Gewalt gegen Frauen

Halbe Million Euro mehr für Männerarbeit kommt

Steiermark
13.03.2022 07:00

Zwei Frauenmorde gab es in der Steiermark heuer bereits. Wie verhindert man Gewalt, bevor sie entsteht? Das Land setzt einen neuen, 500.000 Euro teuren Schwerpunkt bei der Männerarbeit. „Dadurch können wir unsere Wartelisten schneller abbauen und neue Standorte in den Regionen aufbauen“, sagt Christian Scambor, Leiter der Männerberatung.

Ein Frauenmord, ein Aufschrei, der Ruf nach mehr Prävention – immer wieder läuft es gleich ab. Zwei Steirerinnen verloren dieses Jahr schon so ihr Leben, 2021 waren es drei. Das Land Steiermark macht jetzt ernst und nimmt 500.000 Euro mehr für die Täterarbeit in die Hand: „Männer müssen ihren Teil zum Gewaltschutz beitragen“, sagt Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ).

Das Geld geht an Vereine wie die Männerberatung. 1700 Personen beraten Christian Scambor und sein Team jährlich – zu Themen wie Scheidung und Obsorge bis hin zu schwerer Gewalt. „Männer werden – wie Frauen – von klein auf in eine bestimmte Rolle gedrängt“, erklärt der Psychologe. „Sie werden hingedrängt auf Dominanz, Macht und Kontrolle. Das passiert unterschwellig, etwa wenn man sagt: ,Ein Indianer kennt keinen Schmerz.’ So verdrängen Buben Emotionen, statt mit ihnen umzugehen.“

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Gewalt zu stoppen heißt: Wir müssen so früh wie möglich mit potenziellen Tätern zusammenarbeiten. Dafür braucht es ein modernes Bild von Männlichkeit.

Sozial- und Gewaltschutzlandesrätin Doris Kampus (SPÖ)

Auf 20 Frauenmorde kommt ein Männermord in Beziehungen
Bis zur Gewalt ist es von da aus noch ein weiter Weg. Aber Fakt ist: „Auf 20 Morde vom Männern an Frauen kommt einer, bei dem eine Frau einen Mann umbringt. Betretungsverbote werden zu 90 Prozent gegen Männer ausgesprochen. Und auch bei Suiziden sind sie viermal mehr betroffen“, erklärt Scambor.

Kann man einen gewalttätigen Mann wirklich ändern? „Durch Therapien und Beratungen kann sich die Rückfälligkeit halbieren.“ Arbeiten mit Tätern bedeutet auch, Opfer zu schützen, sagt Scambor. „Weil viele Frauen ja zu den Tätern zurückkehren. Bei einer Trennung geht ein Mann sonst die nächste Beziehung ein, hat sein Verhalten nicht geändert und produziert das nächste Opfer.“ Außerdem habe jeder die Chance verdient sich zu bessern. „Die Täter merken, was sie bei den Opfern angerichtet haben – darauf kann man dann aufbauen.“

Wartelisten verkürzen
Mehr Geld bedeutet für Scambor vor allem schnellere Hilfe. „Wir haben laufend Wartelisten, teilweise von bis zu einem Monat – das können wir durch neue Mitarbeiter verkürzen.“

Ebenso in Arbeit: Eine neue Beratungsstelle in Leoben – zusätzlich zu den sieben bestehenden Standorten in der Steiermark.

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