Im Herbst 2011 zog Ralf Rangnick bei Schalke die Reißleine: Erschöpfungssyndrom. Wie er den Akku wieder auflud und welche Lehren er zog - eine Kolumne von „Krone“-Redakteur Peter Klöbl.
Sieben Monate nachdem Ralf Rangnick im März 2011 zum zweiten Mal Trainer bei Schalke geworden war, hörte er von einem Tag auf den anderen auf - Grund war ein Erschöpfungssyndrom, Rangnick sprach damals als erster Trainer in Deutschland offen darüber, erntete für diese Vorreiterrolle viel Anerkennung.
Auch beim Termin mit der „Krone“ sprach er offen darüber: „Es sind viele Dinge zusammengekommen, ich war in Hoffenheim Trainer und Sportdirektor, mein Vater hatte eine missglückte Leisten-Operation, die ihn vier Monate auf die Intensivstation des Krankenhauses in Heidelberg gebracht hatte. Ich war jeden Tag mit meiner Mutter bei ihm, saß jeden Tag 240 Kilometer im Auto, Gott sei Dank mit einem glücklichen Ende, mein Vater feiert Samstag seinen 92. Geburtstag - aber es war absoluter Raubbau. Ich habe dann trotzdem das Angebot von Schalke angenommen, aber die ganze Zeit gemerkt, dass ich keine Möglichkeit hatte, mich zu erholen oder zu regenerieren, dann kam ein Punkt, wo ich merkte, dass ich nicht mehr in die Gänge kam, da musste ich die Reißleine ziehen. Und ich musste offen damit umgehen, denn im Fußball fragt natürlich jeder sofort, was los ist.“
Welche Lehren er mitnahm: „Ich habe vieles umgestellt, Ernährung, Schlafverhalten etc., so lud sich der Akku wieder auf, je älter ich werde, desto mehr achte ich auf meinen Körper. Ich war jetzt auf Sylt, habe eine, sagen wir mal ,Generalüberholung‘ gemacht, das war richtig gut, ich hab sechs Kilo abgenommen.“
Feuer und Leidenschaft
Und die Zukunft? „Ich möchte mich nur noch mit Menschen und Aufgaben umgeben, die mir Spaß machen, das ist eine gewisse Art von Luxus. In diesem Job brauchst du das Feuer und die Leidenschaft, in dem Moment, wo du das nicht mehr hast, musst du sofort aufhören. Ohne inneren Antrieb kannst du die anderen nicht mit auf die Reise nehmen - aber dieses Gefühl habe ich jetzt überhaupt nicht, nur Feuer und Leidenschaft für Österreich und unsere Ziele.“
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