Die Gewerkschaft schlägt Alarm. Grund ist der Pflegebonus, den die Bundesregierung Pflegekräften zahlt. Das Problem: Im Behindertenbereich wurde laut Gewerkschaft auf jene Mitarbeiter vergessen, die laut Vorgabe zwar die „falsche“ Ausbildung haben, aber das gleiche leisten.
Es macht einen Unterschied, ob man 150 Euro mehr oder weniger auf dem Gehaltskonto hat. In Zeiten der extremen Teuerung fällt dieser Unterschied umso mehr ins Gewicht.
Rund 150 Euro im Monat – das ist in einer Zahl ausgedrückt die Ungerechtigkeit, die die Gewerkschaft GPA beim neuen Pflegebonus ausgemacht hat. „Der Frust ist riesig, die Motivation im Keller“, beschreibt Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol, die Stimmung im Team.
Das erinnert an Erfahrungen mit dem Corona-Bonus. Einer bekommt ihn, der andere nicht. Das treibt einen Keil zwischen die Mitarbeiter.
Robert Senn, Betriebsratsvorsitzender bei den Innsbrucker Sozialen Dienste
Doch wie kann das sein? Der Bund knüpft die Auszahlung an bestimmte (Pflege)ausbildungen. Im Behindertenbereich kommen aber nicht wenige Mitarbeiter aus artverwandten Berufen wie Pädagogik oder Psychologie. „Mit einer Zusatzausbildung dürfen sie entsprechend den Landes-Richtlinien in der Behindertenhilfe arbeiten. Dass sie jetzt für den gleichen Job weniger bekommen, versteht keiner“, schüttelt die Lebenshilfe-Betriebsrätin den Kopf. Dabei habe man in der Behindertenhilfe so darum gekämpft, das Aufgabenfeld nicht auf Pflege zu reduzieren.
Gut gemeint, schlecht gemacht: Die Richtlinie für den Pflegebonus stößt vor allem im Bereich der Behindertenarbeit Beschäftigte vor den Kopf.
Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende Lebenshilfe Tirol
Es zeigt sich: Nicht alle Mitarbeiter bekommen den Pflegebonus
Worum geht es? Die ersten Auszahlungen im Rahmen des im Vorjahr beschlossenen Pflegebonus sind erfolgt. Dabei habe sich – so Gewerkschafter Ralf Wiestner – gezeigt, dass nicht alle Mitarbeiter in der Behindertenhilfe den Bonus bekommen. „Sie machen die gleiche Arbeit, bekommen aber weniger“, bringt es Sonja Föger-Kalchschmied auf den Punkt.
Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie Mitarbeiter nach den zuletzt so schwierigen Jahren beim Bonus durch die Finger schauen.
Ralf Wiestner, stellvertretender Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA Tirol
Gewerkschaft geht von rund 800 Benachteiligten in Tirol aus
Wie viele Beschäftigte in Tirol von der Benachteiligung betroffen sind, sei derzeit noch schwer zu sagen, meint Wiestner. Er schätzt, dass es an die 800 Personen sind. Bei der Gewerkschaft GPA würden sich die Beschwerden und Anfragen derzeit jedoch häufen.
„Der Bund muss unbedingt nachbessern“
Die Forderung der Berufsvertreter ist klar: Der Bund müsse nachbessern und den Pflegebonus allen gewähren, die den Richtlinien des Landes für Behindertenarbeit entsprechen. Passiert das nicht, werde sich die Personalnot weiter verschärfen. „Dabei tun wir uns jetzt schon schwer, Mitarbeiter anzuwerben“, erklärt Markus Pichler vom Diakoniewerk Tirol. Konkret fürchtet Föger-Kalchschmied um die Absolventen der „Sozialpädagogik Stams“. Viele von ihnen arbeiten im Behindertenbereich, den Bonus bekommen sie laut Gewerkschaft aber nicht.
Der Bund sei bisher leider nicht bereit nachzubessern, verweist Wiestner auf entsprechende Anfragen. Krisengespräche folgen, Demonstrationen sind angedacht.
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