Vom Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel bis zum Radklassiker im Ötztal: Ein tschechisches Jetset-Pärchen hatte es am Rande von Großveranstaltungen auf die teuersten Bikes und Skier abgesehen. Von belastenden Überwachungsvideos und Zeugenaussagen ließ sich der 46-Jährige aber nicht beeindrucken.
Mehrere Monate U-Haft liegen hinter ihm, doch der Angeklagte (46) erscheint lässig und gebräunt wie einst auf einer VIP-Tribüne. Der angeblich bestens verdienende tschechische Autohändler und Ferrari-Fahrer war quer durch Europa und oft in Österreich bei Sport-Großereignissen dabei. Laut Anklage immer auf der Suche nach den teuersten E-Bikes und Skiern, die er frech mitgehen ließ. Ermittelter Schaden von Jänner 2022 bis Jänner 2023: rund 145.000 Euro.
Als Mitangeklagte sitzt ein Model (24) aus Prag im Innsbrucker Gerichtssaal. Sie war bei den Coups offenbar nicht dabei, posierte aber mit einem der Bikes auf einem Foto – was ihr als Hehlerei angekreidet wird.
Originelle Erklärungen für jeden einzelnen Diebstahl
„Nicht schuldig“, erklärte der Angeklagte – und hatte für jeden einzelnen Vorwurf teils abenteuerlichste Erklärungen parat. Nach Diebstählen beim bekannten Ötztaler Radmarathon setzte die Polizei auf Verkehrskontrollen, prompt fanden sich im Transporter des 46-Jährigen zwei als gestohlen gemeldete Räder. „Eines lag bei einer Mülltonne, ich dachte, es sollte weggeworfen werden. Das zweite habe ich um 5000 Euro gekauft“, schilderte der Mann treuherzig. Und nein, einen Beleg dafür habe er nicht. In einem Luxushotel dokumentierte eine Überwachungskamera, wie sich der 46-jährige ein Bike von einem Radträger schnappte und aus der Garage schob. Rechtfertigung: „Wissen Sie, Frau Richterin, ich bin halt ein Freak und wollte die Bremsen des Bikes testen.“ Abseits der Sportevents soll der Mann auch in Luxushotels zugeschlagen haben, beispielsweise in Salzburg.
Nach Sommer-Feldzügen zum Hahnenkamm
Nach den sommerlichen Coups wartete der 46-Jährige auf den Prozess, war auf freiem Fuß und kehrte prompt nach Österreich zurück: Beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel logierte er mit seiner Freundin fürstlich, faselte vor Gericht von Geschäftsterminen und Kunden. Bis er offenbar erneut eine Gelegenheit nutzte und fremde Skier in ein Taxi lud. „Ich dachte, das sind Skier meiner betrunkenen Freunde.“ Bei einer erneuten Fahrzeugkontrolle zeigte er den Ausweis eines Freundes vor. Erklärung: „Ein Versehen, den Ausweis hatte der Freund auf der Sonnenblende vergessen.“
Beobachter im Gerichtssaal konnten zeitweise ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Letztlich verhängte der Schöffensenat über den einmal vorbestraften Mann zwei Jahre unbedingte Haft (nicht rechtskräftig). Die Frau wurde hingegen freigesprochen.
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