„Journey Into Colours“

TAY-LAH sorgt für internationales Pop-Flair

Wien ist leiwand
22.01.2022 16:00

Wien klingt endlich wie Los Angeles, Havanna und Rio de Janeiro - das haben wir der jungen Wienerin TAY-LAH zu verdanken, die mit ihrem Debütalbum „Journey Into Colours“ internationales Pop-Flair mitten in Österreich kreiert. Die Mischung aus Afrobeat, R&B und Pop garniert sie mit Empowerment und Selbstermächtigung. Ein Einstand nach Maß.

An Pop-Sounds mit internationalem Format fehlt es in Österreich nach wie vor. So stark die Austropop- und Indie-Szene mittlerweile in all ihren Nischen und Schubladen besetzt ist - wenn man nach Sounds á la Justin Bieber, Katy Perry oder Beyoncé sucht, muss man nach wie vor über die Landesgrenzen hinausblicken. Die erst 24-jährige TAY-LAH schafft nun Abhilfe, denn was sich schon über das letzte Jahr hinweg in ersten Singles angekündigt hat, liegt nun in Albumversion vor: ein mit Reggaeton, sommerlichen Vibes, Afrobeat und R&B-Rhythmen gefüttertes Kapitel Musik, das sich nicht vor der üppigen Konkurrenz am Markt fürchten muss. Ihre nigerianischen und kroatischen Wurzeln verflechtet die Wienerin mit südländischem Flair und sehr viel Selbstvertrauen. „Journey Into Colours“ ist ein hitlastiges, buntes Pop-Panoptikum, das sich erst auf Gesamtlänge so richtig zu entfalten weiß.

Mit großem Selbstverständnis
Die zwölf Songs auf dem famos produzierten Werk rauschen zumeist in flotter Geschwindigkeit durch die Gehörgänge und wissen mit sehr viel Empowerment zu überzeugen. TAY-LAH weiß was sie will und scheut sich nicht, das auch klar zu sagen. Mit diesem deutlich hervorgekehrten Selbstverständnis erinnert sie nicht nur musikalisch an Beyoncé oder Doja Cat. Konzeptionell dreht sich das Debüt um die Irrungen und Wirrungen von Beziehungen und der Zwischenmenschlichkeit. Ein vielschichtiger Strauß aus eigenen Erfahrungen und Erlebnissen, die mal mehr und mal weniger metaphernreich direkt aus dem Leben erzählt sind und angenehm an der nervtötenden Omnipräsenz der Pandemie vorbeischrammen. Doch bei TAY-LAHs Abrechnung mit der Männerwelt ist nicht immer nur das nur vermeintlich starke Geschlecht schuld an den Problemen - die Künstlerin zeigt sich auch durchwegs selbstkritisch und reflektiert.

„You - me - this needs to feel that we’re breathing our last breath, only happy close to death“. Schon im Opener „FYA“ macht sie eindeutig klar, dass hier kein Platz für halbe Sachen ist und die Künstlerin authentisch in ihrer Rolle als Powerfrau aufgeht. In ihrer ersten Single „Y U Trippin‘“ ruft sie die bezaubernde Jeannie, um sich mittels Wunderlampenreiben aus den Klauen einer gescheiterten Beziehung zu reißen und das Finden zu sich selbst zu feiern. „Do It Like That“ und „Love Somebody“ sind weitere Freiheits- und Ermächtigungshymnen, die mit eingängigen Melodien und Rhythmen wichtige Botschaften der Gleichberechtigung vermitteln. Zwischen all den pulsierenden Klängen bleibt nur selten Zeit, um sich auch mal entspannt zurückzulehnen. Das mit sanften Piano-Klängen einfadende „Petty Lova“ ist ein kurzer, aber wichtiger Ausruhmoment, nur um direkt danach wieder ordentlich Fahrt aufnehmen zu können.

Zielgerichtet
Besondere Highlights herauszufischen ist nicht einfach, zumal das Album gerade in der zweiten Hälfte noch einmal kräftig an Fahrt aufnimmt. „Go Places“ ist eine in zeitgemäße Beats getränkte Coming-Of-Age-Hymne mit der Einsicht, dass nur „the sky the limit“ ist. Nichts und niemand kann TAY-LAH aufhalten, deshalb hat sie auch keine Lust mehr auf „Games“ in der Liebe und legt auf närrisches Kinderlachen die prägende Textezeile „Bad boy, bye bye - I had enough of you“. So lässt es sich auch mit dem „Ghosting“ leichter leben, denn die „Facts“ sind zum Abschluss klar dargelegt: „Gotta get out of my bed, gotta get out of my head“. Ehe man sich versieht, ist das zwölf Songs starke Einstandswerk auch wieder an einem vorbeigerauscht. „Journey Into Colours“ ist eine willkommene Abwechslung im heimischen Musiksektor. Ein Album, das beide Augen zielgerichtet aufs Ausland gerichtet hat. Selbstbewusstsein ist keine Schande!

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