Tatort Internet! Täter und Opfer: Kinder und Jugendliche. Beschimpfungen und Beleidigungen treffen jeden Zweiten. 41 Prozent der Jugendlichen sind mit Lügen und falschen Gerüchten über sich selbst konfrontiert. Das Land Oberösterreich will dagegen jetzt erneut mit einer Kampagne vorgehen.
Und dann ist da noch Mobbing – fast jeder Fünfte zwischen elf und 17 Jahren war schon einmal betroffen. Das zeigt eine Erhebung von „Saferinternet.at“ aus dem Vorjahr. Laut der Plattform für ein sichereres Internet steigen die Zahlen, weil die Pandemie die Lebensrealität von vielen jungen Menschen ins Netz verlagerte.
Meist entstehen Gefühle von Hilflosigkeit, Ängste, Scham. Das Selbstwertgefühl kann stark beeinträchtigt werden. Dadurch trauen sich viele Opfer nicht zu reden und unterwerfen sich schweigend dem Mobbing.
Kurosch Yazdi-Zorn, Psychiatrie-Primar
Mobbing mit fatalen Folgen
Im Internet kann das ständige Sekkieren besonders tragische Ausmaße annehmen. „Am Schulhof waren Streitereien noch eingrenzbar“, sagt Kurosch Yazdi-Zorn, Psychiatrie-Primar am Kepler Klinikum. „Im Gegensatz dazu gibt es online keine Aufsichtsperson und die Täter sind oft anonym.“ Dieses Cyber-Mobbing könne bei den Opfern zu Schlaflosigkeit, Angststörungen und Depressionen führen. Oder im schlimmsten Fall sogar zu Suizid-Gedanken. Auch bei Erwachsenen, wie der Fall von Lisa-Maria Kellermayr zeigt. Die oberösterreichische Ärztin hatte sich im Vorjahr das Leben genommen, weil sie im Internet von Corona-Impfgegnern bedroht wurde.
Land OÖ gegen Hass im Netz
Damit es nicht so weit kommt, rollt das Land OÖ jetzt seine Kampagne „Stop Hass im Netz“ neu aus. Das Frauenreferat von LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) verbreitet Infos und Aufrufe für mehr Zivilcourage in den sozialen Netzwerken sowie direkt in den Schulen. „Wir wollen eine Kultur des Nicht-Wegschauens erzeugen“, so Haberlander.
„Wie geht es dir im Internet?“
Betroffenen Familien rät Primar Yazdi-Zorn vor allem eines: darüber sprechen. Voraussetzung dafür sei ein Klima, in dem sich Kinder trauen, auch Unangenehmes zu erzählen. Dazu können Fragen der Eltern beitragen. Vom einfachen „Was war heute los?“ bis zum spefizischen „Wie geht es dir im Internet?“ Auch auf Symptome sollten Mamas und Papas achten, empfiehlt der Experte. Wenn die Schützlinge daheim etwa regelmäßig über Bauchschmerzen oder Kopfweh klagen, können das Anzeichen für Mobbing sein.
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