Der Torjäger war Kult bei den Veilchen. „Ho-Ho-Hosiner“ hallt es fühlt heute noch durch Favoriten. Mit 32 Toren schoss er die Austria 2012/13 zum Meister. Der letzte violette Knipser, wenn man so will. Einen wie ihn könnte man am Verteilerkreis gut gebrauchen. Heute kickt der mittlerweile 33-Jährige in Offenbach. Die „Krone“ traf sich mit ihm in Eisenstadt. Im weihnachtlichen „Plausch“ spricht Philipp Hosiner über:
. . . die vergangenen Monate beim neuen Klub:
Kickers Offenbach ist ein Klub mit Tradition und Ambition. Beeindruckend ist, dass da selbst in der deutschen Regionalliga im Schnitt 7000 Zuschauer kommen. Der Verein ist ein schlafender Riese, hat extremes Potenzial. Ich fühle mich dort pudelwohl und bin der erfahrenste Spieler im Kader. Ich sehe es als meine Aufgabe, junge Spieler zu führen, möchte ihnen ein Vorbild sein. Es zählt nur der gemeinsame Erfolg, dem ordne ich alles unter.
. . . die Situation bei der Wiener Austria:
Ich verfolge das natürlich, hab nach wie vor Kontakt zu dem ein oder anderen. Die Austria liegt mir am Herzen. Das Aus von Trainer Manfred Schmid, den ich auch als Köln-Zeiten bestens kenne, kam für mich schon überraschend, aber so ist eben auch der Fußball. Sportlich war es zuletzt ja nicht ganz verkehrt, was gezeigt wurde. Ich denke, dass das Trainerteam alles aus dem Team herausgeholt hat. Somit bin ich gespannt, was kommt bzw. noch passiert in den nächsten Wochen, vor allem in Sachen neuer Trainer.
. . . den Bundesliga-Abstieg der Admira:
Das ist extrem schade und tut mir sehr weh. Ich hatte schöne Erfolge dort, vor allem die Europacup-Spiele 2012 waren Highlights. Die Admira brachte immer Leistung im Schatten der Wiener Klubs und galt eigentlich als unabsteigbar. Ich hoffe, dass sie bald wieder zurück sind, wo sie auch hingehören!
. . . die in Europa erfolgreichen Ex-Klubs Union Berlin und Köln:
Das freut mich ungemein. Vor allem für Union. Dort zu spielen war einfach einzigartig. Die Stimmung, die Fans. Gewaltig. Dort wirst du immer gefeiert, egal ob man gewinnt, oder verliert. Auch der Gegner wird nie ausgebuht oder beleidigt, was woanders ja sonst selten der Fall ist. Für die Berliner wäre eine mögliche Champions League natürlich eine echte Draufgabe. Die Entwicklung beider Vereine ist schön anzusehen und es macht mich stolz, Teil der Klub-Historie sein zu dürfen.
. . . das Nationalteam und dessen Chancen für die nächsten Jahre:
Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben. Viele Legionäre, die auf höchstem Level spielen. Die Euphorie ging etwas verloren, ist aber wieder im Kommen. Ich hoffe sehr, dass die Quali für die EM in Deutschland 2024 klappt. Wir alle wollen doch solche Spiele wie gegen Italien im Sommer 2021 sehen. Auch wenn Alaba und vor allem Arnautovic dann schon ein gewisses Alter haben, haben wir die nötige Klasse, um bei den nächsten Großveranstaltungen dabei zu sein.
. . . sein wichtigstes Tor der Karriere:
Das war eigentlich ein Assist (lacht). Und zwar der für Roman Kienast bei der 2:3-Niederlage gegen Dinamo Zagreb. Diese Aktion hat uns dann in die Champions League gebracht. Wenn ich es heute sehe, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Der Moment, als der Ball im Tor war. Wow! Unvergessen!
. . . seinen emotionalsten Moment:
Das war mit ganz klar die Geburt meines Sohnes Aaron letztes Jahr im Juni. Er hält uns auf Trab, aber es ist einfach wunderschön zu sehen, wie er sich entwickelt, wie sich sein Charakter bildet. Wichtig ist, dass alle in meiner Familie gesund sind, das ist das A und O im Leben.
. . . seine Krebserkrankung und wie es ihm heute geht:
Es war damals im Jänner 2015 eine absolute Schocknachricht, zwei Stunden später hätte ich in Köln meinen ersten Vertrag in der deutschen Bundesliga unterzeichnen sollen. Zudem sagten mir die Ärzte, dass jedes Training eigentlich eine akute Lebensgefahr darstellte, da der Nieren-Tumor 2 Kilo wog. Wäre er geplatzt, wäre ich in kurzer Zeit verblutet. Aber kurz nach der OP bekam ich eine Nachricht des damaligen Köln-Trainers Peter Stöger, der mich unbedingt holen wollte und mit dem ich ja schon bei der Austria erfolgreich war. Er wünschte mir alles Gute und eine schnelle Genesung und wenn ich wieder fit sei, wolle er mich dennoch verpflichten. Drei Monate nach der OP - und der Entfernung des Tumors und der betroffenen Niere - stand ich wieder auf dem Feld. Und im Sommer hat Stöger dann sein Wort gehalten. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Vor Kurzem hatte ich erst wieder eine Ultraschall-Kontrolle. Ich gelte seit längerer Zeit als geheilt, die verbliebene Niere arbeitet perfekt. Das ist das Wichtigste!
. . . eine mögliche sportliche Rückkehr nach Österreich:
Das ist durchaus vorstellbar. Ich fühle mich topfit, zudem kann ich als Spielertyp, der einem modernen Toni Polster ähnelt, sicher länger auf einem gewissen Niveau spielen. Ich möchte jedenfalls auch nach meiner aktiven Karriere im Fußball-Geschäft bleiben und Trainer werden. Aber ich traue mir schon noch einiges zu, kann in einigen Jahren noch 2. Liga oder Regionalliga in Österreich spielen. Egal was (noch) kommt, es muss eine Planungssicherheit haben.
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