Der Bevölkerungsrückgang in vielen Regionen des Waldviertels ist bittere Realität. „Zu Rechtfertigungszwecken wird öfters an Zahlen heruminterpretiert und Gemeinden als Zuzugsregionen unrichtig dargestellt. Die Bilanz zeigt ein anderes Bild“, kritisiert Peter Keller von der ARGE „zuHaus im Waldviertel“.
Von 2002 bis 2021 ging in den vier Bezirken des oberen Waldviertels – also Gmünd, Horn, Waidhofen an der Thaya und Zwettl – die Zahl der Hauptwohnsitzer um 11.270 Personen (siehe Grafik) zurück. Nur die Statutarstadt Krems und der Bezirk Krems-Land erhöhten ihre Einwohnerzahl seither. Krems-Land verzeichnete seit 2002 etwa einen Zuzug von 2268 Einwohnern und ist auch der einzige der sechs Bezirke, der von 2020 auf 2021 ein Bevölkerungswachstum verzeichnete.
Solange sich Waldviertler in den Orten gegen Zuzug wehren und ihre Häuser lieber leer stehen lassen, wird der Negativtrend weitergehen.
Peter Keller, Gründer der ARGE „zuHaus im Waldviertel“
Infrastruktur ist entscheidend
Für Peter Keller spielt die Infrastruktur – und das gehe weit darüber hinaus, nur einen Nahversorger und einen Bäcker in der Region zu haben – die wichtigste Rolle für den Zuzug. „Ich rede von vernünftiger Kinderbetreuung und ärztlicher Versorgung in der Nähe, von Glasfaseranschluss, vielen Freizeitmöglichkeiten, gutem Vereinswesen und einer echten Ortsgemeinschaft“, sagt Keller. Dafür spiele eine gute Straßen- oder Bahnanbindung eine untergeordnete Rolle.
Das Waldviertel ist jetzt bereits eine Zuzugsregion! Wegen der Altersstruktur sterben hier aber mehr Menschen als zur Welt kommen.
Josef Wallenberger, Manager von „Wohnen im Waldviertel“
40 Jahre Abwanderung
Josef Wallenberger, Regionalentwickler und Projektmanager von „Wohnen im Waldviertel“, sieht positive Trends für das Waldviertel, wenngleich sich die starke Abwanderung von den 1960er-Jahren bis zur Jahrtausendwende nach wie vor auswirke. Das bedeute auch eine überalterte Region: „Das Problem ist, das Waldviertel ist anderen Regionen von der Altersstruktur her einige Jahre voraus, und wir haben daher in den fünf Bezirken und der Stadt Krems eine sehr negative Geburtenbilanz“, betont er. Es siedeln sich durchaus viele junge Familien an: 258 Personen mehr zogen von 2020 auf 2021 zu, als weg. Allerdings: Es gab auch 1076 Verstorbene mehr als Geburten.
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