Zufrieden mit dem Leben? Aktuelle Umfrage sieht Österreich im Spitzenfeld. Doch die Quote sinkt. Osteuropäer werden lebensfroher. Rot-weiß-rote Problemzone: Vertrauen in die eigene Politik.
Glücklicher Osten, trauriger Westen. So lässt sich der Trend einer aktuelle Studie zur Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Europa zusammenfassen. Gute Nachricht für Österreich - in der Umfrage liegt man mit der Schweiz und Deutschland noch immer vorne. Wenn auch die Tendenz - im Gegensatz zu etwa Serbien oder der Slowakei - rückläufig ist. Dies ergab eine Untersuchung des Forschungsinstituts Marketagent - mit 5500 Befragten in elf Ländern.
Vermögensvermehrung bei den Osteuropäern
76,2 Prozent der Befragten in Österreich sind demnach sehr oder eher zufrieden mit ihrem Leben allgemein, in der Schweiz sind es 76,4. Es folgt Deutschland mit 69,4. Der Durchschnitt liegt bei 64,5. Am niedrigsten ist die Lebenszufriedenheit in Serbien (52,2) und Italien (56,2). Die deutschsprachigen Länder sind also die zufriedensten. Interessant ist jedoch: Vor zehn Jahren lag Österreich noch bei 84,3 Prozent, die Schweiz bei 84,2. Ein doch deutlicher Rückgang ist also heute zu konstatieren. Im Jahr 2012 lagen die Serben nur bei 36,7 Prozent und sind somit in den vergangenen zehn Jahren deutlich lebensfroher geworden. Selber Trend in den anderen früheren kommunistischen Ländern Slowakei, Ungarn, Kroatien, Tschechien und Slowenien.
Ein Grund für diese Entwicklungen sei laut Marketagent die persönliche finanzielle Situation. Auch hier liegen die deutschsprachigen Länder klar voran - 40 Prozent verorten sich im guten oder sehr guten Bereich. Im Vergleich zu 2012 blieb die Situation aber stabil, während in Osteuropa Verbesserungen stattfanden.
Verheerendes Zeugnis für nationale Machthaber
Der nationalen Politik stellen die Befragten praktisch überall ein verheerendes Zeugnis aus. Nur neun Prozent haben sehr großes oder eher großes Vertrauen in die Politik ihres Landes. Österreich liegt knapp unter dem Schnitt (8,2). Allerdings war das Ergebnis vor zehn Jahren noch schlechter: Damals hatten nur 2,8 Prozent der befragten Österreicher und 5,3 Prozent aller Befragten Vertrauen in ihre Politik.
Die Zufriedenheit mit der Politik ist in allen Ländern niedrig ausgeprägt. Österreich reiht sich hier im unrühmlichen Mittelfeld ein. Nicht zuletzt wegen der jüngsten Skandale.
Andrea Berger, Marketagent
Schweiz als Ausnahme
Ausnahme ist nur die Schweiz, wo immerhin mehr als ein Drittel der nationalen Politik vertraut. Dies liege an den Skandalen und Affären seit Ibiza, sagt Andrea Berger, die Verantwortliche der Studie, zur „Krone“. „Angesichts der Chatprotokolle aber auch angesichts der Unzufriedenheit im Corona-Management wundert es nicht, dass hierzulande der Wunsch nach politischen Reformen im Vergleich zum restlichen deutschsprachigen Raum mit Abstand am höchsten ausgeprägt ist.“ Dieser Wunsch ist - siehe Grafik - tatsächlich dringlich.
Europa und die Zukunft: Rosa Wolken nicht in Sicht
Auch die Zustimmung zur EU wurde abgefragt. Sie ist in den letzten zehn Jahren leicht gestiegen. 42,6 Prozent der Bevölkerung sehen die Union allgemein positiv. Das ist knapp über dem Schnitt von 39,7 Prozent.
Die Zukunft wird nicht in rosa Farben gezeichnet. Mehr als die Hälfte rechnen damit, dass die Welt in zehn Jahren schlechter sein werde. Österreich liegt hier voll im Trend. Würde man heute die Analyse wiederholen, dürfte der Blick noch viel getrübter ausfallen. Die Befragung fand nämlich zwischen 20. Jänner und 10. Februar statt - also bis zwei Wochen vor Beginn des Krieges in der Ukraine.
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