Vor vier Jahren verlor er nach einem schrecklichen Unfall beinahe sein Bein. Nun ist die steirische Motorrad-Legende Helly Frauwallner zurück in Afrika und will mehr als 5000 Kilometer bis nach Dakar zurücklegen.
Mit 65 Jahren will es die steirische Motocross-Legende Helly Frauwallner noch einmal wissen: Mit der Maschine von Marrakesch (Marokko) bis Dakar (Senegal) auf der klassischen Rallye-Route steht ab dem 11. Februar auf dem Programm - kaum vier Jahre nach dem katastrophalen Crash in Bosnien, den der „Unkaputtbare“ aus Bairisch Kölldorf nur mit ganz viel Glück und der Prognose „Nie wieder Motorrad!“ überlebt hat.
Kurze Rückblende: Helly ist in Bosnien auf einer planmäßigen Trainingsfahrt, als ihn ein zerstreuter 85-jähriger Einheimischer mit seinem Van frontal abschießt. Es folgt eine dreistündige Rettungsfahrt nach Banja Luka: Wundversorgung, das zertrümmerte Becken wird notdürftig stabilisiert.
Weitertransport per Auto ins LKH Feldbach, dort Großalarm und sofort per Helikopter nach Graz, wo blitzartig die Intensivmaschinerie anläuft: sechs Operationen, Darmriss, Seitenausgang, Lungenembolie, Vergiftungssymptome, Infekt im rechten Bein. Der Steirer schrammt haarscharf an der Amputation vorbei.
Steirer begann Reha schon im Rollstuhl
Überlebt hat Frohnatur Helly nur mit viel Glück und dank der hohen Kunst der Ärzte, aber noch im Rollstuhl beginnt er die Reha und schafft 2022 bereits wieder 400 Stunden auf seiner Husqvarna 450 - wenn auch mit schweren Panikattacken bei jedem entgegenkommenden Fahrzeug.
Nach sechs Motocross-Staatsmeistertiteln und rund 300 Siegen in nationalen und internationalen Rennen könnte er es nun ruhiger angehen, aber er hat in Afrika noch eine Rechnung offen: 2009 wurde er „nur“ Zweiter bei der „Heroes Legend Paris-Dakar 2009“.
5000 Kilometer an der Grenze der Belastbarkeit
Also kommt es jetzt zur Neuauflage - zwar ohne volles Renn-Risiko, aber doch über 5000 Kilometer in zwei Wochen mit nur einem Ruhetag und Tagesetappen von 400 Kilometern über Sand, Stein und Berge und durch die Wüste. Neben Helly und Sohn Andre sind noch drei geländeerfahrene Steirer mit von der Partie: Thomas Lang aus Leibnitz sowie Gottfried und Peter Werschnig aus Deutsch Goritz.
Acht weitere Zweiradpiloten kommen aus Wien und Deutschland, den Begleitbus lenkt als Organisator und Inhaber der veranstaltenden „ORX-Off Road Experience“ aus Gibraltar, der gebürtige Burgenländer Stefan Rosner.
Ein Koch wird zur Lebensversicherung
Dazu kommen noch Mechaniker Sebastian Dorner im Pick-up sowie als Schlüsselfigur Helal Zouhaier. Der Koch und gebürtige Tunesier ist nicht nur ortskundig, sondern spricht auch perfekt Englisch, Französisch und arabische Dialekte. Eine Art Lebensversicherung, wenn man weiß, dass die ursprüngliche Paris-Dakar-Rallye wegen der unsicheren politischen Verhältnisse zuerst nach Südamerika und jetzt nach Saudi-Arabien abgewandert ist.
Geschlafen wird in Zelten
Am Mittwoch startete Frauwallner mit einem Teil seines Teams und den Motorcross-Maschinen am Land- und Seeweg in Richtung Marokko, die meisten Piloten folgen in einigen Tagen per Flugzeug. Start ist dann in Marrakesch. Von dort geht’s durch Marokko, Westsahara, Mauretanien und Senegal bis Dakar. Geschlafen wird in Zelten, nur für den Ruhetag ist ein Hotel reserviert.
Die Unglückszahl von 13 Zweiradpiloten nimmt Helly gar nicht erst zur Kenntnis: „Mich darfst nicht dazurechnen, ich muss mein staubiges Dutzend gut nach Dakar bringen! Und außerdem hab ich von meiner Frau Resi die strikte Anweisung, ohne Verletzung nach Hause zu kommen.“
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