Prozess in Wels

Messerattacke: „Wollte, dass er sich mal fürchtet“

Oberösterreich
18.10.2022 13:18

Am Dienstag hat ein Prozess wegen versuchten Mordes im Landesgericht Wels (OÖ) begonnen. Der 31-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, im Oktober des Vorjahres im Bezirk Grieskirchen versucht zu haben, ihren damaligen Lebensgefährten mit einem Messer zu töten. Die Frau bekannte sich nicht schuldig.

Der Staatsanwalt führte aus, dass die Tötung nur scheiterte, weil die Angeklagte mit dem Fleischmesser knapp die Halsschlagader verfehlte. „Die Tat stand für das Ende einer toxischen Beziehung“, so der Anklagevertreter. Die 31-Jährige sei nach einem Streit am Abend des 28. Oktober 2021 mit der Waffe in das Zimmer des 35-Jährigen gegangen und habe ihn in den Hals geschnitten, auf ihn eingestochen. „Ich wollte, dass er sich einmal so fürchtet, wie ich mich immer gefürchtet habe“, gab die Angeklagte an.

Die Verteidigerin beschrieb die Kindheit der 31-Jährigen mit einem gewalttätigen Stiefvater, dann einem gewalttätigen Partner, mit dem sie zwei Kinder hat. Im November 2018 kam sie mit dem 35-Jährigen zusammen, mit dem sie eine innige Liebe verbunden habe. „Die ersten sechs Monate waren normal, da hat er nur Sachen kaputtgemacht“, sagte die Angeklagte über die Beziehung.

Nach dem Umzug in sein Haus, für das sie einen Kredit über 450.000 Euro mit übernahm, „hat es so richtig angefangen“. Er sei auf sie losgegangen, wenn er Alkohol getrunken hatte. 20- bis 30-mal habe er sie körperlich angegriffen, meistens geschubst, sodass sie irgendwo dagegenfiel. Sachbeschädigungen „kann ich nicht zählen“, unter anderem einen Kühlschrank, einen Ofen, zwei Handys habe er demoliert. Sie sei schon ein paarmal für eine Woche ausgezogen, aber immer wieder zu ihm zurückgekehrt.

Streit wegen Essen
Am Abend der Tat „hat ihm nichts gepasst“ so die Angeklagte. Beide hatten Alkohol konsumiert. Es habe wegen des Essens Streit gegeben, er habe den Tisch umgestoßen und sei in das „Raucherkammerl“ gegangen. Sie habe ein Messer aus der Küche geholt, aber an die Tat selbst könne sie sich nicht mehr genau erinnern.

Der 35-Jährige - er wird vor Gericht nicht mehr aussagen - hatte bei seiner Einvernahme gesagt, dass die 31-Jährige mit der Hand hinter dem Rücken in das Zimmer gekommen sei. „Es ging schnell, ich sah das Messer nicht, sie fuhr mir über den Hals“, las der vorsitzende Richter vor. Die Angeklagte habe gesagt: „Ich bring dich um“ und „Ich will dich sterben sehen, du Sau“.

„Wenn ich wollen hätte, hätte ich ihn umbringen können“
Er habe ihr das Messer wegnehmen können und sei aus dem Haus gelaufen. „Ich weiß das nimmer so genau, dann wird es schon stimmen“, sagte die Angeklagte dazu. Laut Aktenvermerken der Polizei habe die Angeklagte mehrmals gesagt: „Ich wollte ihn abstechen, diesmal hat er sich gefürchtet.“ Auf Vorhalte des Staatsanwaltes meinte sie: „Wenn ich wollen hätte, hätte ich ihn umbringen können.“

Auch Kinder litten unter Beziehung
Staatsanwalt wie Verteidigerin zeichneten mit ihren Fragen eine toxische Beziehung zwischen der Angeklagten und ihrem Lebensgefährten, mit viel Alkohol und auch Drogen, unter der auch die Kinder der Angeklagten litten. „Ich wollte von ihm weg, wusste aber nicht, wie ich das schaffen soll.“ Sie habe bis zum Schluss geglaubt, dass sie ihren Partner ändern könne, sagte die Angeklagte unter Tränen. Der Gutachter führte aus, dass die Angeklagte nie an schwerwiegenden psychischen Krankheiten gelitten habe und zum Zeitpunkt der Tat zurechnungsfähig war. Allerdings sei sie mittelschwer (1,64 Promille) alkoholisiert gewesen, aber keine Alkoholikerin. Auch ein hoch- oder höchstgradiger Affekt lag nach Meinung des Gutachters nicht vor.

Angeklagte bekannte sich schuldig
Zum zweiten Punkt der Anklage wegen Falschaussagen nach ihrer Verhaftung bekannte sich die Angeklagte schuldig. Ihr wird vorgeworfen, sie habe aus der U-Haft heraus über ihre Schwester den ehemaligen Lebensgefährten dazu gebracht, seine Aussagen zu ändern, was er zunächst auch machte. Er kehrte aber zu seiner ursprünglichen Version zurück, als Briefe der Angeklagten aus der U-Haft an einen anderen Mann zum Vorschein kamen. Der 35-Jährige und die Schwester der Angeklagten wurden bereits wegen falscher Beweisaussage bzw. Beitragstäterschaft dazu verurteilt.

 OÖ-Krone
OÖ-Krone
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele