Sorge um Auszubildende

Erster Schlagabtausch um die neue Pflegelehre

Politik & Wirtschaft
22.06.2023 15:30

Erster Schlagabtausch um die Umsetzung der neuen Pflegelehre im Pilot-Bundesland Oberösterreich. Die SPÖ warnt vor einem Ausbrennen der Lehrlinge bei der Pflegelehre und sieht hohe Drop-Out-Raten drohen. Diese Sorgen wiederum nennt die ÖVP „Panikmache“. 

Die SPÖ warnt vor einem „Schnellschuss“ mittels Landesgesetz für die Pflegelehre ohne Befassung eines Unterausschusses im Landtag: „Was Schwarzblau hier vorlegt ist unausgegoren. Die umfassende Einschulung und Begleitung während der Ausbildung ist absolut entscheidend. Wie das angesichts des bestehenden Personalmangels klappen soll ist völlig offen. Lehrberuf heißt außerdem vor allem praktische Tätigkeit - gleichzeitig dürfen die Lehrlinge aber in den ersten Jahren nicht direkt mit den Pflegebedürftigen arbeiten“, sagt SPÖ-Pflegesprecherin Gabriele Knauseder. Ergänzend sagt sie: „Natürlich brauchen wir zusätzliche Pflegekräfte. Deshalb fordert die SPÖ auf Landes- und Bundesebene auch bessere Arbeitsbedingungen und eine Entlohnung während der Ausbildungsphase - wie bei Polizeikräften.“

SPÖ-Pflegesprecherin Gabriele Knauseder im OÖ Landtag (Bild: Land OÖ/Stinglmayr)
SPÖ-Pflegesprecherin Gabriele Knauseder im OÖ Landtag

Zentrale Fragen sind noch ungeklärt
Das Konzept der Pflegelehre wurde laut SPÖ national als auch international vielfach kritisiert und auch SPÖ-Pflegesprecherin Knauseder sieht zentrale Fragen noch ungeklärt. Etwa muss die umfassende Betreuung und Einschulung durch erfahrene Pflegekräfte während der Ausbildung garantiert sein. Dafür braucht es personelle Ressourcen. „Es müssen also bereits jetzt ausreichend Pflegekräfte verfügbar sein, die eine umfassende Einschulung und Begleitung der jungen Menschen in der Pflegelehre ermöglichen. Kann das nicht sichergestellt werden, drohen junge Menschen aufgrund von Überforderung frühzeitig wegzubrechen“, nennt die Landtagsabgeordnete nur einen ungeklärten Aspekt.

SPÖ-Panikmache ist respektlos
Der Konter von ÖVP-Klubobmann Christian Dörfel kommt umgehend und in Schärfe:  „Ich appelliere an die SPÖ, ein Zukunftsmodell nicht schlechtzureden und mit Fakten zu arbeiten. Diese unbegründete Panikmache ist respektlos und hilft letztendlich niemandem - nicht den Lehrlingen, nicht den Fachkräften und schon gar nicht den pflegebedürftigen Menschen“, zeigt sich Dörfel verständnislos.

OÖVP-Klubobmann Christian Dörfel (Bild: © Harald Dostal / 2023)
OÖVP-Klubobmann Christian Dörfel

Pflegelehre nicht herabwürdigen
Dörfel weiter: „Die Pflegelehre ist ein wichtiger Schritt, um bereits nach der Schulpflicht junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. Dabei werden sie entsprechend dem Lehrplan langsam an die praktischen Tätigkeiten herangeführt. Um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu bewältigen, brauchen wir eine Vielzahl an Wegen - die Pflegelehre ist einer davon und sollte nicht herabgewürdigt werden. Schließlich müssen wir alle Möglichkeiten, nutzen um Verbesserungen für die Menschen in unserem Land zu schaffen“, so der OÖVP-Klubchef unter Verweis auf die Fachkräftestrategie Pflege. In der Schweiz beispielsweise sei die Pflegelehre ab 15 Jahren mittlerweile der zweitbeliebteste Lehrberuf. Die nötigen gesetzlichen Änderungen für die Pflegelehre in Oberösterreich würden daher umgehend beschlossen.

Früher Pflege-Einstieg kommt gut an
Das ist am Donnerstag (22. Juni 2023) im Gesellschaftsausschuss des Landtags auch tatsächlich passiert. SPÖ, MFG und NEOS haben gegen die legistische Umsetzung im Oö. Pflichtschulorganisationsgesetz gestimmt und sich damit eine Rüge der OÖVP eingehandelt: Sie seien „gegen die Zukunft der Pflege“. „Die Pflegelehre ist eine weitere wichtige Säule, um jungen Menschen den Pflegeberuf näher zu bringen. Ich habe selber aus persönlichen Gesprächen mit jungen Menschen gesehen, wie positiv die Möglichkeit eines früheren Einstiegs in die Pflege bei ihnen ankommt. Mit der Pflegelehre schaffen wir das beste Angebot, um diesen sinnstiftenden Beruf zu ermöglichen“, ist OÖVP-Pflegesprecherin Gertraud Scheiblberger überzeugt.

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