18.02.2022 16:00 |

Nach Franzobel

Schauspielhaus Salzburg zeigt „Floß der Medusa“

Das Schauspielhaus Salzburg zeigt seit Mittwoch Überlebenskampf hautnah – nach einer Romanvorlage von Franzobel. Wenn auch in stark verkürzter Fassung, hinterlässt die Inszenierung Susi Webers Spuren. Damit sind nicht nur die äußerst üppigen Kunstblut-Rückstände auf der Bühne gemeint.
Artikel teilen
Drucken
Kommentare
0

„Das Floß der Medusa“ – so heißt ein aus dem Jahre 1816 stammendes Bild des französischen Malers Théodore Géricault. Darauf zu sehen: Menschen, die auf einem sinkenden Schiff mit allen Mitteln um ihr Leben kämpfen.

Inspiration genug für Schriftsteller Franz Stefan Griebl, alias Franzobel. Er verschriftlichte die maritime Katastrophe auf seine Art und Weise. „Gut, die Sache liegt mittlerweile mehr als zweihundert Jahre zurück. Wir können es uns also bequem machen und uns versichern, wir sind anders, bei uns kommt so was nicht vor. Doch ist das wirklich so?“, stellt Franzobel in seinem Roman infrage.

Seit vergangenem Mittwoch kann man sich der Frage, was der Kampf ums Überleben aus angeblich zivilisierten Leuten macht, nun auch im Schauspielhaus Salzburg stellen. Dort ist der dem Roman von Franzobel zugrunde liegende Stoff, jetzt auf der Bühne zu sehen. Als österreichische Erstaufführung. In der Inszenierung von Susi Weber findet der Zuschauer auch Assoziationen zu heutigen Schiffsunglücken, wie etwa beinahe regelmäßig ertrinkender Flüchtlinge.

Das Stück wurde von Weber in einer anderthalb stündigen Fassung auf die Bühne gebracht. Es sei „unmöglich, sowohl die Realität des Ereignisses, als auch die Bearbeitung von Franzobel angemessen eins zu eins auf einer Bühne darzustellen“, erklärt die Regisseurin im Programmheft. Vielleicht war auch das ein Grund, warum das Publikum die Inszenierung Webers als vielerorts (zu) stark verkürzt wahrnahm.

Dennoch blieb auch Einiges hängen. Etwa die groteske Selbstüberschätzung des unerfahrenen Kapitäns, die Verzweiflung des karrierebewussten Schiffsoffiziers oder der vergebliche Kampf des Schiffsarztes. Trotz ähnlicher Besatzung – Traumschiff-Laune kommt hier definitiv nicht auf.

 Salzburg-Krone
Salzburg-Krone
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).

Kommentare lesen mit
Jetzt testen
Sie sind bereits Digital-Abonnent?