Am Tiefpunkt

Keine Party für den Partyprinzen: Andrew wird 62

Adabei
15.02.2022 10:22

„Randy Andy“, „Partyprinz“ und „Airmiles-Andy“: Der zweitälteste Sohn der britischen Königin Elizabeth II. hat seit langem einen zweifelhaften Ruf. Doch kurz vor seinem 62. Geburtstag am 19. Februar ist das Ansehen Prinz Andrews auf einen vorläufigen Tiefpunkt gerutscht. Ausgerechnet im Jahr des 70. Thronjubiläums bereitet der einst als Lieblingssohn der Queen bezeichnete Prinz seiner 95 Jahre alten Mutter große Sorgen.

Schon am 10. März muss er sich einer zweitägigen Befragung durch die Anwälte von Klägerin Virginia Giuffre stellen, die ihm vorwirft, sie als Minderjährige mehrfach missbraucht zu haben und die in New York Zivilklage eingereicht hat. Sie wurde nach eigenen Angaben zum Opfer eines von dem US-Multimillionär Jeffrey Epstein und dessen Ex-Freundin Ghislaine Maxwell aufgebauten Missbrauchsrings und durch die beiden an Andrew vermittelt.

Keine Beflaggung
Ob dem Prinzen daher an seinem Geburtstag zum Feiern zumute sein wird, darf bezweifelt werden. Medienberichten zufolge dürfte er derzeit darauf fokussiert sein, sich mit seinen Anwälten auf das Verhör vorzubereiten. Die Öffentlichkeit wird wohl von seinem Geburtstag ohnehin nichts mitbekommen: Anders als noch im vergangenen Jahr, ordnete die Regierung in London für 2022 keine Beflaggung an Regierungsgebäuden anlässlich seines Geburtstages an.

Andrew streitet die Vorwürfe nach wie vor vehement ab. Doch seine militärischen Rangabzeichen ist er bereits los. Auf die Anrede „Königliche Hoheit“ muss er ebenfalls verzichten. Schon jetzt gilt eine Rückkehr in den engeren Kreis der Royals als so gut wie unmöglich. Es gibt auch bereits Forderungen, er solle seinen Titel als Herzog von York aufgeben. Befürchtet wird, der Zivilprozess, dem sich Andrew stellen will, könnte die Feierlichkeiten seiner Mutter zum 70. Thronjubiläum vollkommen überschatten: ein Alptraum für das Königshaus.

Bessere Zeiten
Doch es gab auch bessere Zeiten: Noch Anfang der 1980er-Jahre galt Andrew als „most eligible bachelor“ (begehrenswertester Junggeselle) des Landes. Der damals zweite in der britischen Thronfolge nach seinem älteren Bruder Charles hatte nach einer Ausbildung als Marineoffizier den Pilotenschein gemacht und war im Falkland-Krieg im Einsatz gewesen.

Im Jahr 1986 heiratete er Sarah „Fergie“ Ferguson. Das Paar bekam zwei Töchter, Prinzessin Beatrice (33) und Prinzessin Eugenie (31). Doch das Glück war nicht von langer Dauer, bereits 1992 trennten sie sich, vier Jahre später kam die Scheidung. Für Schlagzeilen sorgte vor allem ein Foto, auf dem Fergie dabei zu sehen war, wie sie sich in Saint-Tropez von ihrem Finanzberater die Zehen abküssen ließ. Später waren es weniger Liebesaffären als ihre ständige Geldknappheit, die die rothaarige Fergie auf die Titelseiten brachte.

Andrew hingegen reiste um die Welt und zeigte sich auf zahlreichen Partys der Schönen und Reichen und wurde als „Party-Prinz“ bekannt. „Ich weiß nicht, warum ich mir diesen Titel eingehandelt habe, weil ich eigentlich nie wirklich gefeiert habe“, behauptete Andrew später. Doch zahlreiche Fotos, auf denen zu sehen ist, wie er sich bei ausgelassenen Partys mit jungen Frauen umgibt, zeichnen ein anderes Bild.

Zweifel an Urteilsfähigkeit
Zweifel an seiner Urteilsfähigkeit kamen auch dadurch auf, dass er nicht nur Epstein und Maxwell als Gäste in den königlichen Schlössern empfing, sondern auch Saif al-Islam, den Sohn des damaligen libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi und andere Familienmitglieder arabischer Alleinherrscher. Ebenfalls für Stirnrunzeln sorgte der Verkauf seines Anwesens Sunninghill Park nahe Windsor an den Schwiegersohn des damaligen kasachischen Präsidenten zu einem massiv überhöhten Preis. Im Jahr 2011 musste er seine Tätigkeit als Botschafter der britischen Wirtschaft im Ausland aufgeben. Wegen seiner regen Reisetätigkeit auf Regierungskosten, war er zuvor als „Airmiles-Andy“ verspottet worden.

Zu dem Spitznamen „Randy Andy“ (geiler Andy) will er schon viel früher und ganz unversehens gekommen sein. Er habe sich an seinem ersten Tag im Eliteinternat Gordonstoun in den Trakt der Mädchen verirrt, erzählte er einst einer schüchternen Fernsehjournalistin mit spitzbübischem Lächeln. Doch die Tage, als Andrew auf die Wirkung seines Charmes hoffen konnte, sind längst vorbei.

Bei einem BBC-Interview im Jahr 2019, das als Befreiungsschlag gedacht war, redete er sich um Kopf und Kragen. Er ließ kaum Mitleid mit den Opfern des Epstein-Skandals erkennen und bereute auch keineswegs, mit dem US-Multimillionär, der sich in einer New Yorker Gefängniszelle das Leben genommen hatte, befreundet gewesen zu sein. Kennengelernt hatten sich die beiden Männer durch Maxwell, die kürzlich in einem Strafprozess in den USA für ihre Beteiligung an Epsteins Taten verurteilt wurde.

Sollte Andrew vor dem in der Presse als „Großinquisitor“ bezeichneten Giuffre-Anwalt David Boies eine ähnlich schlechte Figur machen, wie in dem BBC-Interview, dürfte der Tiefpunkt seines Ansehens noch längst nicht erreicht sein.

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(Bild: kmm)



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