Ein aktueller Fall einer trächtigen, verwahrlosten Hündin wirft wieder einmal die Frage auf: Darf man Tiere als Mitleidsmasche nutzen?
Die Hündin, die noch auf Suche nach ihrem endgültigen Namen ist und bis dahin „Mami“ genannt wird, war hochträchtig und in einem erbärmlichen Zustand, als sie im Leibnitzer Tierheim Adamhof abgegeben wurde. Und hatte dennoch viel Glück. „Weil ein Passant nicht weggeschaut hatte“, sagt die engagierte Obfrau Antonia Schöllauf, „und die Hündin hier bei uns ihre Jungen zur Welt bringen konnte. In Sicherheit und Wärme, medizinisch versorgt.“
Diese Zuwendung hatte sie bitter nötig. „Das hochträchtige Tier war voller Flöhe und anderer Parasiten, stellenweise großflächig wundgekratzt, sie bot einen furchtbaren Anblick.“
Passant kaufte Bettler das Tier ab
Ein Passant hatte sie an der Seite eines Bettlers, der angab, obdachlos zu sein und recht gut Deutsch sprach, im Grazer Stadtpark entdeckt. Der Anblick erbarmte ihn. Schöllauf: „Also bat er den bettelnden Mann, ihm den Hund zu überlassen, kaufte ihm das Tier schließlich ab. Dann wandte er sich an uns.“
Schöllauf und ihr Team kümmern sich jetzt rührend um die Mutter und ihre sieben neu geborenen Jungen. Aber sie hat auch das Veterinäramt verständigt und sagt ganz klar: „Wir müssen das zum Thema machen. Es kann keine dauerhafte Lösung sein, Bettlern ihre Hunde aus Mitleid abzukaufen! Zumal schnell ein anderer bei der Hand ist.“
Ganz klar macht sie: „Wenn Menschen Hilfe brauchen, muss man ihnen helfen, das unterstützt ja wohl jeder und ist hier auch nicht die Frage. Aber Hunde, fühlende Lebewesen, so zu missbrauchen ist nicht tolerierbar.“
In der Kritik stehen nicht Obdachlose, die sich lieb um ihr Tier kümmern. Sondern solche Bettler, die ein Lebewesen rücksichtlos als Mitleidsmasche missbrauchen.
Maggie Entenfellner, Leiterin der „Krone“-Tierecke
In Salzburg bereits verboten
Maggie Entenfellner, Leiterin der „Krone“-Tierecke, stellt sich auch klar hinter jene Vierbeiner, „die als Mittel zum Zweck missbraucht werden“. In Salzburg sei diese Form des Bettelns bereits verboten, „in Wien steht man kurz davor“. Unserer Tierexpertin ist eine Unterscheidung ganz wichtig: „Jene zwischen Obdachlosen oder Bettlern, die tatsächlich mit ihrem eigenen Hund unterwegs sind. Da ist es meist so, dass sie sich rührend um ihr Tier kümmern, es ihr Seelenfreund ist.“ Das stehe aber in krassem Gegensatz zu solchen Menschen, „für die der Hund reines Mittel zum Zweck und jederzeit austauschbar ist“.
Der Grazer Bürgermeisterin sind die Hände gebunden - die Angelegenheit falle, wie Elke Kahrs Büro mitteilt, in die Kompetenzen des Landes, Änderungen würden nur via Landtag erfolgen. Betteln sei generell erlaubt, aber nicht mit Minderjährigen.
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