Neue „Krone“-Serie

Ein Friseurtermin für wollig-weiche Vierbeiner

Tirol
02.11.2022 15:00

Einmal Kahlrasur heißt es für die 55 Schafe von Florian und Alex Reich aus Tarrenz im Herbst. „Krone“-Redakteurin Nicole Greiderer war dabei und legte selbst Hand an, als sich Schaf „Carina“ und ihre Stallgenossen ihre Frisur für die kalten Monate abholten.

Ich wollte mich schon immer mal als Frisörin ausprobieren. Leider haben meine Mitmenschen Vorschläge in diese Richtung immer dankend abgelehnt, und so hatte ich noch nie die Gelegenheit dazu. Bis jetzt. Mein Versuchsobjekt heißt Carina, hat eine prächtig voluminöse Frisur und blökt. Denn Carina ist ein Schaf.

Zweimal im Jahr wird sie zusammen mit den anderen Schafen von Alex und Florian Reich in Tarrenz geschoren. Rund 55 Tiere befreien die Landwirte im Nebenerwerb diesen Herbst von ihrem dicken Fell. „Das macht ihnen nichts. Sie sind sogar froh, weil ihnen nicht mehr zu warm ist“, erklärt Alex. Beruhigend zu wissen, denn ein bisschen leid tut mir Carina schon, als sie fixiert auf dem Tisch liegt, auf dem sie ihr Fell lassen muss.

Geschoren werden die Schafe immer zu zweit
Doch das Schaf wehrt sich nur kurz. Dann drückt Florian den Kopf nach unten, und das Gezappel hat ein Ende. „So hat sie keine Kraft“, begründet der Landwirt. Er schert immer den vorderen Teil des Schafes, während Alex hinten arbeitet. Schon seit Jahren sind die Brüder ein eingespieltes Team: Sie haben das Scheren vom Onkel gelernt.

Nun geben sie ihr Wissen an mich weiter. Noch fühle ich mich mit der Schermaschine in der Hand etwas unwohl. „Gerade, wenn ein Schaf nicht kugelrund ist, muss man aufpassen, dass die Haut immer gespannt ist. Denn wenn eine Falte drin ist, dann schneidest du es“, erklärt Alex, worauf es ankommt.

Um die Schermaschine richtig ansetzen zu können, muss ich mir erst einmal einen Weg durch die dicke Wolle bis zur Haut bahnen. Sofort sind meine Hände total fettig. Dass so viel Fell abgeht, wenn ich einmal Carinas Rücken hinunterfahre, habe ich völlig unterschätzt. Ich halte einen flauschigen kleinen Teppich in der Hand. Mit der linken Hand ziehe ich die Wolle ab, während ich gleichzeitig versuche, Carinas Haut straff zu halten. „Fahr ruhig ganz ran“, korrigiert mich Alex. Ich habe aus Angst, das Schaf zu verletzen, die Maschine nie ganz an die Haut geführt und eine dünne Schicht Fell übrig gelassen.

Das Schaf ist so lange brav, bis die Frisur sitzt
An den Hinterbeinen habe ich richtige Skrupel. Hier ist nicht mehr viel Fleisch, das Carina vor meinen ungeübten Handgriffen schützt. Zum Glück leitet mich Alex geschickt an, und Carina weiß wohl nicht, dass sich meine Erfahrung als Schaf-Friseurin auf fünf Minuten beschränkt, denn sie macht keinen Mucks. Schließlich ist die erste Seite geschafft. Zeit für eine Servicepause: Die Schermaschine muss zwischendurch immer wieder geölt werden. Das Gerät wird ziemlich heiß und liegt schwer in der Hand.

Es dauert noch ein paar Minuten, bis auch Carinas rechte Seite ganz glatt ist. Kaum ist die Schermaschine aus, gibt es für das Schaf plötzlich kein Halten mehr. Alex entfernt die Sperre von den Beinen und hilft ihr, damit sie in ihrer Aufregung nicht vom Tisch stürzt. Unversehrt und sichtlich froh über die luftige Frisur trottet Carina in den Stall zurück.

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