In einer am Dienstagabend veröffentlichten Erklärung forderte Tilg die Medizinische Universität Innsbruck auf, "den seit geraumer Zeit vorliegenden neuen Strukturplan für die Kinderklinik umgehend zu verabschieden". Er erwarte sich eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls. Die Selbstanzeige des Krankenanstaltenerhalters Tilak bei der Staatsanwaltschaft sei der erste Schritt gewesen. Laut der Medizinischen Universität steht der Tod des dreijährigen Kindes allerdings "in keinem ursächlichen Zusammenhang mit der notwendigen Neustrukturierung der Kinderklinik".
Laut Tilg fehle für die Neustrukturierung der Kinderklinik nur noch die Zustimmung des Universitätsrates der Medizinischen Universität. Durch die angestrebte Neuausrichtung würden auch personelle Weichenstellungen ermöglicht. Derzeit seien vier der fünf unter dem Dach des Departments für Kinder- und Jugendheilkunde zusammengefassten Kliniken nur mit einer interimistischen Leitung besetzt. Die Leitungsfunktionen könnten jedoch nicht von der landeseigenen Tilak besetzt werden, so Tilg.
Sollte sich die Medizinische Universität Innsbruck nicht dazu durchringen können, den gesamten Entwicklungsplan der Uniklinik ehestmöglich zu beschließen, könne er sich auch ein Herauslösen der Kinderklinik aus dem Gesamtpaket vorstellen.
Mehr Mittel für Patientenversorgung gefordert
Auch Vertreter von Oppositionsparteien nahmen Stellung. So meinte der Chef der stärksten Oppositionsfraktion im Landtag, Fritz Dinkhauser vom Bürgerforum, die Innsbrucker Klinik kranke an ihrer gesamten Struktur. Ärzte und Mitarbeiter würden berichten, dass mittlerweile mehr Personal in der Verwaltung arbeite als für die Gesundheitsversorgung der Menschen zur Verfügung stehe. Statt Topmedizinern werde Mittelmaß engagiert. Die eigenen guten Mitarbeiter würden übergangen, die meisten hätten Knebelverträge und würden sich nicht trauen, ihre Meinung zu äußern.
Allein das eigene Medizinuni-Rektorat koste pro Jahr mehr als eine Million Euro. Statt das Geld in eine zweite Verwaltungsstruktur zu stecken, solle es der Gesundheitsversorgung der Menschen zugutekommen, forderte Dinkhauser. Gesundheitslandesrat Tilg verspiele nicht nur das Vertrauen in die Kinderklinik, sondern setze das Vertrauen in die gesamte Uniklinik aufs Spiel.
FPÖ-Obmann Gerald Hauser forderte die Einsetzung einer unabhängigen Expertenkommission. Sie solle die Vorfälle unter die Lupe nehmen, damit das Vertrauen wiederhergestellt werden könne. Der Kommission sollten Vertreter von Bund und Land sowie Vertreter aller Landtagsparteien angehören.
Klinik: Narkose "ohne Probleme" verlaufen
Die Dreijährige war am 15. Oktober in das Bezirkskrankenhaus Schwaz eingeliefert worden, weil es beim Spielen Klebstoff verschluckt hatte. Von dort war das Kind aber umgehend an die Innsbrucker Klinik überwiesen worden. Die Narkose bei einer Routine-OP sei laut Ärztlicher Leitung dann "ohne Probleme" verlaufen. Zu der Verschlechterung des Zustands des Kindes, die in einem Multiorganversagen mündete, sei es rund drei Tage später gekommen (siehe Infobox).
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