Weitensfeld

Kranzelreiten: Ein Kuss von einer echten Jungfrau

Kärnten
06.06.2022 14:05

Für die ersten Reiter war Training ein Fremdwort, nun üben die Weitensfelder regelmäßig. Damit das Fest zu Pfingsten sicher und wunderbar wird.

Alle zwei, drei Tage ist Franz Sabitzer derzeit auf seinem Pferd unterwegs. „Jeder trainiert für sich selbst und dreimal waren wir schon gemeinsam reiten“, verrät der Bürgermeister von Weitensfeld, der zu Pfingsten nach alter Tradition die Führung der Gemeinde an Marktrichter Erich Foditsch abgibt und selbst zum Anführer der Kranzelreiter wird. „Wir sind heuer 40 Reiter, um zehn mehr als sonst“, freut er sich in diesem Jubiläumsjahr, in dem die steinerne Jungfrau durch eine aus Fleisch und Blut ersetzt wird.

In einer Hand die Fahne, eine Hand zum Reiten
„Das Gurktal hat ja große Tradition in der Pferdezucht, wir haben auch einen Zuchtverein. Und um uns selbst und die Pferde an das Kranzelreiten zu gewöhnen, reiten wir zum Training drei bis vier Stunden aus“, verrät Sabitzer, der sich schon den Vorwurf gefallen lassen musste, am Pferd zu wenig zu lachen. „Ich halte ja in einer Hand die Fahne, habe nur eine Hand zum Reiten - und es geht ja um die Sicherheit bei dem wundervollen Fest. Da lächle ich lieber erst später.“

Dreimaliges Galoppieren: Weg mit der Pest
Der Höhepunkt des Festes wird am Montag, 6. Juni, begangen. Nach Musik und Tanz am Marktplatz treiben die Kranzelreiter ab 14 Uhr durch dreimaliges Galoppieren über den Marktplatz die Pest aus. Danach laufen die Burschen um die Gunst der Jungfrau. Dabei dürften sich Alexander Ladstätter, Peter Burkart und Franz Sabitzer junior besonders ins Zeug legen, küsst der Sieger doch nicht wie sonst immer die steinerne Jungfrau, die sogenannte Plåtztreapn, sondern die 16-jährige Marie-Sophie Tatschl. Nur alle 25 Jahre wartet eine Jungfrau aus Fleisch und Blut auf den Sieger, heuer ist es die Schülerin der Industriedesign-HTBLVA Ferlach.

Zum Gurktaler Walzer drehen sich neben dem Paar des Festes auch die Ehrentänzerinnen Elisa-Maria Walcher und Julia Holzer mit dem zweit- und drittplatzierten Läufer.

Jubiläumskranzelreiten
Astrid Reinsberger-Foditsch, die Obfrau des Pfingstausschusses, und Maximilian Strohmaier, der Obmann der Weitensfelder Wirtschaft, haben seit Monaten alle Hände voll zu tun, um das Jubiläumskranzelreiten zu organisieren. Die Vereine machen mit, die Bürger schmücken ihre Häuser mit Fahnen.

Und worauf geht das alles zurück? 1567 raffte die Pest die Gurktaler dahin. Nur drei Bürgersöhne und das Burgfräulein vom Schloss Thurnhof überlebten. Wer sollte sie heiraten? Das wurde im Wettlauf entschieden. Jedes Jahr - auch in Kriegs- und Corona-Zeiten - wird dies nachgespielt, sonst droht wieder Unheil. Mittlerweile gilt der Brauch als immaterielles Kulturerbe.

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