11.04.2023 15:30

Grgić-Ansage aus Split

„Hajduk würde mit Salzburg um Titel mitspielen!“

Bei seinem Ex-Klub LASK hat er als Verlässlichkeit in Person gegolten, als einer, der immer alles gibt, sich nie hängen lässt - und zudem auch noch kicken kann. Als er Abschied vom LASK genommen hat, ist vielen in Linz erst wirklich bewusst geworden, was man da verliert - nicht nur den zweiten Glatzkopf neben Gernot Trauner, sondern auch ein wahres Mentalitätsmonster. sportkrone.at hat Lukas Grgić bei Kultklub Hajduk Split, seinem neuen Arbeitgeber in Kroatien, besucht und im Interview so manch Erstaunliches in Erfahrung gebracht! Teil 2 des ausführlichen Interviews mit Lukas Grgic gibt‘s am Mittwoch!

krone.at: Etwas mehr als ein Jahr ist vergangen, seit Du Deine Zelte in Oberösterreich abgebrochen und dafür den Absprung nach Kroatien gewagt hast. Wie bekommt Dir hier an der dalmatinischen Küste das Leben?
Lukas Grgić: Erst einmal muss ich sagen, dass der Schritt nach Kroatien keine Kurzschlussreaktion, sondern ein lange überlegter Schritt war. Schlussendlich war es aber die richtige Entscheidung, was das Sportliche und generell das Leben betrifft - weil das kann man nicht vergleichen vom Wetter her, von den Leuten her. Wir sind sehr gut angekommen und die Menschen haben uns top empfangen - es lässt sich gut leben in Split.

(Bild: Hannes Maierhofer)

Bei all dem Reiz, den Split ausstrahlt, Du bist hier nicht als Tourist, sondern als Fußballer. Was hat für Dich den Ausschlag gegeben, den LASK für einen in Österreich nicht sonderlich glanzvollen Klub zu verlassen?
Ich muss sagen, dass mir beim LASK zu dem Zeitpunkt, da es die Gespräche mit Hajduk gegeben hat, die Entwicklung gefehlt hat. Was mich persönlich angeht, aber auch den Verein, habe ich mir gedacht, dass ich jetzt stehen bleibe, dass ich eine neue reizvolle Aufgabe brauche. Da hat sich die Chance mit Hajduk ergeben - und ich habe wirklich nicht lange überlegen müssen. Weil ich bin von klein auf mit dem Klub aufgewachsen, bin Fan von diesem Klub gewesen und habe jedes Spiel angeschaut, wenn es sich ausgegangen ist.

Hajduk hat es sich einst nicht nehmen lassen, Dich bei Deiner Präsentation als „Hajduk-Fan seit Kindheitstagen“ anzupreisen. Ein Angebot von Dinamo oder Rijeka wäre wohl unannehmbar gewesen, oder?
Es hat schon auch andere Anfragen aus Kroatien gegeben, das gebe ich zu. Aber ich möchte jetzt nicht öffentlich sagen, von welchen Klubs … (lacht) Aber ein Schritt zu Dinamo wäre für mich unmöglich gewesen!

(Bild: Hajduk Split)

Wie zufrieden bist Du mit der heurigen Saison von Hajduk?
Ich glaube, es ist immer wieder ein Auf und Ab gewesen. Gerade zu der Zeit, als ich hergewechselt bin, gab es viel Euphorie - da hatte man ein paar gute Spieler geholt in der Transferzeit. Wir sind auch gut gestartet, ins Cup-Finale eingezogen und mit Dinamo im Titelrennen gewesen. Bis knapp vor Saisonschluss war alles offen, zudem haben wir den Cup-Titel geholt. Zur neuen Saison wollten wir dann auch den Super-Cup holen, da sind wir dann aber im Elfmeterschießen an Dinamo gescheitert. Und was mich anbelangt: Grundsätzlich bin ich zufrieden. Ich hatte ein bisschen gesundheitliche Probleme, die habe ich jetzt aber in den Griff bekommen.

In welchen Tabellen-Regionen würden sich Deiner Meinung nach die kroatischen Klubs in Österreich herumtreiben, vor allem die Spitzenteams wie Dinamo oder eben Hajduk?
Ich glaube schon im oberen Drittel. Uns traue ich es schon auch zu, dass wir in Österreich mit Red Bull Salzburg um den Meistertitel mitspielen würden - so wie Sturm jetzt auch daran schnuppert. Du musst halt hoffen, dass Salzburg mal auslässt, damit du näher herankommst.

(Bild: Hajduk Split)

Und andersrum: Wie würde der LASK, Dein Ex-Klub, hier in Kroatien abschneiden?
Ich glaube, dass sie eine gute Rolle spielen würden. Die Ligen sind jetzt sehr schwer zu vergleichen, etwa das Tempo und die Intensität sind in Österreich sicher viel höher als hier in Kroatien. Aber hier in Kroatien haben die Spieler schon gute fußballerische Fähigkeiten. Da hat jedes Team sechs, sieben richtig gute Fußballer, die zwar nicht so laufstark sind, wie man es von Österreich her kennt, die aber sehr gut kicken können.

Wie schaut‘s mit dem Leistungsgefälle aus? Dinamo Zagreb thront ganz oben, dann kommt Hajduk Split, NK Osijek und normalerweise Rijeka, dann geht’s runter bis zum aktuellen Stockletzten HNK Gorica?
Es ist jetzt nicht so, dass du zu Gorica hinfährst und sie einfach 4:0 oder 5:0 abschießt. Genau gegen uns geben sie zudem noch mehr, weil Hajduk Split im ganzen Land gehypt wird, weil wir die meisten Fans haben, die meisten Mitglieder. Ich glaube, jeder in der kroatischen Liga würde gerne bei uns spielen. Und es liegt dann an uns, dass wir zeigen: WIR sind zu Recht bei Hajduk und IHR bei Gorica!

(Bild: Hannes Maierhofer)

Wie unterscheidet sich der kroatische Liga-Fußball von dem in Österreich?
Was gravierend ist: Die Stadien sind in Österreich besser als in Kroatien. In Österreich, glaube ich, bekommst du gar keine Lizenz, wenn du keine Rasenheizung hast. Hier in Kroatien ist das von Liga-Seite her zwar nicht erforderlich, aber auch in der Nähe von Zagreb gibt‘s Spiele, die bei österreichischem Wetter stattfinden müssen … (lacht) … Also: Die Infrastruktur ist in Österreich schon um einiges besser. Da hinkt Kroatien extrem hinterher - und von den Rasenverhältnissen sowieso ...

Infrastruktur ist ein gutes Stichwort: Denn als Salzburg heuer in der Champions League bei Dinamo Zagreb, eurem Erzrivalen, anzutreten hatte, ist viel von deren „Maksimir“-Stadion als „hässlichstem Stadion Europas“ die Rede gewesen. Ich glaube, in Sachen Hässlichkeit kann euer Stadion nicht ganz mithalten, oder?
Nein, ich finde, unser Stadion ist eines der schönsten in Europa, wenn nicht das schönste vom Design her, Hut ab! Der Architekt hat sich da etwas Cooles einfallen lassen, ein Stadion in Form einer offenen Muschel ...

(Bild: Hajduk Split, Hannes Maierhofer)

... passend zur Küstenregion …
Genau! Wenn ich an das Stadion von Dinamo denke … na ja … Die Kabinen sind ja in Ordnung, da ist alles renoviert. Aber wenn du hinausgehst auf den Platz, da hast du nicht das Feeling, dass du in einem Fußball-Stadion bist. Was auch traurig ist, weil Dinamo spielt ja national und international sehr erfolgreich - und auch die Nationalmannschaft muss dort antreten. Es ist wirklich schade, dass da kein besseres Stadion vorhanden ist. Ich finde es hässlich. Nach dem Erdbeben 2020 haben sie ja auch eine Tribüne gesperrt.

Passend dazu: So schön das Stadion auch sein mag hier in Split, ein Stadion alleine macht noch keine Stimmung - für die braucht man Fans - und von denen habt Ihr jede Menge: Trotz vergleichsweise wenig Erfolg seid Ihr DER Zuschauermagnet in Kroatien. Was ist das Geheimnis von Hadjuk Split?
Ich würde Dich gerne einladen zu einem Spiel, damit Du das siehst, was hier in 90 Minuten abgeht in unserem Stadion. Von Pfiffen bis Gesängen, da ist alles dabei. Wenn der Gegner zwei Minuten Ballbesitz hat, pfeift das ganze Stadion und es kommt eine gewisse Unruhe herein, die Nervosität steigt. Dann schießen wir ein Tor und es wird gesungen und gefeiert. Aber nicht nur die Leute im Stadion, die ganze Stadt, die ganze Region leben einfach für diesen Verein. Einer hat einmal zu mir gesagt: Hier wird zum Frühstück Hajduk gegessen, zu Mittag wird Hajduk gegessen und zum Abendessen auch. Überall ist Hajduk drinnen, in allen Lebensbereichen. Egal, ob jung oder alt, ein neugeborenes Baby wird gleich als Mitglied angemeldet. Jede Niederlage tut jedem weh - wenn Hajduk verliert, ist die ganze Stadt depressiv. Und wenn wir etwa in Zagreb bei Dinamo gewinnen, kann es sein, dass hier in Split ein paar Tausend Leute auf uns warten, um uns zu empfangen.

(Bild: Hajduk Split)

Wie vorhin angemerkt, hat die Trophäen-Sammlung von Hajduk in der jüngeren Vergangenheit keinen Zuwachs erhalten. Bis zum vorigen Mai: Nach 9 titellosen Saisonen hat man den Pokal geholt - und Du bist als Startelf-Spieler ein Teil davon gewesen ...
Da muss ich direkt eine kurze Anekdote vom Pokal-Finale erzählen ... (lacht) ... Beim Frühstück fragt mich der Trainer: „Wie geht’s Dir? Wie fühlst Du Dich?“ Und ich sage zu ihm: „Trainer, wir gewinnen heute den Cup, weil irgendwie habe ich so ein Gefühl in mir drinnen.“ Im Jahr davor hatte ich mit dem LASK das Cup-Finale gegen Salzburg verloren - und da hatte ich vorab gewusst, dass wir es verlieren würden, keine Ahnung warum. Und diesmal war ich mir SO sicher, dass wir dieses Pokal-Finale gewinnen würden. Und ja, am Ende war es ein krasses Erlebnis, der Titel, die Menschenmassen hier am Platz.

Noch dazu hier im Stadion Poljud …
Genau! Das Stadion war bummvoll - ich glaube, 35.000 Leute sind hier gewesen, obwohl eigentlich nur 33.000 hereinpassen ... (grinst) Da kann sich jeder ausrechnen, wie die 2000 hier reingekommen sind ... (lacht) Auch an der Riviera sind wir empfangen worden, haben dort den Pokal präsentiert. Das war ein krasses Erlebnis und ich hoffe, dass wir so weitermachen und vielleicht den Pokal auch dieses Jahr bestätigen.

(Bild: Hannes Maierhofer)

Für Hajduk ist der Cup-Sieg der erste Titel nach einer längeren Pause gewesen, für Dich war es der zweite binnen 5 Jahren nach dem Gewinn der Zweiten Liga. Welcher Erfolg bedeutet Dir persönlich mehr?
Schon der Pokal-Sieg mit Hajduk! Dieser Zweitliga-Titel mit dem LASK, mein Herzensverein in Österreich, so wie Hajduk mein Herzensverein in Kroatien ist, war auch schön und gut, aber nichts, dass du sagst: „Wow!“ Mit dem Pokal-Sieg hier in Split ist es insofern anders gewesen, als man vorab gesehen hat, wie viele Leute hier mitleiden, wie viele Leute hier mitarbeiten. Die ganze Stadt ist verrückt nach diesem Verein - und nach so vielen titellosen Jahren hat man ihnen etwas zurückgeben können.

Teil 2 des ausführlichen Interviews mit Lukas Grgić gibt‘s am Mittwoch!

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