Aus dem 2. Weltkrieg

Soldatenkreuz landet in Tirol beim Alteisen

Tirol
07.08.2022 08:00

Das Grabkreuz eines italienischen Offiziers aus dem Zweiten Weltkrieg warf die Gemeinde Gries am Brenner in Tirol in den Alteisencontainer. Die Aktion hat für Proteste und Wirbel gesorgt.

Im Alteisencontainer entdeckte vor Kurzem ein geschichtlich interessierter Grieser Gemeindebürger das Grabkreuz eines italienischen Weltkriegssoldaten. Laut Inschrift auf der Grabtafel kam der Offizier im Rang eines Obersten (Collonello) am 8. Mai 1945 zu Tode – dem Tag der Kapitulation Hitler-Deutschlands und dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.

Das Grabkreuz hat zuvor jahrzehntelang auf dem Ortsfriedhof in Vinaders gestanden. Wie die Nachschau ergab, ist auch das zugehörige Grab mit Einfassung inzwischen verschwunden.

„Kriegsgräber sind immerwährend und dürfen nicht einfach so aufgelassen werden“, weiß der Grieser Albin Penz, der den Stein ins Rollen brachte. „Ob der Verstorbene Faschist war oder Kommunist, ist gleich. Der Sinn dieser Gräber liege in der Mahnung an die Nachwelt. Dass ein Soldatengrab einfach so entfernt wird, das gibt es bestimmt kein zweites Mal in Europa“, ist er überzeugt.

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Wir haben über knapp zwei Monate hinweg fünf Gräber mit Schildern bestückt mit der Bitte an Angehörige, sich zu melden.

Amtsleiter Martin Renzler

Zusätzliche Brisanz erhält der Fall durch die brisanten Inschriften: „Meine Ehre heißt Treue“ - das war der Wahlspruch der nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS), einer berüchtigten Kampfeinheit der Nazis.

Aufruf verlief ohne Ergebnis
Auf „Krone“-Nachfrage im Gemeindeamt Gries erklärt Amtsleiter Martin Renzler, das Grab sei im Zuge einer Suche nach Gräbern ohne Nutzungsberechtigte aufgelassen worden: „Wir haben über knapp zwei Monate hinweg fünf Gräber mit Schildern bestückt, mit der Bitte an Angehörige, sich zu melden“, sagt Renzler. Nach Ablauf der Frist seien die Grabanlagen dann geräumt worden.

Inzwischen war aber die Kriegsgräberfürsorge „Schwarzes Kreuz“ eingeschaltet worden. „Es handelt sich zweifelsfrei und ohne jegliche Diskussion in diesem Fall um ein Kriegsgrab im Sinne des Kriegsgräber-Fürsorgegesetzes. Damit verbunden ist ein ewiges Ruherecht des Bestatteten. Folglich ist eine Auflassung der gegenständlichen Grabstätte durch die Gemeinde Gries jedenfalls unzulässig“, schreibt dazu Hermann Hotter, der Landesgeschäftsführer des OSK, in einem Brief an die Gemeinde.

Gedenktafel soll kommen
Weil nicht zu 100 Prozent sichergestellt sei, dass der Betreffende genau an dieser Stelle beerdigt wurde, sei im Fall einer Entfernung der Grabanlage „an einer geeigneten und würdigen Stelle im Friedhof eine Gedenktafel für Herrn Collonello Ruggero Manfredini anzubringen“. Das will die Gemeinde jetzt auch tun - wenn die Angehörigen dem Vorhaben nicht einen Strich durch die Rechnung machen. Die Enkelin aus der Toskana war dem Vernehmen nach schon in Vinaders. Es soll sich um eine Richterin handeln ...

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