18.000 Menschen weg

Oberösterreichs Jugend blutet in Richtung Wien aus

Oberösterreich
16.04.2023 18:30

Bundesbehörden bieten im öffentlichen Dienst weit mehr Berufschancen in Wien! Allein aus Oberösterreich sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als 18.000 junge Menschen dauerhaft in die Bundeshauptstadt weggezogen, weil sich dort der Bundesdienst mit seinen Institutionen zusammenballt. Die Politik hält Versprechungen nicht ein! 

Die noch amtierende Bundesregierung hat einst einen „Masterplan für den ländlichen Raum“ angekündigt: Zumindest neue Behörden und Institutionen des Bundes sollten nicht nur in der Bundeshauptstadt angesiedelt werden, sondern auch auswärts „in der Peripherie“ Platz finden. Doch dieses Versprechen wurde nicht erfüllt, zeigt Gottfried Kneifel vom Institut Wirtschaftsstandort Oberösterreich auf.

Wien bleibt der „Nabel der Welt“
„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache“, sagt Kneifel: „Von 73 Bundesbehörden oder -agenturen und gesamtstaatlichen Institutionen befinden sich 69 in Wien, das somit der ,Nabel der Welt‘ bleibt. Zum Vergleich: In Deutschland sind 68 Bundesdienststellen auf 25 verschiedene Städte aufgeteilt.“ Die Österreichische Gesundheitskasse, die Digitalisierungsagentur des Bundes, das Bundesamt für Steuerbetrugsbekämpfung und die Asylagentur haben alle ihren Sitz in Wien, also werden auch Neugründungen nicht nach auswärts vergeben.

Ländlicher Raum wird benachteiligt
„Wenn es um die Bevorzugung von Wien bei der Einrichtung neuer Bundesagenturen geht, ziehen alle Parteien an einem Strang“, erklärt Kneifel. „Auf der Strecke bleibt dabei der ländliche Raum, weil mit der Gründung jeder Bundesdienststelle auch hochwertige Arbeitsplätze und zusätzliche Wertschöpfung - entgegen den Ankündigungen in den Regierungsprogrammen - neuerlich in Wien zentralisiert werden.“

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Paradoxerweise ist auch der Sitz der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen im 3. Bezirk in Wien untergebracht - und nicht wie eigentlich vermutet in Tirol

Gottfried Kneifel, IWS OÖ

Bevölkerungsrückgang in vielen Gemeinden
Diese Praxis sei mit ein Grund, dass allein aus dem Bundesland Oberösterreich in den vergangenen zehn Jahren mehr als 18.000 junge Menschen - nicht nur aus Studiengründen, sondern dauerhaft - in die Stadt Wien übersiedelt sind, weil sich u. a. im öffentlichen Sektor dort mehr berufliche Chancen anbieten. Im Gegensatz dazu gibt es laut Statistik Austria in rund 25 Prozent der oö. Gemeinden einen Bevölkerungsrückgang.

In der Großstadt gibt‘s das volle Angebot
„Viele kleine und mittlere Gemeinden sind mit Problemen wie Ärztemangel sowie dem Fehlen von Digitalisierung, Kinderbetreuung, Infrastruktur, Schulerhaltung, Pflege- und Sozialdiensten, Vereinsförderung etc. konfrontiert, während die Menschen in der Stadt Wien und in anderen urbanen Zentren aus dem vollen Angebot von Kultur, Bildung, Sportstätten oder der Daseinsvorsorge schöpfen können“, betont Kneifel.

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