Großer Personalmangel

Läuft etwas falsch bei der Pflegeausbildung?

Oberösterreich
22.03.2023 13:30

„Der Pflegenotstand ist Realität“, sagen Branchen-Insider - und wehren sich gegen ein neues Feindbild: „Auf der Suche nach einfachen Lösungen greifen Ärztekammer, Arbeiterkammer und Politik jetzt die Akademisierung der Pflege an, gerade in Oberösterreich.“ Der ÖGKV (Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband) stemmt sich dagegen.

„Mit der Akademisierung fährt der Bund die Pflege an die Wand“, „Ohne Matura kann man nicht mehr in die Pflege gehen“, „Die Akademisierung schreckt Personen, die sich für den Pflegeberuf interessieren, ab“. Das seien nur drei der Aussagen, die in den vergangenen Wochen durch die österreichische, speziell die oberösterreichische, Medienlandschaft geisterten - initiiert von Ärztekammer, Arbeiterkammer und Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP), wie der Pflegeverband kritisiert. Den Pflegenotstand jetzt der Ausbildung, und hier im speziellen der Akademisierung, zuzuschreiben sei ein Versuch, über Versäumnisse hinwegzutäuschen, wird betont.

„Jahrzehntelange Versäumnisse der Politik“
Dass man sich in Österreich Sorgen um die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung macht, sei aber berechtigt. „Der demographische Wandel und die damit einhergehenden Herausforderungen sind seit Jahrzehnten bekannt, und der daraus resultierende Personalmangel hat nichts mit der akademischen Ausbildung des gehobenen Dienstes in der Gesundheits- und Krankenpflege zu tun. Eher sind es die jahrzehntelangen Versäumnisse in der österreichischen Gesundheitspolitik, die uns in die heutige Situation gebracht haben“, sagt Wolfgang Kutter, Landesvorsitzender des ÖGKV Oberösterreich.

Die beruflichen Herausforderungen sind groß
Vergleiche man Pflegefachberufe international, so sei es in den EU- und OECD-Ländern bereits seit Jahrzehnten Realität, dass der gehobene Dienst ausnahmslos an Fachhochschulen oder Universitäten ausgebildet werde. „Das hat auch seine guten Gründe, denn wir stehen in der Versorgung von chronisch kranken Menschen vor große Herausforderungen. Dieser Anteil in der Bevölkerung nimmt in der Anzahl und Behandlungskomplexität zu. Um diese Menschen optimal versorgen zu können, braucht es hochschulische Grundausbildungen in den Gesundheitsberufen“, so Kuttner.

Grüne tritt für optimale Ausbildung ein
Der Pflegeverband fordert von Politik und Interessensvertretungen gemeinsame Lösungen. Gemeldet hat sich bereits die grüne Gesundheitssprecherin Ulrike Schwarz. Sie sagt: „Die Akademisierung in Frage stellen und das Ausbildungsniveau zurückschrauben, ist komplett falsch - Karrieremöglichkeiten attraktivieren den Beruf und schaffen Anreiz!“ Denn nur eine optimale Ausbildung sichere eine hochprofessionelle Pflegearbeit. Und die Landtagsabgeordnete Schwarz ergänzt ganz grundsätzlich: „Dass wir viel zu wenig Pflegepersonal haben, ist bekannt. Das ist aber primär kein Problem der Ausbildung. Es müssen Rahmenbedingungen verbessert und Belastungen abgebaut werden. Gemeinsam mit guten Karriereaussichten wird das dazu führen, dass sich mehr Interessierte für den Beruf entscheiden und vor allem auch bleiben. Das ist zu tun, und zwar gemeinsam“.

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