Häuslbauer verwundert

Infrarotwärme verhindert 17.000 € Wohnbauförderung

Tirol
22.07.2022 12:00

Ein Oberländer Häuslbauer entschied sich, eine Etage mit Infrarotpaneelen zu heizen. Darauf entschied die Wohnbauförderung, das Förderansuchen nicht zu genehmigen. Das Heizsystem sei ineffizient. Dass er den nötigen Strom mittels Photovoltaikanlage selbst produziert, spielt keine Rolle.

Ein neues, nicht allzu großes Holzhaus im Tiroler Oberland. Das Schmuckkästchen hat zwei Etagen und ist im modernen Standard wärmeisoliert. Der nächste Winter kommt bestimmt und dafür hat der Bauherr zwei Heizsysteme installiert: Im Erdgeschoß einen Holzofen, in der Etage drüber soll ein neu entwickeltes Heizsystem mit Infrarot-Paneelen für Wärme sorgen. Den Strom dafür soll eine groß dimensionierte, bereits errichtete Photovoltaikanlage (PV) mit Speichersystem liefern.

Gar nicht erbaut war der Erbauer über den Brief der Landes-Wohnbauförderung (WBF). Die teilte Werner S. mit, dass das Förderansuchen abgelehnt werde, weil eine Infrarotheizung eine Elektrodirektheizung sei. Diese sei ineffizient und werde nicht akzeptiert.

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Diese Heizung hat null Emissionen, den Strom dafür produziere ich mir selbst. Eine Wärmepumpe hingegen, die auch mit Strom betrieben wird, wird hoch subventioniert, auch ohne PV-Anlage und keiner fragt, wo die Elektrizität herkommt.

Werner S.

„Ich produziere mir den Strom ja selbst!“
Immerhin geht es um 17.000 Euro. „Ich verstehe das überhaupt nicht“, hadert der Förderwerber, „wir sollen raus aus den fossilen Energieträgern, sind mitten in einer Energiekrise und PV-Anlagen sollen forciert werden. Diese Heizung hat null Emissionen, den Strom dafür produziere ich mir selbst. Eine Wärmepumpe hingegen, die auch mit Strom betrieben wird, wird hoch subventioniert, auch ohne PV-Anlage und keiner fragt, wo die Elektrizität herkommt.“

Vom Land heißt es dazu: „Diese Elektrowiderstandsheizungen gelten nicht als hocheffiziente alternative Energiesysteme und werden nicht im Rahmen der Wohnbauförderung akzeptiert!“

„Infrarotsystem ist gut für ein Wochenendhaus“
Als völlig gerechtfertigt beurteilt das der Landecker Energieexperte Jürgen Neubarth: „Elektrodirektheizungen erzeugen aus einer Kilowattstunde Strom eine Kilowattstunde Wärme. Bei der Luftwärmepumpe ist dieser Faktor eins zu drei. Ein Infrarotsystem ist eher für ein Wochenendhaus geeignet. Ich kenne die Werbung dafür, die ist irreführend.“

Kopfschütteln beim Produzenten, der Reuttener Firma HL Innovation GmbH. Sie hat neue Infrarotheizsysteme in Kombination mit Licht entwickelt und besitzt Patente in 16 europäischen Ländern. „Unsere Technologie hat mit einer Infrarotpaneele im herkömmlichen Handel wenig zu tun“, erläutert Firmenchef Thomas Hackl, „der Energieaufwand ist durch das ausgeklügelte Steuerungssystem bis zu 40 Prozent weniger“.

„Man muss offener für alternative Systeme sein“
In anderen Bundesländern seien geregelte Stromheizsysteme in Kombination mit einer PV-Anlage erwünscht. Auch eine EU-Ökodesign-Richtlinie aus dem Jahr 2015 drücke dies aus. Für Werner S. ist es paradox, dass die Wohnbauförderung nicht unterscheidet, ob man die Energie selbst produziert oder dem Netz entnimmt. Eine weitere Differenzierung beim Begriff Elektrodirektheizungen mahnt Hackl ein, nämlich zwischen Jahrzehnte alten „Stromheizungen“ und neu entwickelten Systemen: „Man müsste offener sein für alternative Lösungen, gerade in diesen Zeiten der Energiekrise.“

Infrarotsysteme würden Baukosten senken
Es werden allerdings von der WBF Ausnahmen anerkannt, wie Energie-Tirol-Chef Bruno Oberhuber erläutert: „Wenn jemand nachweisen kann, dass ein Alternativsystem gleich effizient ist wie etwa eine Wärmepumpe, wird es akzeptiert.“ Diesen Strohhalm ergriff das Reuttener Unternehmen und bat einen externen Lieferanten für verschiedene Heizsysteme, beide Systeme zu vergleichen. Hackl: „Die Expertise weist einen ähnlichen Gesamtenergieaufwand von Wärmepumpe und unseren Infrarotpaneelen auf.“

Ein weiteres Argument sei in Zeiten steigender Baukosten nicht zu unterschätzen: „Da unsere Lösung einen Bruchteil eines herkömmlichen Systems kostet, können die Investitionen deutlich gesenkt werden.“ Werner S. kann allerdings nicht auf einen Sinneswandel warten und hat mit der Behörde vereinbart, zusätzlich in einen Kachelofen zu investieren. Möglicherweise die Hälfte der Förderung ist also schon verplant.

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