Klartext von Stolitzka

Steirischer IV-Boss: „Ohne Gas geht uns Luft aus!“

Steiermark
09.06.2022 11:00

Rekordumsatz trotz Krise: Der steirische IV-Chef und Legero-United-Boss Stefan Stolitzka verrät zur 150-Jahre-Feier des Unternehmens seine Zukunfts-Vision und kritisiert die Politik scharf.

Herr Stolitzka, am Freitag steigt die große 150-Jahr-Feier von Legero United mit viel Prominenz. Aber ist einem in Zeiten wie diesen als Unternehmer überhaupt nach Feiern zumute?

Wir nennen es deshalb auch bewusst Zeremonie. Es geht um die Anerkennung für die Mitarbeiter, auch jene, die das Unternehmen vor 150 Jahren aufgebaut haben. Aber natürlich, zum Feiern ist uns aktuell eigentlich nicht zumute.

Neben dem Jubiläum wird am Freitag auch der Firmencampus eingeweiht, was sind die nächsten Meilensteine, die Sie erreichen wollen?

Es gibt einen ganz großen Meilenstein, der mit unserem Hauptwert zusammenhängt - nämlich das wahrhaftige Sorgen um den Menschen. Wir meinen damit, dass Menschen, die sich unsere Produkte kaufen, sich keine Sorgen mehr zu machen brauchen. Also von der Entwicklung über die Produktion bis zu dem, was nach dem Tragen passiert.

Was muss man sich darunter genau vorstellen?

Wir wollen etwa mit wissenschaftlicher Begleitung bis 2030 CO2-neutral werden. Dazu können wir schon heute von jedem unserer Schuhe sagen, welchen CO2-Fußabdruck er hinterlässt. Auch unsere Gebäude müssen im Sinne der Nachhaltigkeit gebaut werden, aber auch, dass sich die Menschen hier wohlfühlen können. Wir werden an all unseren Standorten weltweit schon heuer unseren CO2-Ausstoß auf Null reduziert haben, oder ausgleichen.

Corona, Krieg in der Ukraine - wie krisensicher läuft aktuell die Produktion?

Wir sind einerseits in der glücklichen Situation, dass wir heuer mit 220 Millionen Euro den höchsten Umsatz in der Unternehmensgeschichte machen werden. Auf der anderen Seite trifft uns die komplette Palette an Schwierigkeiten, die es aktuell eben gibt. Wir haben ja eine große Produktion in Indien. Und Asien wird von der Pandemie leider, was die Sicherheit der Lieferketten angeht, noch lange nicht befreit sein. Insgesamt haben wir aber eine gewisse Sicherheit der Produktion, weil wir rund 70 Prozent Eigenfertigung haben.

Sie sind ja auch IV-Präsident - gibt’s einen Plan B für die steirische Industrie, falls der Gashahn wirklich abgedreht wird?

Was ich wirklich mit großer Bewunderung sehe, ist, dass viele Unternehmen selbst vorsorgen. Das geht natürlich nur in einer gewissen Dimension. Viele Unternehmen haben damit aber Wege eröffnet, die aus meiner Sicht die Bundesregierung schon lange hätte einschlagen müssen. Allerdings muss man sich im Klaren sein, dass, wenn wir in eine Situation kommen, in der das Gas abgedreht wird, das nicht nur drei Monate dauert, sondern viel länger. Momentan spricht ja auch die Bundesregierung immer nur von einer Bevorratung von ein paar Monaten. Aber niemand hat einen Plan für danach - was passiert also im vierten oder fünften Monat?

Was würde dieses Szenario, das Sie hier zeichnen, denn für die heimische Industrie konkret bedeuten?

Diese Situation, die hier eintreffen würde, sowohl wirtschaftlich als auch sozial, wird bisher völlig unterschätzt, vielleicht wird auch bewusst untertrieben. Aber, wenn wir uns vorstellen, dass die Energie fehlt, ist das so wie wenn uns die Luft zum Atmen fehlt. Und das würde letztlich alle Bereiche unseres Lebens treffen.

Das sind aber keine optimistischen Aussichten ...

Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin davon überzeugt, dass wir in Europa die besten Voraussetzungen haben, mit Zuversicht in die Zukunft zu gehen. Von den Werten, den Technologien, die wir haben und auch von der Einstellung der Menschen, etwas zu ändern. Also haben wir gute Chancen, in den nächsten Jahren aus diesem Tal rauszukommen.

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