Sie fühlen sich mies, der Schnupfen scheint überhaupt nicht mehr aufzuhören und Ihr Hals kratzt seit drei Wochen wie ein altes Ofenrohr? Gratuliere, da sind Sie in bester Gesellschaft. Denn gefühlt das halbe Land ächzt und schnäuzt und schnieft. Doch warum sind Verkühlungen derzeit so ein Thema?
„Nachdem wir in den vergangenen beiden Jahre kaum Grippefälle hatten und damit unsere Abwehrkräfte nicht trainiert sind, können heuer schon vermehrt Grippeerkrankungen auftreten“, sagt Andreas Krauter, Chefarzt der Österreichischen Gesundheitskasse, der allerdings vor allem die schwerste Form im Visier ha: „Das zeichnet sich auch bereits ab, dass es mehr Infektionen des Respirationstraktes, also der Atemwege, gibt.
Reduzierte Kontakte und die gängigen Schutzmaßnahmen, wie Masken tragen und Händedesinfektion, haben das Risiko einer Übertragung stark verringert und dadurch unserem Immunsystem kaum die Möglichkeit gegeben, Abwehr aufzubauen."
Gemeldete Infekte gestiegen
Der Blick in die Statistik zeigt’s klar: Im Vorjahr gab es in der Kalenderwoche 47 (21. bis 27. November 2021) insgesamt 10.443 gemeldete grippale Infekte von Arbeitnehmern in Oberösterreich. Heuer waren es in der Vorwoche hingegen um fast 3000 erkrankte Landsleute mehr. Bei der echten Grippe haben sich die Meldungen von 26 auf 64 fast schon verdreifacht. Kurios: Die Gesamtanzahl der Krankenstände der Vorwoche sank im Jahresvergleich hingegen um fast 1000 Patienten.
Mediziner raten zur Impfung
Für Chefarzt Krauter ist die Gegenmaßnahme klar: „Daher ist es besonders wichtig, dass wir einerseits durch eine Impfung und andererseits mit Maskentragen und Händewaschen gut geschützt durch die Wintersaison kommen. Es ist ratsam, sich jetzt impfen zu lassen, damit der Körper dann gut gerüstet für die typischen Grippemonate Dezember, Jänner und Februar ist.“
„Für die Schleimhäute ist es viel zu trocken“
Wer keine Angst vor einer echten Influenza hat, sich aber mit den viel häufigeren Symptomen einer ausgeprägten Verkühlung abplagt, für den weiß HNO-Fachgruppensprecher Georg Langmayr aus Leonding Rat.
„Krone“: Herr Doktor Langmayr, Sie klingen selber verkühlt.
Georg Langmayr: Ja, ich geb es zu, ich bin auch ein bisserl angeschlagen (lacht und hustet).
Viele Landsleute sind derzeit krank, wenn man im Bus sitzt, röchelt es von jeder zweiten Sitzbank. Warum hat es diesen Herbst gar so viele erwischt?
Da haben wir einerseits das bekannte Phänomen, dass nach zweieinhalb Jahren Pandemie die Immunabwehr gegen solche Infekte schlechter geworden ist. Gleichzeitig tragen die Leute derzeit kaum noch Maske oder beachten die Händedesinfektion. Außerdem beobachten wir HNO-Ärzte, dass die Patienten oft glauben, schon gesundet zu sein, obwohl die Schleimhäute noch nicht wieder wie gewohnt funktionieren.
Man marschiert zu früh wieder ins Büro?
Wichtig ist es, die Schleimhäute ausreichend zu befeuchten. Die Befeuchtung ist während und auch nach der Infektion das Um und Auf.
Was raten Sie als Facharzt dem leidgeprüften Husten- und Schnupfenopfer?
Pflegende Nasensalben, dazu Salzwasserspülungen, Salzwassersprays und Inhalieren mit Salzwasser. Aber bitte mit einem Inhalationsgerät mit einem Ultraschallvernebler, nicht Salzwasser im Topf, das bringt genau gar nichts. Anders ist das bei ätherischen Ölen, da funktioniert’s auch mit Topf.
Warum haben wir so ausgetrocknete Schleimhäute?
Schuld sind die Klimaanlagen in den Autos und die Lüftungen in den Büros. Dort beträgt die Luftfeuchtigkeit oft nur 20 bis 25 Prozent. In Schlafräumen sollte es feucht wie im Regenwald sein.
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