Brauch und Tradition

Altes Handwerk: Für Ratschen nur Holz aus Heimat

Niederösterreich
14.04.2022 11:00
Heute, so sagt der Volksmund, fliegen die Kirchenglocken nach Rom und viele Kinder ersetzen mit ihren Ratschen deren Läuten bis zum Ostersonntag. Das Handwerk des Ratschenbaus führt Fritz Kadernoschka aus Ludweis im Waldviertel in der alten Wagnerei seines Vaters weiter. „Der Baum sagt dir, was er werden will“, verrät er seinen besonderen Zugang zu Holz.

„Das Holz redet mit dir. Du musst es nur verstehen“, gab Wagnermeister Fritz Kadernoschka seinem gleichnamigen Sohn auf den Lebensweg mit. Als Wagner müsse man stets mit offenen Augen durch den Wald gehen, betonte der Vater den besonderen Bezug. 1969 musste er seinen Betrieb in Ludweis im Bezirk Waidhofen an der Thaya aber schließen.

Richtiger Zuschnitt wird dirigiert
Sein Sohn, ehemaliger Amtsleiter in der Gemeinde, eröffnete 2013 die alte Wagnerei wieder. Der bald 65-Jährige widmet sich seither dieser Passion. Er weiß: „Es kommt nicht nur darauf an, wie ein Baum gewachsen ist. Wichtig ist auch, dass das Holz zur Ruhe kommt und gut gelagert trocknen kann. Erst dann darf man es verarbeiten.“ So fällt er Bäume selbst und steht neben der Blochbandsäge, um den richtigen Zuschnitt zu dirigieren. Erst nach Jahren der Lagerung ist die Lufttrocknung abgeschlossen und er kann das Holz verwenden.

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Es kommt nicht nur darauf an, wie ein Baum gewachsen ist. Wichtig ist auch, dass das Holz zur Ruhe kommt und gut gelagert trocknen kann. Erst dann darf man es verarbeiten.

Fritz Kadernoschka

Arbeit mit Hingabe und historischem Werkzeug
Für den Ratschenbau verwendet Kadernoschka nur Hartholz der Esche oder mittelharte Hölzer von Ahorn oder Birke. „Die sind schön hell“, sagt er. Sie kommen ausschließlich aus der Region. Zudem verwendet er noch Werkzeuge seines Großvaters: die Kreissäge ist fast 100 Jahre alt, die Bandsäge hat schon 90 Jahre auf dem Buckel, die Hobelmaschine steht immerhin seit 70 Jahren im Dienst der Familie. Der Holzliebhaber fertigt meist mehrere Ratschen desselben Typs an, weil sie aus bis zu zwölf Einzelteilen bestehen. Und diese erfordern einen vielfach wechselnden Maschineneinsatz. Bisher baute er Wachler-, Schubbock-, oder Handkurbel-Ratschen.

Prototyp für Altargemeinschaft ausgetüftelt
Für die Altargemeinschaft St. Georgen der Pfarre Emmersdorf im Bezirk Melk, die von seiner Leidenschaft aus der „Krone“ erfahren hatte, baute Kadernoschka erstmals vier Standkurbel-Ratschen. Dafür tüftelte er zuvor einen Prototyp aus. Die Geräte werden, so erzählt Johanna Blauensteiner von der Altargemeinschaft, von den Ratschenkindern sorgsam gehütet und jedes Jahr an die nächste Gruppe weitergegeben.

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