Die Koralmbahn wird der Region entlang dieser neuen Südroute sowohl in der Steiermark als auch in Kärnten einen Aufschwung bescheren - das gilt als sicher. Noch nicht sicher ist man sich bei einem wichtigen Bahnhofsnamen.
In der Weststeiermark wächst die Euphorie, je näher die Inbetriebnahme der neuen Koralmbahn rückt. Entlang dieser neuen internationalen Bahnlinie bewegt sich schon vieles, noch bevor der erste Zug 2025 durch den Berg flitzt. Allerdings mischen sich in die ob der glänzenden Aussichten strahlenden Gesichter vor Ort auch zarte Sorgenfalten
Die gerade erfolgte Ersterkundung des noch unfertigen Tunnels durch Infrastrukturministerin Leonore Gewessler und ein Team der ÖBB gemeinsam mit der „Krone“ belebt die Aufbruchstimmung in den betroffenen Regionen auf Kärntner und steirischer Seite weiter. Hier weiß man vom Landeshauptmann abwärts die Chancen hoch einzuschätzen. „Die Errichtung der Koralmbahn ist für die Steiermark von herausragender Bedeutung und Wichtigkeit. Ich bin überzeugt, dass die Wirtschaft von dieser direkten Verbindung zwischen dem steirischen und kärntnerischen Zentralraum enorm profitieren wird und zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden können“, sagt dazu Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.
Von Groß St. Florian nach Graz in nur 18 Minuten
Davon wird im Besonderen Groß St. Florian profitieren, wo einer der beiden wichtigsten neuen Bahnhöfe zwischen Graz und Klagenfurt entsteht. Bürgermeister Alois Resch: „Wir sitzen jetzt mit sehr attraktiven Zugverbindungen zwischen zwei Landeshauptstädten.“
Der in Groß St. Florian lebende Ex-Nationalratsabgeordnete und nunmehrige Volksanwalt Werner Amon sieht das ganz ähnlich, wenn er sagt: „Für die Region eine große Aufwertung, wir sind jetzt als Arbeitsplatz- und Wohnsitzgemeinden viel interessanter.“ Kein Wunder, wird man doch mit den Railjets, die auch in Groß St. Florian halten, künftig in 18 Minuten in Graz, in einer halben Stunde in Klagenfurt sein. Nach Wien kommt man ab Inbetriebnahme des Semmeringtunnels (2028) in gut zwei Stunden.
Wir sitzen jetzt mit sehr attraktiven Zugverbindungen zwischen zwei Landeshauptstädten.
Bürgermeister Alois Resch
Politik hat auf wichtige Straße vergessen
Man wird freilich nicht nur von hier wegfahren, sondern auch hinfahren. Zum Wohnen, zum Arbeiten. Auf fast zehn Hektar Fläche entsteht direkt beim neuen Bahnhof der „Koralmpark“ - hier beginnt in Kürze die Ansiedlung erster Firmen, mit dabei Hightech-Unternehmen, die sich vor allem auf Forschung und Entwicklung konzentrieren werden.
Was Sorgenfalten verursacht? Unter anderem die noch schlechte Straßen-Anbindung des neuen Bahnhofes Richtung Wettmanstätten; ein Beschluss steht noch immer aus, das Land hat verabsäumt, eine neue Straße direkt entlang der neuen Bahnlinie mitzubauen.
Welchen Namen wird das „Baby“ bekommen?
Die zweite Sorgenfalte verursacht die Namensgebung des „Babys“ neuer Bahnhof. Die fast zehn Kilometer entfernte Bezirksstadt Deutschlandsberg hat Namensansprüche erhoben, was für Groß St. Florian ein absolutes „No-Go“ ist. So wurde der Kompromiss „Weststeiermark“ geboren.
Den führen die ÖBB bisher nur als „Projektnamen“, auch wenn ÖBB-General Andreas Matthä darauf angesprochen sagt: „Wir wollen, dass die Menschen in ihrer Region ein stückweit Identifikation mit ihrem Bahnhof bekommen.“ Und ergänzt: „Und dass die Reisenden, die nicht aus der Gegend sind, wissen, wo sie sind.“
Eine große Aufwertung. Wir sind jetzt als Arbeitsplatz- und Wohnsitzgemeinden viel interessanter.
Volksanwalt Werner Amon
Da haken nun die Florianer Amon und Resch ein: Wenn die Menschen hier aus- und einsteigen, sind sie definitiv nicht in Deutschlandsberg. Wenn man aber nicht bei „Weststeiermark“ bleibe? Dann, so Volksanwalt und Bürgermeister unisono: „Dann erwarten wir so wie auf Kärntner Seite mit ,St. Paul im Lavanttal‘ hier ,Groß St. Florian‘.“ Umso mehr, wo zur Steigerung der Verwirrung diese bisher weststeirische Region im Tourismus gerade zur Südsteiermark wechselt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.