Martin Zauner

FPÖ-Landesrat: „Red Bull ist kein Goldesel“

Salzburg
09.07.2023 09:00

Seit knapp drei Wochen ist Martin Zauner Salzburger Sportlandesrat. Mit der „Krone“ sprach der 52-Jährige über das Stadion Grödig, die Eis-Trainingshalle im Volksgarten, Red Bull und Austria Salzburg.

„Krone“:Herr Zauner, warum glauben Sie, dass Sie der richtige Mann für den Posten als Sportlandesrat sind?
Martin Zauner: Ich bin der Sportlichste in der Regierung. Ich habe gesagt, wenn ich es nicht bekomme, dann laufen wir uns das aus (lacht).

Oft gilt der Sport als lästiges Anhängsel. Haben Sie sich aktiv um dieses Ressort bemüht?
Es war im Zuge der Verhandlungen ein bisschen überraschend, dass es zur Disposition stand. Stefan Schnöll war als Sportlandesrat wirklich geschätzt, er hat da einiges angeschoben. Es ist nicht so, als ob das ein lästiges Anhängsel oder die letzte Verhandlungsmasse ist. Nein, nein. Stefan hat das ungern abgegeben. Er unterstützt mich aber auch in der Übergabe. 

Eine absolute Speerspitze des Salzburger Sports ist das Olympiazentrum in Rif. Dort muss groß investiert werden. Wie viel?
Da sind wir bei etwa 60 Millionen Euro, wobei aber auch der Bund mitfinanziert.

Welche Bedeutung hat das ULSZ für Sie?
Ich sehe es vor allem für Salzburg sehr wichtig, es ist für den Zentralraum super gelegen und für alle Sportarten ein super Standort. Den muss man hegen und pflegen.

Apropos Pflege: Die Trainingshalle im Volksgarten ist sanierungsbedürftig. Bürgermeister Preuner bevorzugt die kleine Lösung (Sanierung), die viele als „Fleckerlteppich“ bezeichnen. Die große (Neubau inkl. Gesamtkonzept für die Eisarena) kostet indes deutlich mehr Geld.
Jetzt geht es einmal um die offene Trainingshalle. Da schauen schon die Rohre raus. Meine persönliche Meinung ist, dass der Volksgarten gut geeignet ist für so eine Eishalle sowie dem Bad und Freizeitpark daneben. Dazu ist die Stadt fußläufig erreichbar. Man muss nicht immer alles an die Peripherie drängen. Auch die große Eishalle kommt in die Jahre. Ich würde auf eine langfristige Lösung drängen und nicht wieder irgendwo ein Pflaster draufpicken und so weitermachen. Wenn die Stadt, die letztendlich entscheidet, aber sagt, dass man es woanders macht, habe ich auch nichts dagegen. Mir geht es darum, dass es genügend Eiszeiten gibt. 

Es gibt nicht viele Standorte, die in Frage kommen.
Harald Preuner hat das Asfinag-Gelände angedacht. Das ist sicher kein schlechter Standort. Womit wir aber nicht gut beraten wären, ist eine Standort-Diskussion, die sich über Jahre zieht. Man muss jetzt etwas machen. Die Trainingshalle für 13 Millionen zu sanieren und dann die Arena an einem anderen Standort zu bauen, halte ich für einen Blödsinn. Im Volksgarten gibt es ja auch das Containerdorf - das ist ein Kuhstall und keine Kabine.

Beteiligt sich das Land an allen Varianten?
Es gibt die grundsätzliche 20%-Förderung, man muss sich das aber immer im Detail anschauen. Klar ist: Es ist eine Peinlichkeit, dass Salzburger Vereine nach Gmunden zum Trainieren fahren müssen.

Wie sehen Ihre Wunschvorstellungen aus, was das Grödiger Stadion betrifft?
Wir brauchen ein zweites Stadion in Salzburg, das zumindest zweitligatauglich ist. Wenn ein Verein dann nach Ried ausweichen müsste, bräuchten wir uns nicht mehr Sportland Salzburg nennen. Wir müssen versuchen, bestehende Infrastruktur zu erhalten. Der Investitionsbedarf ist nicht riesig, wenn es um das Grödiger Stadion geht.

Heißt das auch, dass Austria Salzburg künftig in Grödig spielen soll?
Das muss schon die Austria selbst auch wollen. Das Land ist gerne bereit zu unterstützen. Alle Beteiligten müssen sich zunächst aber einig sein darüber, was sie wollen. 

Das größte Sportereignis der kommenden Jahre wird die Alpine Ski-WM 2025 in Saalbach. Wie sieht der Aufgabenbereich des Landes aus?
Da geht es vor allem um die Infrastruktur, Wirtschafts- und Tourismusförderung, um Bahnhof- und Straßenumbauten, die Anreise der Fans und vieles mehr. Für uns ist die Ski-WM ja nicht nur ein Sportereignis, sie muss von der gesamten Landesregierung getragen werden. 1991 hatten wir die Sonnen-WM, darauf hoffen wir wieder.

Ihr Vorgänger Stefan Schnöll und Salzburgs Vizebürgermeister Bernhard Auinger hatten den Traum, die Tour de France nach Salzburg zu holen. Wie sehen Ihre Visionen aus?
Wir sind froh, dass die Tour of Austria in St. Johann Station gemacht hat. Der Cycledome wird auch bald stattfinden (7./8. September, Anm.). Man wird aber noch träumen dürfen, die Tour de France eines Tages nach Salzburg zu holen. Es wäre eine tolle Geschichte. Domplatz statt Arc de Triomphe (lacht). Ich wäre jederzeit dafür zu haben.

Wie sieht es mit weiteren Visionen aus?
Wir dürfen nicht in Großmannssucht verfallen, wollen eins nach dem anderen angehen. Es wäre aber klarerweise toll, eine Tour de France nach Salzburg zu bringen. Wo mir zu wenig passiert, ist die Salzburg Arena. Die ist auch in die Jahre gekommen, aber wenn man das Thema angreift, kann sich schon was tun. Dort war etwa der Davis Cup schon zu Gast.

Geht es um Sporterfolge in Salzburg, hängen diese oft mit Red Bull zusammen, wie die Fußball- und Eishockeymannschaft beweisen. Die Hand- und Basketballer spielen nicht erstklassig, im Volleyball auch nur die Damen. Ist Erfolg in Salzburg zu sehr von einem Energy-Giganten abhängig?
Vielleicht verlassen sich manche zu sehr auf Red Bull, wobei man auch dort schauen muss, wie es weitergeht. Wir dürfen uns nicht erwarten, dass Red Bull unser Goldesel ist, der uns als Sportland permanent hilft. Wir müssen dankbar sein, was sie im Fußball leisten, im Eishockey investieren und auch darüber hinaus. Dass die österreichische Hymne jeden Sonntagnachmittag weltweit übertragen wird (in der Formel 1, Anm.), ist Red Bull zu verdanken. 

Inwieweit finden Sie, dass der Sport jenen Stellenwert in Salzburg genießt, den er verdient?
Den genießt er nicht. Er sollte einen höheren Stellenwert einnehmen. Es fängt klein in den Schulen an, da ist auch die gesellschaftliche Entwicklung bedenklich. Wenn ich mir anschaue, wie Schulskitage zu meiner Zeit ausgesehen haben - da sind wir noch richtig Ski gefahren. Heute gibt es Pädagogen, die einen Purzelbaum vermeiden aufgrund der Verletzungsgefahr.

Im Regierungsprogramm wird dem Sport wenig Platz eingeräumt, viele Formulierungen sind zudem sehr allgemein gehalten. So sollen bestehende Sportstätten saniert oder bei Bedarf neue Anlagen errichtet werden. Welche sind, abgesehen von den besprochenen, konkret gemeint?
Wir stehen vor einer großen Herausforderung, weil viele Sportstätten in den Gemeinden in die Jahre kommen. Da kommt einiges auf uns zu. Im Sportstättenausschuss habe ich gesehen, dass wir mit der Förderung von 1,2 Millionen Euro nicht auskommen. Da braucht es zusätzlich Geld. Wir müssen uns aber auch genau anschauen, wo Investitionen nötig sind. Nicht jedes kleine Dorf braucht eine mega Anlage.

Was können Sie als Sportlandesrat tun, damit Bewegung in die Sache kommt, um die Bedeutung des Sports zu erhöhen?
Diese Frage müssen Sie mir in fünf Jahren stellen, dann schauen wir, was wir zusammengebracht haben. Ich bin kein Wunderwuzzi, der was rauszaubern kann. Eins nach dem anderen. Wir träumen von der Tour de France, wir träumen davon, dass wir Kindern die Bewegung schmackhaft machen. Es gibt aber nicht eine große Maßnahme, es sind viele kleine Schritte, auch wenn das Poliker-Sprech ist.

Was sollen die Leute über Sie sagen, wenn Ihre Amtsperiode als Sportlandesrat zu Ende geht?
(überlegt) Der Schnöll war schon echt gut, aber der Zauner hat noch eins draufgesetzt.

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