Am Landesgericht fand nun der Prozess nach einer riesigen Veruntreuung von Dieseltreibstoff im Unterland statt: Ein Lkw-Fahrer und ein Tankstellenbesitzer tricksten lange unentdeckt. Nun legten sie ein volles Geständnis ab, was sich auch im Urteil niederschlug.
Wie konnte diese Trickserei nur jahrelang unbemerkt bleiben? Diese Frage stellte sich beim Prozess rund um diese Gaunerei – die „Krone“ berichtete nach dem Auffliegen des Falles.
Ein Tankwagenfahrer (51) half bei einem bayerischen Großunternehmen aus und belieferte von 2016 bis 2021 ein grenznahes Tanklager in Tirol. Dabei nahm der Lenker einen Umweg über die Bundesstraße und pumpte einen Teil der Ladung heimlich in die Erdtanks eines befreundeten Tankstellenbetreibers (57). „Diese Nacht-und-Nebel-Aktion haben wir gemeinsam geplant“, räumten die beiden Angeklagten vor Gericht ein.
Enorme Mengen fielen jahrelang nicht auf
Trotz der später festgestellten enormen Mengen (774.000 Liter wurden abgezweigt) fiel der „Schwund“ nicht auf. Erst durch den Kilometerstand des Lkw und Mautdaten wurden der Juniorchef des bayerischen Unternehmens irgendwann stutzig. Bei einer der illegalen Abladungen tauchte er daher auf und erwischte das Tiroler Duo in flagranti.
Ich habe insgesamt 1,7 Millionen Euro zurückgezahlt. Weil ich abschließen und meine Ruhe haben wollte.
Einer der Angeklagten
„Es war ein schwerer Fehler“, sagte der Lkw-Fahrer konsterniert. Betonte aber, dass er selbst nicht viel von der riesigen Veruntreuung hatte: Er durfte laut Aussage beim 57-Jährigen privat tanken, bekam einmal einen Satz Reifen und ab und zu 100 Euro zugesteckt. Allerdings: Sein Komplize soll ihm in Aussicht gestellt haben, dass er irgendwann die Tankstelle erhalten würde.
„Tätige Reue“ oder nicht?
Spannend war die Frage, ob dem Tankstellenchef „tätige Reue“ zugute gehalten werden konnte. Denn noch bevor die Polizei das Ausmaß der jahrelangen Veruntreuung ermittelt hatte, fädelte er ein Übereinkommen mit dem Geschädigten ein. „Ich habe insgesamt 1,7 Millionen Euro zurückgezahlt. Weil ich abschließen und meine Ruhe haben wollte.“ Die tätige Reue wurde aber in einer „Millimeterentscheidung“ knapp verneint. Die Liter-Anzahl wurde dann anhand der Lkw-Achslasten rekonstruiert.
Beim Tankwagenfahrer kam es nach Auffliegen des Falles auch zu privaten Turbulenzen. Als seine Ex-Partnerin die Beziehung beendete, reagierte er mehrfach wütend, auch Drohungen gegenüber der Frau waren angeklagt. Die rechtskräftigen Urteile waren aber ident: jeweils 15 Monate bedingte Haft und 7200 Euro Geldstrafe.
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