„Krone“-Reportage

Mutter verzweifelt: „Will meine Diana wiederhaben“

Niederösterreich
08.05.2022 06:00

Den heutigen Sonntag wird eine Mutter aus Niederösterreich weinend im Bett verbringen: Anfang 2022 wurde sie von ihrem einzigen Kind getrennt - aufgrund eines zweifelhaften Gerichtsurteils.

Julia Erickson sitzt im Gastgarten eines Wiener Lokals, unaufhörlich laufen Tränen aus ihren Augen. „Wenn ich über meine Diana spreche“, schluchzt die 44-Jährige, „muss ich einfach dauernd weinen.“ Und sie fragt: „Wann wird meine Tochter endlich wieder bei mir sein?“ Die Frau scheint keine Antwort zu erwarten. Zu unverständlich, „das Schreckliche, das uns beiden angetan wurde“.

„Die Beamten hatten kein Mitleid mit uns“
Am 20. Jänner, als Polizisten in die Wohnung der Krankenschwester in Niederösterreich gekommen waren „und mein Kind mitgenommen haben“. Um es - in Begleitung seines Vaters, eines Amerikaners - zum Flughafen Schwechat zu bringen, „wo es mit ihm eine Maschine nach Los Angeles besteigen musste“. Dem Drama war ein jahrelanger Sorgerechtsstreit vorausgegangen - den Julia Ericksons Ehemann vorerst gewonnen hat, dessen wirkliches Ende jedoch nicht vorhersehbar scheint.

Die Geschichte des - noch nicht geschiedenen - Paars? „Wir lernten uns 2014 kennen, bei einem Fest. Eric arbeitete damals in Wien. Wir verliebten uns schnell ineinander.“ Und als der Computertechniker Ende 2015 beschloss, nach Hause - nach Kalifornien - zurückzugehen, um dort einen Job anzunehmen, und er seine Partnerin bat, ihn zu begleiten, „sagte ich Ja“. 2016 die Hochzeit, am 29. Dezember 2017 wurde Diana geboren.

Aber bald schon - langsam, schleichend - habe sich der um drei Jahre Jüngere dann als „Tyrann“ zu entpuppen begonnen. „Er fing an, mich zu kontrollieren. Er kümmerte sich nicht um unsere Tochter. Im Gegenteil: Er war eifersüchtig auf sie, beschuldigte mich ständig, ihn wegen ihr zu vernachlässigen.“

„Das Jugendamt war stets auf meiner Seite“
Vieles, so Julia Erickson, hätte sie dafür getan, um die Beziehung zu retten: „Ich kochte seine Leibspeisen, renovierte unser Haus. Trotzdem behandelte er mich schlechter und schlechter. Eine Situation, die irgendwann für mich nicht mehr verkraftbar war - weil ich sonst seelisch zugrunde gegangen wäre.“ Schließlich hätte sie mit ihrem Mann über eine Trennung gesprochen: „Wir legten fest, dass ich - mit unserer Tochter - in meine alte Heimat übersiedeln sollte; dass er in Hinkunft seine Urlaube bei uns und ich meine mit der Kleinen bei ihm verbringen würde.“

2019 der Umzug. „Was ich da nicht ahnen konnte: Eric zeigte mich, kurz nach meiner Abreise, wegen Kindesentführung an. Und er beantragte das Sorgerecht für Diana.“ In der Folge fanden hierzulande mehrere Gerichtsverhandlungen statt; eine Psychologin stellte - nach Befragungen des Mädchens - fest, dass eine Trennung von der Mutter, seiner engsten Bezugsperson von Beginn an, nicht vertretbar sei. Zu demselben Ergebnis kamen auch Jugendamt-Mitarbeiter - und die mit dem Fall befasste Richterin. Im Zuge des Haager Abkommens wurde allerdings ein gegensätzliches Urteil gefällt, dem sich letztlich die österreichische Justiz beugte.

„Meine Kleine ist genauso unglücklich wie ich“
Woraufhin es zu Dianas Rückführung nach Amerika kam. Seitdem kämpft Julia Erickson für die Aufhebung „dieser menschenverachtenden Entscheidung“. Mithilfe amerikanischer Anwälte, „die sehr teuer sind, die ich bisher bloß bezahlen konnte, weil mir ,Krone‘-Leser - nach einem Bericht über mein Schicksal im vergangenen Winter - Geld überwiesen haben“.

Einen ersten Erfolg hat die 44-Jährige bereits errungen: „Meine Angaben, dass mich mein Mann körperlich und seelisch misshandelt hat, wurden mittlerweile als wahr anerkannt.“ Außerdem steht im Raum, dass das Verfahren um Dianas Obsorge an Österreich abgegeben und damit neu aufgerollt werden könnte.

Die Kleine muss vorerst dennoch in den USA bleiben: „Ich darf jeden Tag Videotelefonate mit ihr führen, sie wirkt verzweifelt, sie sagt ständig, dass ich ihr entsetzlich abgehe. Ich weiß kaum, wie ich sie aufmuntern soll. Weil ich ja selbst unendlich traurig bin.“ Und wieder beginnt die Krankenschwester bitterlich zu weinen. Wie verbringt sie den heutigen Muttertag? „Im Bett, mit dem Knopfherz, das meine Diana vor einem Jahr für mich gebastelt hat.“

Das Spendenkonto für Julia Erickson ist weiterhin aktiv, es läuft auf ihren Namen. Raiffeisen Bank: AT97 3239 7000 0173 2361

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