Opernpremiere

Richard Wagner lässt in Graz die Puppen tanzen

Steiermark
24.04.2022 18:00

Richard Wagner lässt schon in seiner ersten großen Oper den Weg zum Musikdrama als Gesamtkunstwerk erkennen. Regisseurin Sandra Leupold ladet dieses frühe Erlösungsdrama in Graz mit viel Psychologie auf und erzeugt so eine gewisse Leere. Und Musikchef Roland Kluttig setzt dieses Mal auf eher getragene Tempi.

Dass die Frau den Mann durch ihr selbstloses Opfer erlöst, ist eine der Obsessionen, die sich durch Richard Wagners Werk ziehen. Schon im „Fliegenden Holländer“ (1843) bedient er dieses Motiv ausgiebig, was für Leupold wohl der Anlass war, den Komponisten (dargestellt von Stephan Offenbacher) als Strippenzieher auf die Bühne zu holen. Ein altbewährter Trick aus der Theaterkiste, wenn man als Regisseur seine Sicht der Dinge untermauern will.

Inszenierung gibt Rätsel auf
Diese Sicht gibt allerdings dieses Mal einige Rätsel auf. Im leeren, dunklen Bühnenraum (Mechthild Feuerstein) finden sich einige Versatzstücke aus historischen Münchner Aufführungen, auch Jochen Hochfelds Kostüme scheinen aus dieser Zeit zu stammen, doch die Figuren stehen als Archetypen auf der Bühne, der Holländer als Identifikationsfigur für Wagner selbst, für den Künstler als steten Außenseiter, Senta als selbstlos liebender Engel.

Zitate aus historischen Aufführungen
Das Spiel mit dem Theater und seiner Geschichte erzeugt mitunter schöne Bilder, die aber wenig erzählen. Am Ende bleibt nichts, woran man sich festhalten könnte und das Drama verläuft sich. Nicht einmal die Verweigerung Sentas erzielt da noch Wirkung, sie lässt nicht nur die Menschen auf der Bühne ratlos zurück.

Roland Kluttig gibt mit seinen sehr diszipliniert spielenden Grazer Philharmonikern dieses Mal eher ein langsames Tempo vor. Viele auf die Inszenierung abgestimmte Pausen hemmen den Erzählfluss, dennoch tönt es immer wieder ausgesprochen intensiv und unheilschwanger aus dem Graben. Dazu ist ein hervorragend disponierter Chor im Einsatz.

Herausragende Tenöre
Sängerisch sind es die Tenöre, die den Abend retten: Mario Lerchenberger ist ein herausragender Steuermann, Maximilian Schmitt ein intensiver Erik. Auch Wilfried Zelinka als Daland beeindruckt durch seine starke Stimme und Ausdruckskraft. Kyle Albertson hingegen kann als Holländer nicht vollends überzeugen, und Helena Juntunen tut sich mit dem Part der Senta schwer. Ihre Stimme ist zu kraftlos, ihre Wortdeutlichkeit lässt sehr zu wünschen übrig. Mareike Jankowski bleibt als Mary eher unauffällig.

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