Als Festspielhaus-Direktor stellte er eine Bühne zur Verfügung. Jetzt sitzt er selbst auf einer: Ernst Rahofer erlebt eine zweite Karriere als Pianist.
„Es gab ein Leben vor der Pensionierung und es gibt vor allem eines danach“, scherzt Ernst Rahofer. Das Schöne für ihn: Beide Leben, sowohl jenes als Tourismus- und Veranstaltungs-Manager sowie sein späteres als Pianist, gestalteten sich sehr erfolgreich.
Dass Ernst Rahofer nach Bregenz kam, ist dem Neubau des Festspielhauses zu verdanken. Der gelernte Hotelfachmann war erst in verschiedensten Funktionen in Hotels von Paris über London bis Zürich und Wien erfolgreich, ehe er für die Handelskammer und die Stadt Wien in der damals neuen Branche „Kongressförderung“ tätig wurde. Und da er Abwechslung seit jeher liebt, kam ihm nach zehn Jahren Kammer das Angebot als Direktor für die neu gegründete „Bregenzer Festspiel- und Kongresshaus GmbH“ gerade recht.
„Wir betraten mit fast allen Events komplettes Neuland“, erinnert sich der gebürtige Oberösterreicher an die Anfänge am See. „Manches war fantastisch wie die Gastspiele von Leonard Bernstein, manches war aufwändig, wie der Wagner-Kongress, für den ich eigens einen Wagner-Verband gründen musste. Und manches war auch irritierend, etwa wenn bei Maturabällen auf dem Konzertflügel getanzt wurde. Aber eines war es nie: langweilig!“
Senior frischte Spiel im Jazzseminar auf
Langweilig wurde es Ernst Rahofer auch in seinem „Unruhestand“, den er 1997 antrat, nicht, entdeckte er doch seine alte Liebe zum Klavierspiel neu. „Ich besuchte zwar schon als Jugendlicher in Steyr die Musikschule, aber später kam ich, von gelegentlichen geselligen Runden abgesehen, nicht mehr regelmäßig zum Spielen. Und schließlich war da noch die Arbeit und die Familie.“
Seit gut 20 Jahren hat der dreifache Vater und x-fache Großvater wieder mehr Zeit und Muße, die er auch nutzt - und dies nicht nur für Ehrenämter wie beim „Verein der Oberösterreicher“ oder den Landessymphonikern. „Ich frischte mein Spiel auf, besuchte das Jazzseminar und begann, sowohl als Solist als auch mit anderen Musikern aufzutreten.“
Mit Erfolg, nicht zuletzt, weil Ernst Rahofer nicht in Schubladen denkt und von Klassik über Jazz-Standards bis zum Wienerlied stilistisch breit aufgestellt ist. „Es gibt in fast jeder Musikrichtung wunderbare Stücke“, ist er überzeugt und spielt diese auch: seien es französische Chansons mit Angelika Zudrell, Wienerlieder mit Andre Vitek oder jene 100 Stücke, die er während der Pandemie via WhatsApp in die ganze Welt verschickte. „Musik ist eben meine Leidenschaft", so der überaus vielseitige Meister des guten Tons. Und sie hält offenbar auch jung, denn seine mittlerweile 88 Jahre sieht und hört man Ernst Rahofer nie und nimmer an...
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