Man glaubt es kaum, aber in der Causa Ohlsdorf, wo die Baugrube des künftigen Betriebsbaugebietes Ehrenfeld II seit Wochen als riesige Schottergrube genützt wird, kommen jetzt noch „Reibebäume“ dazu. Und das ganz buchstäblich, denn mit einem beinahe verlorenen Gutachten wurde nun festgestellt, dass etliche Bäume mehr geschlägert wurden, als von „Schotter-Baron“ Hans Asamer beantragt und bewilligt wurden. Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) rügt daher - ganz offiziell per amtlicher Presseaussendung in der eigentlich sonst viel zurückhaltenderen Landeskorrespondenz - die nun noch größere „Waldvernichtung“. 3000 Quadratmeter zusätzlich! Aber reicht das, um über die entscheidende Flächengrenze für eine Umweltverträglichkeitsprüfung von 200.000 Quadratmetern zu kommen?
Die nächste Ungereimtheit in der Causa Ohlsdorf betrifft ein beinahe verloren gegangene Gutachten. Und das kam so: Zu Beginn des Jahres hat Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder den Gmundner Bezirkshauptmann gebeten, eine Überprüfung über die tatsächlich erfolgte Rodung eines Waldes in Ohlsdorf durchzuführen. Hintergrund dieser Bitte ist, dass eine Rodung im Ausmaß von über 200.000 Quadratmetern UVP-pflichtig wäre, also einer Umweltverträglichkeitsprüfung zu unterziehen wäre. Konkret beantragt hatte der Unternehmer Hans Asamer eine Rodung im Ausmaß von 188.147 Quadratmeter. Ein von der Bezirkshauptmannschaft beauftragter privater Sachverständiger hat daraufhin der Bezirkshauptmannschaft Gmunden am 4. Februar mittels Gutachten das Ergebnis mitgeteilt. Bloß - davon erfuhr extern niemand, auch Kaineder nicht.
80 bis 100 Bäume zu viel geschlägert
Erst nach Nachfrage von LR Kaineder wurde das Gutachten nun, also mehr als zwei Monate später, vom Bezirkshauptmann übermittelt. Die Vermessung des Gutachters vor Ort ergab, dass die beantragte Rodungsfläche um 3.093 Quadratmeter überschritten worden war. Entsprechend erzürnt reagiert Kaineder: „3.093 Quadratmeter entspricht in etwa der Größe des Schillerparks in Linz, die in Ohlsdorf über die bescheidmäßig genehmigte Rodung hinaus an Wald zerstört wurden. Damit sind zwischen 80 und 100 Bäume verloren gegangen, die auch ein wichtiger und wirksamer Luftfilter für die Anrainer/innen in der von Autobahn und Industrie geplagten Region gewesen sind. Was mich neben der Waldzerstörung maßlos ärgert, ist, dass in diesem gesamten Prozess jegliche Normen und Regeln in einer Selbstverständlichkeit bis zur maximalen Grenze ausgenützt werden. Von einer Widmung, die eigentlich versagt hätte werden müssen, hin zu einer Rodungsbewilligung, die trotz ablehnendem Gutachten des Amtssachverständigen und aus meiner Sicht nicht begründetem notwendigen öffentlichen Interesse erging, bis zu immer wieder widersprüchlichen Aussagen des Antragstellers. Wenn es uns nicht gelingt, hier endlich einen Paradigmenwechsel auf allen Ebenen einzuleiten, verbetonieren wir die Zukunft unserer Kinder noch vollständig!“
Das muss wieder gut gemacht werden!
Kaineder mahnt also eindringlich vor den Folgen der zunehmenden Versiegelung. Außerdem erwartet sich der grüne Landesrat, dass auch für die über die bescheidmäßig erfolgte Rodung hinausgehende Zerstörung Wiederaufforstungsflächen im eineinhalbfachen Ausmaß eingebracht werden.
Aber reicht das denn für eine UVP-Pflicht?
Weitere Folgen wird das für Asamer aber nicht haben, auch wenn mit den 80 bis 100 Bäumen tatsächlich geschützte Schwarzspechte verscheucht worden sein sollten. Selbst mit den zusätzlich illegal oder irrtümlich gerordeten 3093 Quadratmetern überspringt die Rodung die ausschlaggebende Grenze von 200.000 Quadratmetern nicht. Man hat sich nur näher daran herangetastet...
Schotter um 7,5 Millionen € abgebaut
„Die Schottergrube Ehrenfeld II ist mittlerweile 320 Meter lang und 260 Meter breit. Das ergibt eine Fläche von rund 74.000 Quadratmetern (Mittelwert aus Ellipsenfläche von 65.345 und Rechtecksfläche von 83.200 Quadratmetern)“, berichtet ein Baustellen-Kiebitz der „Krone“: „Diese Fläche mal durchschnittlich 5,5 Meter Abbauhöhe ergibt ein Volumen von 407.000 Kubikmeter. Das sind rund 775.000 Tonnen Schotter. Vom abbau- und verwertbaren Schottervolumen sind geschätzt mehr als 80 Prozent weg und nach Vorchdorf, Pucking, Viecht und Ohlsdorf transportiert und dort verwertet worden. Und die Behörden prüfen immer noch, ob Asamer für diese gewerbliche Tätigkeit irgendeine Bewilligung braucht ... ts-ts-ts ... der Rechtsstaat lässt grüßen. So nebenbei bemerkt: Die abgebaute Schottermenge hat bisher einen (Rohstoff-)Wert von ca. 7,5 Millionen Euro. Ein nettes österliches Körberlgeld ... neben dem Umwidmungsgewinn.“
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