgt ausschließlich über das Verhalten. Es gibt keinen Bluttest oder bildgebende Verfahren.

Daniel Holzinger, Barmherzige Brüder

Störung nicht heilbar
„Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung wollen zu allermeist durchaus dazugehören, wissen aber nicht wie“, so der Facharzt. Doch er macht Hoffnung: Obwohl Autismus nicht heilbar ist, tragen eine frühe Diagnose und eine gezielte Förderung dazu bei, dass viele Kinder mit Autismus lernen, sich auszudrücken, ihre Selbstständigkeit verbessern, ihre oft speziellen Fertigkeiten weiterentwickeln und letztlich ein glückliches Leben führen können. Daniel Holzinger: „Letztlich geht es auch darum, dass wir als Eltern, Lehrer, Kollegen oder Mitschüler mehr Bewusstsein, Verständnis und Respekt für die Besonderheiten autistischer Menschen gewinnen“.

„Stille Stunde“
Auch rückt die Krankheit öfter in den Fokus der Öffentlichkeit. So führte der Rewe Konzern in ausgewählten Billa-Märkten eine „Stille Stunde“ ein, bei der auf Marktdurchsagen verzichtet und das Tempo an der Kassa verringert wird. So soll Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung ein stressfreier Einkauf ermöglicht werden.

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