Der Gelbe Enzian wurde kürzlich zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. In vielversprechenden Feldversuchen wird die Bergschönheit mittlerweile auch in Tiroler Hochtälern kultiviert. Aus den Wurzeln wird unter anderem hochwertiger Schnaps erzeugt. Eine ganz junge Idee: Galtürer Frauen nutzen Blüten und Blätter für Pflegeprodukte.
„Ja, das mit dem Geruch war schon eine Herausforderung“, gestehen die beiden Jungunternehmerinnen Heidrun und Alexandra Walter aus Galtür. Die eine Marketing-Profi, die andere Ärztin. Gemeinsam haben sie zum Jahreswechsel ihre Pflegelinie „Enzian cultiviert“ auf den Markt gebracht.
Der Gelbe Enzian ist ihr Rohstoff. Die Arzneipflanze des Jahres ist nicht nur heilsam, sondern offensichtlich auch wohltuend für die Haut. „Wir haben lange getüftelt und probiert“, beginnt Heidrun Walter zu erzählen. „Verwendet werden nicht – wie beim Schnaps – die Wurzeln, sondern die Blüten und Blätter. Auch sie enthalten wertvolle Bitterstoffe, die der Haut guttun.“
Rohstoff wächst direkt vor dem Haus
Den Grundstoff für ihre Seifen und Cremen finden die beiden Oberländerinnen direkt vor der Haustür. Nicht – wie zu vermuten wäre – am Berg, wo der wilde Enzian wächst, sondern auf dem Feld von Alexandras Mann Hermann Lorenz. Er ist Enzian-Pionier und hat die Bergschönheit im Hochtal angesiedelt. Mittlerweile bauen acht Tiroler Landwirte Gelben Enzian an.
Lorenz nutzt die Wurzeln für sein hochwertiges Destillat – Enzianschnaps ist ein begehrtes Produkt. Der Oberländer muss aber Jahre auf die Ernte warten. In der Zwischenzeit jäten die Frauen fleißig und zupfen regelmäßig Blätter und Blüten für ihr Schönheitsextrakt ab. Die wertvolle Pflanze wird so umfassend genutzt – Nachhaltigkeit auf Paznaunerisch.
Galtür mit langer Enzian-Tradition
Dass das ausgerechnet hier passiert, ist kein Zufall. Galtür ist berühmt für seine „Enzner-Kultur“, die 2013 auch in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Österreichs aufgenommen wurde.
Aber wie ist das jetzt mit dem Geruch? „Viele kennen den ,Enzner’ zum Trinken und dessen erdigen, herben Geschmack. Als Hautpflegeprodukt geht das freilich nur schwer durch“, beschreiben die Unternehmerinnen die Ausgangslage. Die Herausforderung haben sie gemeistert. Dank ätherischer Öle duften die Cremen und Seifen nach frischer Wiese. Produziert wird in Tirol – wo der Enzian seine Wurzeln hat.
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