Kinder und Jugendliche vertrauen sich bei Problemen nicht immer ihren Eltern an. Im schulischen Bereich gelingt es offenbar der Schulsozialarbeit (Schuso), vertrauensvoll in die jungen Seelen blicken zu dürfen, wie das Beispiel aus Telfs - einem von acht neuen Standorten - zeigt.
Corona-Krise, Krieg, individuelle Nöte – was in den Köpfen und der Psyche unserer Kinder vorgeht, bleibt oft im Verborgenen. Nicht immer öffnen sich vor allem Jugendliche ihren Eltern. Übrig bleibt die Frage, ob und wie die altersbedingt unfertige Psyche mit Problemen zurechtkommt und umgeht. Vieles passiert in den Schulen und 2008 ist eine wichtige Entscheidung des Landes Tirol und der Schulerhalter „passiert“: die Einführung der Schulsozialarbeit, kurz Schuso genannt. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sind in Volksschulen, Mittelschulen, Sonderschulen und Polytechnischen Schulen anwesend, um in vertrauensvoller Beziehung Kindern und Jugendlichen als Ansprechpartner zu dienen, wenn es Probleme gibt. Nicht minder wichtig ist diese Präventionsarbeit, um Problemen im Voraus den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Motiviertes Dreiergespann neu im Telfer Schulzentrum
An acht der insgesamt 61 Tiroler Schulen startete die Schuso zu Jahresbeginn neu. Unter anderem im Telfer Schulzentrum an den Volksschulen August Thielmann und Josef Schweinester und der Allgemeinen Sonderschule Walter Thaler mit rund 800 Schülern. Das neue akademische Sozialarbeiter-Dreiergespann mit Lena Kraus, Martina Jäger und Daniel Tiefnig zeigt sich begeistert, vor allem von der Selbstverständlichkeit, mit der sich die Kids ihnen anvertrauen. Auch Quereinsteiger Tiefnig, der als Autoverkäufer nicht mehr mit fiktiven Zahlen jonglieren wollte, wie er sagt, sondern mit Kindern arbeiten: „Wenn die jungen Menschen dir vertrauen und mit ihren Problemen zu dir kommen, dann ist das schon erfüllend.“ Und das tun sie ohne Scheu. „Das Wertvollste, was wir Schülern bieten können, ist Zeit“, ergänzt Nicole Gritsch, Teamleiterin im Gebiet Oberland/Außerfern. Die Position der Teamleitungen (West, Mitte und Ost) ist ebenfalls mit Anfang des Jahres neu installiert worden.
Nicht Corona und nicht der Krieg sind die Themen
„Die Arbeit ist wirklich wundervoll“, zeigt sich Lena Kraus fasziniert, „durch unser Motto ,offen, freiwillig, vertraulich’ sind die Kinder ohne Schwellenangst. Ich glaube, viele Probleme blieben ansonsten unausgesprochen.“ Nach dem ersten Monat der „eigentlichen Arbeit“ sehen die Neuen weder die Pandemie noch den Krieg als Hauptthema. „Es geht meistens um Beziehungsthemen“, weiß Martina Jäger. Bei den Älteren gehe es oft um Konsum, (a)soziale Medien oder fehlendes Selbstwertgefühl. Man ist sich jedenfalls einig, dass durch die Gespräche und die präventive Arbeit in den Klassen – Stichwort Mobbing – ein schützender Mantel für die junge Psyche gesponnen werden kann. 11.845 Beratungen tirolweit im Schuljahr 2020/21 beweisen, dass die Kids auch in den Mantel schlüpfen. Und das Land strickt diesen weiter: Im Herbst werden wieder neue Standorte dazukommen. Ein tirolweites Novum, das Lena Kraus in Telfs quasi einführt: „Ab Herbst wird mich mein Therapiehund Lui unterstützen, das wurde kürzlich erst genehmigt.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.