Flüchtlingswelle

Heer und Polizei stoßen an Grenze an ihre Grenzen

Burgenland
28.05.2022 06:00

Seit Jahresbeginn wurden im Burgenland mehr als 11.500 Flüchtlinge aufgegriffen. Der Bezirk Oberpullendorf bleibt Hotspot für illegale Übertritte nach Österreich. Die Exekutive ist überlastet, eine Lösung muss her.

Johann Balogh, seit nunmehr 30 Jahren SPÖ-Bürgermeister in Nikitsch, wählt deutliche Worte. „Städter können sich gar nicht vorstellen, was wir hier auf dem Land mitmachen. Die Situation ist untragbar geworden.“ Balogh erneuerte den Appell an ÖVP-Innenminister Gerhard Karner, sich vor Ort ein Bild zu machen im Mittelburgenland, wo die überwältigende Mehrzahl an Flüchtlingen aufgegriffen wird. Allein am Donnerstag waren es im Bezirk Oberpullendorf 140 Personen. „Wir brauchen dringend Unterstützung vom Bund! Bundesheer und Polizei sind am Limit“, sagt Balogh, während in seiner Gemeinde gerade bei zehn Menschen aus Somalia Coronatests durchgeführt werden. „Man stellt sich das alles so einfach vor. Aber die Leute werden nicht nur in Erstaufnahmezentren gebracht und dann aus. Da hängt viel mehr dran!“

Akuter Personalmangel
Auch aus Polizeikreisen ist zu vernehmen, dass der akute Personalmangel an den Kräften der Beamten zehrt. Man habe kaum noch Zeit, der eigentlichen Arbeit nachzugehen, weil man sich hauptsächlich mit der Flüchtlingsproblematik beschäftigen müsse.

(Bild: Schulter Christian)

Heuer sind mehr als 11.500 Menschen illegal aus Ungarn ins Burgenland gekommen. 50 Prozent überschritten die Grenze im Bezirk Oberpullendorf, 40 Prozent im Bezirk Neusiedl am See. In Lutzmannsburg ist ein „Linienbus“ nahezu täglich im Einsatz – nächster Halt: Aufnahmezentrum.

Österreicher kontrollieren in Ungarn
Dass sich in den vergangenen eineinhalb Jahren insgesamt 3000 österreichische Polizisten in Ungarn an Schwerpunktkontrollen beteiligten, versteht Bürgermeister Balogh nicht. „Wir haben im Burgenland mehr als 60 Grenzübergänge. Es wäre wohl sinnvoller, diese zu überwachen.“ Balogh will auch die steigenden Temperaturen nicht unerwähnt lassen. „Nicht alle kommen zu Fuß über die Grenze. Viele werden von Schleppern in Lastwägen gepfercht. Hoffentlich passiert den Leuten bei der Hitze nichts.“

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