Einigung nach 14 h

Im Schnitt 4,2%: Metaller-Löhne legen kräftig zu

Österreich
18.10.2011 06:29
Die 165.000 Arbeiter und Angestellten der Metallindustrie dürfen sich ab 1. November 2011 über deutlich mehr Geld freuen. Sie erhalten im Schnitt um 4,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt, Hilfsarbeiter um bis zu 5,3 Prozent zusätzlich. Außerdem wird die Elternkarenz deutlich ausgebaut. Der Industrie kostet der Abschluss rund 300 Millionen Euro. Der Einigung am Dienstag um 4 Uhr früh in der Zentrale der Wirtschaftskammer in Wien waren ein 14-stündiger Verhandlungsmarathon und Warnstreiks vorausgegangen.

Konkret sieht das Ergebnis der Kollektivvertragsverhandlungen so aus: Die untersten Beschäftigungsgruppen A und B erhalten um 4,4 Prozent mehr, durch eine Mindestaufzahlung von 80 Euro kommen sie unterm Strich auf ein Lohnplus von 5,3 Prozent. Die Gruppen C und D erhalten 4,3 Prozent zusätzlich, die Gruppen E und F 4,2 Prozent, die Gruppe G 4,0 Prozent und die Topverdiener (H, I, J, K) 3,8 Prozent mehr. Der Mindestlohn für die nächsten zwölf Monate liegt bei 1.583 Euro brutto, nach zuletzt 1.515 Euro.

Betriebe mit einer schwachen Ertragslage erhalten Ausnahmegenehmigungen. Wie diese genau aussehen, wurde am Dienstag in der Früh von den Verhandlern noch nicht präzisiert. Mit einem durchschnittlichen Plus von 4,2 Prozent liegt der Abschluss jedenfalls erheblich über der Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von 2,8 Prozent, die als Basis für die Kollektivverhandlungen herangezogen wurde. Auch die zuletzt hohe Inflationsrate von 3,6 Prozent wurde damit abgedeckt.

Die künftige Regelung der Elternkarenz bringt ebenfalls deutliche Verbesserungen für die Arbeitnehmer. Bisher wurden zehn Monate für ein Kind für die Gehaltsvorrückung angerechnet, ab 1. November werden 16 Monate für jedes Kind berücksichtigt.

"Arbeitskampf war notwendig"
Christoph Hinteregger (links im Bild) und Alfred Hintringer auf Arbeitgeberseite sowie Rainer Wimmer (rechts im Bild) und Karl Proyer auf Gewerkschaftsseite bedankten sich nach der Einigung vor Journalisten beim Gegenüber für die konstruktiven Gespräche. Die angespannte Stimmung nach den Warnstreiks Ende der vergangenen Woche war schon bald nach Beginn der Verhandlungen am Montag knapp nach 14 Uhr wie verflogen. Wimmer betonte aber nach Verhandlungsende, dass der Arbeitskampf notwendig war, um der Arbeitgeberseite die Entschlossenheit der Belegschaft klarzumachen. Lapidarer Kommentar von Hinteregger: "Wir hätten darauf gerne verzichten können."

Faymann begrüßt "gutes Ergebnis"
Bundeskanzler Werner Faymann hat die Dienstag früh erreichte Einigung begrüßt und den Verhandlungspartnern zum "guten Ergebnis" gratuliert. "Sie haben den erfolgreichen Weg der österreichischen Sozialpartnerschaft fortgesetzt, der sowohl die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Mittelpunkt stellt als auch den Wirtschaftsstandort im Auge behält", so der Bundeskanzler in einer Aussendung.

Erfreulich sei der gute Lohnabschluss für die niedrigeren Einkommensgruppen, von dem vor allem Frauen profitierten. "Der Lohnabschluss stärkt die Kaufkraft der Menschen mit niedrigen Einkommen. Das hilft den Menschen und der Konjunktur." Fast das gesamte Einkommen der unteren Einkommensgruppen fließe in den Konsum. Die verhältnismäßig starke Anhebung der unteren Löhne sei auch ein gutes Signal für die kommenden Kollektivvertragsverhandlungen, zeigte sich der Bundeskanzler überzeugt.

Ab Mittwoch verhandeln die Handelsangestellten
Am Mittwoch beginnen die Lohnverhandlungen für die rund 450.000 Handelsangestellten. Kein anderer Kollektivvertrag umfasst mehr Beschäftigte, die Mehrheit davon sind Frauen. Eine zentrale Forderung der Gewerkschaft der Privatangestellten ist deshalb die Anrechnungszeiten der Elternkarenz, so Proyer nach Abschluss der Metallerlohnrunde.

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