Bei Schaffung von Wohnraum setzt das Land auf Bestandssanierungen. Genossenschaften forcieren lieber den Abriss und einen Neubau. Wegen eines dieser Reconstructing-Projekte gibt es Streit zwischen der Stadt Klagenfurt und mehreren Mietern, welche einen Rausschmiss befürchten.
Insgesamt viertausend Wohnungen wurden in den vergangenen fünf Jahren in Kärnten saniert. Doch nicht immer ist es möglich, die alten Bauten wieder auf Vordermann zu bringen. „Erst wenn eine Sanierung nicht mehr möglich ist, dann stellt das sogenannte Reconstructing eine Alternative dar“, erklärt Kärntens Wohnbaureferentin Gaby Schaunig gegenüber der „Krone“. Und genau diese Form des Bauens findet in Kärnten immer mehr Anklang.
Statt einer kostenintensiven Sanierung werden in die Jahre gekommene Bauten abgerissen und an der gleichen Stelle bzw. in der unmittelbaren Umgebung ein neuer Bau errichtet. „Wir forcieren aber dennoch die Bestandssanierungen“, betont Schaunig.
Jährlich stehen über die Wohnbauförderung 90 Millionen Euro für Neubau, Reconstructing und Bestandssanierung zur Verfügung.
Gaby Schaunig, Wohnbaureferentin Kärnten
Reconstructing erntet auch Kritik
Während das Land auf die Sanierung von Nachkriegswohnbauten und Co. setzt, scheinen Wohnungsgenossenschaften am Reconstructing-Modell mehr Gefallen gefunden zu haben. Alleine in den vergangenen zehn Jahren wurden kärntenweit zehn Projekte realisiert. Und es sollen noch mehr werden. Denn aktuell befinden sich acht weitere Projekte schon in der Umsetzungsphase.
Doch für diese Form des Bauens gibt es nicht nur Lob. Umweltschützer kritisieren, dass durch die Neubauten wertvoller Boden versiegelt werde. Zudem gibt es immer wieder rechtliche Konflikte zwischen Genossenschaften und den Wohnungsmietern, denn diese müssen einem Neubau zu einhundert Prozent zustimmen.
„Wenn wir nicht ausziehen, dann droht uns die Delogierung“
Moos auf den Wänden, herunterbröckelnde Mauerteile, Schimmel - was nach einer alten Ruine klingt, ist ein Mehrparteienhaus in Klagenfurt. „Wir wohnen hier seit Jahrzehnten und wenn wir jetzt nicht ausziehen, dann droht uns die Delogierung“, erzählt ein Mieter beim „Krone“-Lokalaugenschein bei dem heruntergekommenen Mehrparteienhaus.
Doch die Vorwürfe gehen noch weiter. Niemand habe die Mieter darüber informiert, dass das alte Gebäude abgerissen werden solle und mittels Reconstructing ein neuer Bau entstehen solle. „Weil wir nicht gehen wollen, lässt man das Haus jetzt bewusst verwahrlosen.“
Eine Sanierung oder Erhaltung dieses Mehrparteienhauses ist leider aus vielen Gründen nicht mehr möglich, weshalb wir auf ihrem Wohngebiet ein Reconstructing- Projekt realisieren müssen.
Alois Dolinar, Wohnungsreferent der Stadt Klagenfurt
Anschuldigungen, welche der Eigentümer, die Stadt, nicht auf sich sitzen lassen möchte. „Wir haben in einer Mieterversammlung das neue Projekt vorgestellt“, kontert Klagenfurts Wohnbaureferent Alois Dolinar: „Ich habe volles Verständnis dafür, dass es nicht leicht ist, sein jahrzehntelanges Wohnungsumfeld zu verlassen.“
Doch der Auszug aus dem Mehrparteienhaus scheint unumgänglich: „Die Stadt hat eine rechtsgültige Abbruchbewilligung“, so Dolinar.
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