Schaute Land nur zu?

Skandal in Salzburger Heim: Senioren litten Qualen

Salzburg
07.09.2022 21:50

Ausgehungerte Bewohner, hilflose Mitarbeiter: In einem Salzburger Pflegeheim herrschen offenbar desaströse Zustände. Nun ermittelt die Justiz. Sah die Landesregierung einfach zu?

„Familiäre Atmosphäre und Herzlichkeit werden bei uns großgeschrieben.“ So beschreibt Betreiber Senecura sein Pflegeheim im Salzburger Stadtteil Lehen auf seiner Webseite. Die Volksanwaltschaft zeichnet in einem aktuellen Bericht - er liegt der „Krone“ vor - ein weitaus düstereres und desaströseres Bild. Von „gravierenden Pflegemängeln“ ist ebenso die Rede wie von einem „massiven Personalnotstand“. Es bestehe eine „Gefährdung für die Unversehrtheit und Versorgung“ der Bewohner.

Bewohnerin mit riesigen Wunden
Eine Kommission der Volksanwaltschaft stattete dem Heim am 21. April dieses Jahres einen unangekündigten Besuch ab – und fand dramatische Zustände vor. Extrem besorgniserregend: Eine Bewohnerin mit höchster Pflegestufe wog laut dem Bericht nur noch 42,5 Kilogramm. Sie gab an, große Schmerzen zu haben. Die Kommissionsmitglieder beobachteten einen Verbandswechsel und waren fassungslos: „Vom Wundgeschehen ging bereits Fäulnisgeruch aus“, heißt es. Die Bewohnerin hatte sich demnach wundgelegen. Eine „etwa zwei Hände große Hauttasche“ wurde bei dem Verbandswechsel freigelegt. Laut Volksanwaltschaft bekam die Bewohnerin keine Schmerzmittel, es erfolgte keine Reinigung der Wundränder. Die Kommission stufte ihre Situation als „lebensbedrohlich“ ein. Man veranlasste ihre Überstellung in ein Krankenhaus. Laut dem Bericht verstarb die Frau kurz danach.

Untergewicht und Mangelernährung
Außerdem stellten die Zuständigen bei einigen Bewohnern massives Untergewicht und Mangelernährung fest. Maßnahmen dagegen trafen die Pflegekräfte jedoch nicht. Die Volksanwaltschaft besuchte das Heim in der Vergangenheit bereits öfters – wegen vieler Beschwerden von Mitarbeitern und Angehörigen.

(Bild: stock.adobe.com)

Brisant: Laut der Volksanwaltschaft wussten die Zuständigen im Land Salzburg von den Missständen im Pflegeheim. Sie setzten aber keine Schritte, um die Situation für die Bewohner und Mitarbeiter zu verbessern. „Die Kommission sah darin gefährliche Pflege. Trotzdem war das Vorgehen der Aufsichtsbehörde – freundlich gesagt – sehr zurückhaltend“, sagt Volksanwalt Bernhard Achitz.

Polizei befragt die Pfleger zu den Vorwürfen
Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachtes auf „Quälen und Vernachlässigung von unmündiger, jüngerer und wehrloser Personen“, heißt es auf Anfrage der „Krone“. Zurzeit vernimmt die Polizei die Geschäftsführung, die Pflegedienstleitung und auch einzelne Mitarbeiter von Senecura. Mit ersten Ergebnissen rechnet die Staatsanwaltschaft erst im Laufe des Novembers.

Porträt von Salzburg-Krone
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