Steirischer Sonderweg

Maskenpflicht in Kindergärten: Kritik schwillt an

Steiermark
01.02.2022 10:26

Die neue Verordnung für steirische Kinderbetreuungseinrichtungen, wonach Betreuer eine FFP2-Maske tragen müssen, regt auf. Für die Kinder sei es wichtig, die Gesichtsmimik ihrer Bezugspersonen zu erkennen. Dabei ist die Belastung für die Kleinsten ohenhin schon groß genug: Psychotherapien sind heillos überbucht.

Wie weit Theorie und Praxis auseinanderklaffen können, wurde bereits am Tag 1 der neuen Maskenpflicht für steirische Kindergärten und -krippen sichtbar: „Wir haben letzten Freitag die Information aus dem Büro von Landesrätin Bogner-Strauß per Mail bekommen - umzusetzen ab Freitag“, erzählt Peter Steingruber. „Als ob wir den ganzen Tag vor dem Computer sitzen würden“, bemängelt der Leiter eines Kindergartens und Familientherapeut die fehlende Vorlaufzeit.

Peter Steingruber (Bild: Christian Jauschowetz)
Peter Steingruber

Kinder sind die wahren Leidtragenden
Während ganz Europa und auch Österreich öffnet, sieht das neue Regelwerk in der Steiermark vor, dass das gesamte Personal ab Betreten der Einrichtung eine FFP2-Maske tragen muss. Treffen würde dies aber nicht die Erwachsenen, sondern vielmehr die Kinder: „Dass es für mich unangenehm ist, den ganzen Tag mit einer Maske herumzulaufen, ist mein persönliches Problem. Aber für die Kinder, gerade die ganz jungen sowie jene mit erhöhtem Förderbedarf, stellt es eine echte Hürde dar, die Mimik ihrer Bezugspersonen nicht ablesen zu können“, weiß der Experte.

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Jetzt, wo der Bund alles lockert, bekommen wir vom Land Steiermark eine Maskenpflicht verordnet

Kindergarten-Leiter Peter Steingruber

Diese Gruppe würde man mit der Maßnahme automatisch in ihrem Recht auf Teilhabe am Leben beschneiden - „übrigens ein Menschenrecht“, betont Steingruber.

Angst- und Essstörungen vervielfacht
Die pädagogische Arbeit mit Kindern erfordere ein hohes Maß an direkter Zugewandtheit inklusive Körperkontakt wie etwa beim Trösten. „Das Kindeswohl muss an erster Stelle stehen! Das tut es aber damit nicht“, meinen die Betroffenen. Depressive Verstimmungen bei Kindern und Jugendlichen wären ohnehin schon zu einem „Riesenproblem“ geworden: „Ich mache das schon so lange, aber eine derart lange Warteliste hatten wir noch nie. Der nächste freie Termin ist im Sommer“, berichtet Steingruber, der in Allerheiligen bei Wildon ein familientherapeutisches Kassen-Zentrum betreibt.

Überforderung ist eine der Kategorien. (Bild: serhiibobyk/stock.adobe.com)
Überforderung ist eine der Kategorien.

Ruf nach Luftfilter und PCR-Tests wird lauter
Dass die Verantwortlichen die Zeit nicht genutzt haben, um brauchbare Lösungen zu finden, ärgert die Betroffenen besonders: „Luftreinigungsanlagen oder verpflichtende PCR-Tests wären weit effektiver. Covid wird präsent bleiben, finden wir doch eine Lösung, die umsetzbar und zielführend ist. Vor allem für die Entwicklung unserer Kinder“, heißt es in einem am Montag an Bogner-Strauß formulierten Schreiben.

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