Im Interview

Kaltenbrunner über K2: “Die Liebe ist neu entflammt”

Oberösterreich
11.08.2011 08:21
Nur noch der 8.611 Meter hohe K2 fehlt Gerlinde Kaltenbrunner zur Vollendung ihres Achttausender-Glücks. Sie ist ihrem Ziel, als erste Frau die 14 höchsten Berge der Welt ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen zu haben, schon sehr nahe. Bis zum 15. August hat 40-Jährige noch Zeit, den "störrischen" K2 zu bezwingen.

"Hallo, hier ist die Gerlinde." Kein bisschen müde klang die Stimme von Gerlinde Kaltenbrunner beim Satelliten-Telefonat mit der "Krone" aus dem K2-Basislager, wo ihre Expedition nach acht kräfteraubenden "Arbeitstagen" am 8.611-Meter-Riesen neue Kräfte tankt. Eindrucksvoll schilderte die 40-Jährige ihre bisherigen Erfahrungen und Eindrücke am zweithöchsten Berg der Welt.

"Krone": Gerlinde, die wichtigste Frage vorweg: Wie geht es?
Kaltenbrunner: Danke, wir sind nach acht harten Tagen in großer Höhe natürlich etwas müde. Aber wir fühlen uns alle gut und sind in Blickrichtung Gipfel recht zuversichtlich.

"Krone": Sie sind dem K2-Gipfel einmal mehr schon sehr nahe gewesen – wie schwer ist die Entscheidung für Umkehr und Abstieg gefallen?
Kaltenbrunner: Überhaupt nicht. Ungeachtet vom vielen Neuschnee hatten wir das so geplant. Wir wollten die steile Route versichern und das obere Couloir des K2 studieren. Das ist uns gelungen.

"Krone": Ihre bisherigen Eindrücke von der erst so wenig bestiegenen Nordroute?
Kaltenbrunner: Sehr steil und sehr anspruchsvoll – sicher das Anspruchvollste, das ich bisher in den Bergen erlebt habe. Ja, der K2 hat zu Recht den Ruf, unter allen 14 Achttausendern der schwierigste zu sein. Du bist da am Tag bis zu zwölf Stunden unterwegs – und dann wird bis spät in die Nacht Schnee geschmolzen, um den Flüssigkeitsverlust im Körper auszugleichen.

"Krone": Bereut ihr die Entscheidung für die Nordroute?
Kaltenbrunner: Nicht eine Sekunde! Ich möchte keinen Tag missen. Was ich hier gesehen und erlebt habe, ist eine riesige Bereicherung. An schönen Tagen blicken wir nicht nur hinauf zum K2-Gipfel, sondern bis zum Nanga Parbat.

"Krone": Wie steht es nach fast zwei Monaten Anstrengungen, Entbehrungen und sicher auch der einen oder anderen Enttäuschung mit der Liebe zum bisher abweisenden K2?
Kaltenbrunner: Sie ist nicht abgekühlt, sondern neu entflammt. Der K2 zeigt uns auf der Nordseite ein ganz anderes Gesicht. Ein wunderschönes – und ein sehr anziehendes.

"Krone": Vermissen Sie nach so langer Zeit am Berg etwas?
Kaltenbrunner: Die Familie und die Freunde in der Heimat. Hier oben am Berg zählen andere Werte. Ein dicker, warmer Schlafsack und gutes Essen im Basislager – das bedeutet für uns hier puren Luxus.

"Krone": Am 6. August des Vorjahres ist Ihr schwedischer Begleiter Fredrik Ericsson vor Ihren Augen in den Tod gestürzt. Wie waren die Erinnerungen?
Kaltenbrunner: Wir haben an ihn gedacht und am Abend lange über ihn gesprochen. Untertags musst du dich ja voll auf den Berg konzentrieren. Fredrik war ein besonderer Mensch und Alpinist – in unserer Erinnerung lebt er weiter.

"Krone": Wie geht es nun weiter?
Kaltenbrunner: Wir brauchen vorerst drei Tage zur Regeneration. Wenn uns danach unser Meteorologe Charly Gabl Gipfelwetter verkündet, werden wir wieder aufsteigen.

"Krone": Zuversicht – wie immer?
Kaltenbrunner: Ja, aber diesmal spüre ich in mir ein etwas anderes Gefühl. Ich deute es so, dass diesmal alles gut ausgehen wird. Dass der K2 heuer gnädig ist und uns auf seinem Gipfel dulden wird.

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