Historischer Verlust

Deutschland: Reallöhne sinken heuer um 4,7 Prozent

Wirtschaft
13.12.2022 11:14

Die hohe Inflation in Deutschland hat heuer einen historisch hohen Real-Lohnverlust ausgelöst. Die Tariflöhne stiegen 2022 gegenüber dem Vorjahr zwar um durchschnittlich 2,7 Prozent. Angesichts einer für das Gesamtjahr zu erwartenden Inflationsrate von 7,8 Prozent ergibt sich hieraus jedoch ein durchschnittlicher Rückgang der Reallöhne von 4,7 Prozent, zeigen Daten des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

Dies sei ein „in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einzigartiger Reallohnverlust“, sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Die enorm gestiegene Inflation stelle die Tarifpolitik vor vollkommen neue Herausforderungen, auf die sie immer nur mit einer gewissen Zeitverzögerung reagieren könne. „Einerseits haben 2022 aufgrund langfristig wirksamer Tarifverträge in vielen Branchen gar keine Tarifverhandlungen stattgefunden. Andererseits werden aktuell vereinbarte, deutlich stärkere Tariferhöhungen und Inflationsprämien oft erst ab 2023 wirksam“, erläuterte der Experte.

Kaufkraftverlust im zweiten Jahr hintereinander
Mit insgesamt 2,7 Prozent liegt die durchschnittliche Erhöhung der Tarifvergütungen 2022 laut dem WSI oberhalb der Coronajahre 2020 (2,0 Prozent) und 2021 (1,7 Prozent). Zugleich bleibt sie jedoch hinter den Tarifsteigerungen der beiden Boomjahre 2018 und 2019 (3,0 bzw. 2,9 Prozent) zurück. „Nach 2021 kam es 2022 bereits im zweiten Jahr hintereinander zu einem erheblichen Kaufkraftverlust bei den Tariflöhnen“, so das Fazit des WSI.

Deutlich höhere Zuwächse im Jahr 2023 erwartet
Für das Jahr 2023 seien deutlich höhere Tarifzuwächse zu erwarten. Hierauf deuteten zum einen eine Reihe aktueller Tarifabschlüsse, wie zum Beispiel in der chemischen Industrie, in der Metall- und Elektroindustrie. Diese sehen neben prozentualen Erhöhungen der Tarifvergütungen auch die Zahlung von sogenannten Inflationsausgleichsprämien vor, die bis zu einem Betrag von 3000 Euro steuer- und abgabenfrei sind. Diese Abschlüsse werden im kommenden Jahr und 2024 wirksam. Darüber hinaus lasse sich auch bei den kommenden Tarifverhandlungen wie etwa im öffentlichen Dienst (Bund und Gemeinden), bei der Deutschen Post oder in der Nahrungsmittelindustrie eine Tendenz zu deutlich höheren Tarifforderungen beobachten.

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