Am Tag mit dem zweithöchsten Wert bei den Neuinfektionen seit Pandemiebeginn in Tirol marschierten in Innsbruck wieder die Kritiker der Corona-Maßnahmen auf. 6000 Teilnehmer - die meisten ohne Maske - drängten sich am Landhausplatz. Mit dabei waren auch prominente Mitglieder der FPÖ-Spitze - unter anderem Bundesparteiobmann Herbert Kickl. Die Demonstration verlief friedlich, die Polizei verteilte 50 Anzeigen an Teilnehmer. Zehn Gegendemonstranten wurden festgenommen.
In etwa 300 Polizistinnen und Polizisten waren vor Ort, rund 60 davon kamen aus Kärnten und der Steiermark. Die Exekutive kündigte im Vorfeld umfangreiche Bild- und Tonaufzeichnungen an, „da zu befürchten ist, dass es im Zusammenhang mit einer Zusammenkunft zahlreicher Menschen zu gefährlichen Angriffen gegen Leben, Gesundheit oder Eigentum von Menschen kommen werde.“
Größtenteils sei die Demonstration dann aber friedlich verlaufen, wie Pressesprecher Christian Viehweider der „Krone“ mitteilte. Er sprach von rund 6000 Teilnehmern. Die Polizei habe 50 Anzeigen erteilt. „Hauptsächlich wegen Verstößen gegen die FFP2-Maskenpflicht.“ So setzte es 38 Anzeigen wegen fehlender FFP2-Maske und zwölf wegen weiterer Verstöße, etwa gegen das Pyrotechnik-Gesetz.
FPÖ- und MFG-Politiker hielten Reden
Neben Parteichef Kickl waren auch Generalsekretär Michael Schnedlitz und der blaue Landesobmann aus Tirol, Markus Abwerzger, mit Redebeiträgen dabei. Veranstaltet wurde die Demonstration vom „Team Tirol“, das auch mit der Teilnahme von MFG-Bundesgeschäftsführer Gerhard Pöttler um Demo-Mitstreiter warb.
Kickl: „Sie fürchten sich vor uns“
Kickl wetterte: „Ich steh‘ stabil da vor euch und die Regierung wackelt. Sie wird das 2022er-Jahr nicht überleben. Sie fürchten sich vor uns, weil wir die Freiheit und Wahrheit lieben.“ Und weiter: „Bevor wir uns gegen unseren Willen impfen lassen, sorgt die Bevölkerung für Neuwahlen.“
Auch gegen den mit Corona infizierten Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) konnte er sich einen Seitenhieb nicht sparen: „Wenigstens fällt er jetzt einmal positiv auf.“
„Alles bekämpfen, was von der Behörde kommt“
FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger, übrigens selbst geimpft und genesen, polterte in seiner Rede gegen die „Impfpflicht“ und den „Impfzwang“. „Das, was mit uns gemacht wird, passt auf keine Kuhhaut. Das lassen wir nicht mit uns machen.“ Auch gegen LH Günther Platter (ÖVP) stichelte er: „Den braucht in diesem Land sowieso keiner mehr.“
Die Impfpflicht stehe vor dem Fall. Und wenn sie doch kommen sollte, rät Abwerzger allen: „Alles bekämpfen, was von der Behörde kommt.“ FP-Generalsekretär Schnedlitz brüllte hingegen ins Mikrofon: „Wir lassen uns nicht in die Nadel treiben.“
Großteil ohne Maske
Als die Polizei via Moderator ausrichten ließ, dass Maskenpflicht herrsche, kam gleich ein gellendes Pfeifkonzert auf. Ein Redner, der übrigens als Arzt und Psychologe tituliert wurde, sprach auch den international in die Schlagzeilen geratenen Tennisstar Novak Djokovic an. Er solle doch endlich aus der „Einzelhaft“ in Australien entlassen werden. „Das ist ein Verbrechen an die Person und ein Verbrechen an die Menschheit.“
Gestartet wurde um 13 Uhr am Landhausplatz. Nach einigen Redebeiträgen setzte sich am späteren Nachmittag der Demozug durch die Innsbrucker Innenstadt in Bewegung und fand sich schließlich wieder am Landhausplatz ein, gegen 18 Uhr war Schluss.
Laut Exekutive kam es in der Angerzellgasse zu einer kleinen unangemeldeten Gegenveranstaltung von 20 bis 30 Mitgliedern der linken Szene. Die Polizei schirmte den Demonstrationszug von ihnen ab, es folgten 21 Anzeigen gegen die Gegendemonstranten. Zehn Personen wurden zudem vorübergehend festgenommen, weil sie ihre Identität nicht preisgeben wollten.
Antifa-Demo in Waltherpark
Im Innsbrucker Waltherpark fand zudem eine angemeldete Versammlung unter dem Motto „Raven gegen Rechts“ mit rund 200 Teilnehmern statt. „Bei der Standkundgebung kam es zu keinen besonderen Zwischenfällen“, teilte die Polizei mit. Die Veranstaltung wurde gegen 20 Uhr für beendet erklärt.
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