9. November 1938

Reichspogromnacht in Graz: Wider das Vergessen

Steiermark
06.11.2022 11:00

Die Reichsprogrommnacht 1938  bedeutete einen tiefen Einschnitt in der jüdischen Kultur. Aus Ausgrenzung wurde Verfolgung und Ermordung. Auch die Synagoge in Graz brannte damals in der Nacht von 9. auf 10. November. Heute zeugt das wieder errichtete Gebäude von einer lebendigen, jüdischen Kultur.

Die Verfolgung und Ermordung Tausender Grazer Juden, die mit der Reichs-Pogromnacht von 9. auf 10. November 1938 ihren schrecklichen Anfang nahm, war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte des Judentums in der Landeshauptstadt - aber nicht ihr Ende. Dass man heute versucht, sorgsam mit diesem Erbe umzugehen, zeigt die Geschichte der Synagoge am David-Herzog-Platz 1 nahe des Grieskais.

Erbaut wurde sie in den Jahren 1890 bis 1892, nachdem die jüdische Gemeinde in Graz - nach der endgültigen Aufhebung der sogenannten Judensperre 1867 - stark angewachsen war und 1938 gut 2500 Mitglieder zählte.

Die Reichs-Pogromnacht war ein einschneidender Moment
In jener Nacht von 9. auf 10. November 1938 änderte sich alles. Ein aufgestachelter Mob steckte die Synagoge und die Zeremonienhalle auf dem jüdischen Friedhof in Graz-Wetzelsdorf in Brand, verwüstete jüdische Geschäfte und misshandelte jüdische Mitbürger, darunter auch den Landesrabbiner David Herzog. Wer seinen Leidensweg von seiner Wohnung in der Radetzkystraße 8 bis zur Synagoge nachvollziehen will, der braucht nur den im Asphalt eingelassenen Buchstaben der Künstlerin Catrin Bolt folgen. Sie basieren auf Herzogs Erinnerungen und beschreiben das Unbeschreibliche.

Einem weiteren Künstler, dem 2014 verstorbenen Fedo Ertl, ist es zu verdanken, dass nicht nur der Neubau der Synagoge angedacht wurde, sondern auch das Wie ein ganz entscheidender Faktor wurde. In seinem Projekt „38/83“ legte er die Ziegel an einer Wand frei, die 1939 für Gestapo-Garagen in der Alberstraße aufgezogen wurde. Sie stammten von der 1938 dem Erdboden gleichgemachten Synagoge.

Schüler reinigten Ziegel für den Neubau
1998 wurden diese Mauer und die Garagen abgerissen. In einer von der Kulturvermittlung Steiermark initiierten Aktion sammelten und reinigten Grazer Schüler 9600 Garagen-Ziegel, um diese als eine Art Mahnmal in den erst 1998 beschlossenen Neubau der Synagoge einzubringen.

Die Pläne zum Wiederaufbau stammen von den Architekten Jörg und Ingrid Mayr, die auch die Zeremonienhalle wieder errichtet hatten. Zahlreiche Elemente verweisen dabei auf die Geschichte dieses symbolträchtigen Gebäudes, das 2000 an die Kultusgemeinde übergeben werden konnte. Seit 2013 firmiert diese unter dem Namen Jüdische Gemeinde Graz als Filialgemeinde der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Seit 2016 gibt es mit Schlomo Hofmeister auch wieder einen Landesrabbiner.

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