Fusion im Wipptal

Nach Gemeinde-Hochzeit sind Dorfchefs ihr Amt los

Tirol
30.12.2021 09:00

Die Koffer sind gepackt, die Übersiedlungskartons stehen bereit: Mit Ende des Jahres wird im Wipptal die lang ersehnte Gemeinde-Ehe vollzogen. Mühlbachl, Pfons und Matrei verschmelzen zu einer Gemeinde namens Matrei. Brautgeld des Landes Tirol: 1,2 Mio. Euro. Weiters einzigartig: Drei Bürgermeister sind auf einen Schlag ihr Amt los, ein Amtsverwalter führt die Geschäfte bis zur Wahl.

Jahrelang wurde auf diesen Tag hingearbeitet: Wenn zum Jahreswechsel die Korken knallen, wird im Wipptal nicht nur der Jahreswechsel gefeiert. Die jahrelang intensivierte Gemeinde-Kooperation mündet dann in eine handfeste Gemeinde-Ehe. Mühlbachl und Pfons bleiben zwar als Katastralgemeinden erhalten, sind aber als politische Orte Geschichte. Sie sind fortan Teil von Matrei, eine der ältesten Marktgemeinden Tirols – und kleinsten.

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Die Zusammenarbeit war immer schon sehr gut. Er gehört uns eh’ fast alles miteinander.

Paul Hauser, Bürgermeister Matrei

Gelebte Zusammenarbeit
„Unser Ortsgebiet beträgt ja nur 36 Hektar, Matrei ist eigentlich nur die Ortsdurchfahrt“, erklärt Bürgermeister Paul Hauser, der seit 1998 amtiert. „Wir haben das Kuriosum, dass fast alle Einrichtungen auf Pfoner oder Mühlbachler Grund liegen, sogar Kirche und Friedhof. Die Zusammenarbeit war immer schon sehr gut. Er gehört uns eh’ fast alles miteinander.“

Fusion als krönender Abschluss der Laufbahn
Anders als bei der letzten (Zwangs-)Fusion in der Nazizeit erfolgt die Gemeinde-Ehe diesmal „freiwillig und durchaus mit Freuden“, wie BM Alfons Rastner (Mühlbachl) und BM Paul Hauser (Matrei) erklären: Sie sei der „krönende Abschluss der politischen Laufbahn“. Beide werden bei der kommenden Gemeinderatswahl nicht mehr antreten. Rastner war 42 Jahre lang in der Kommunalpolitik tätig, davon fast 30 Jahre als Bürgermeister, Hauser regiert in Matrei seit 18 Jahren.

Verwaltung immer komplizierter
Für beide ist die Fusion wie eine „Befreiung“. Die Verwaltung werde immer komplizierter: „Ich bin es aber gewohnt, Dinge mit einem Zettel auf kurzem Weg zu erledigen“, sagt Rastner. Das sei zunehmend nicht mehr möglich. Auch kleine Gemeinden seien auf Fachkräfte angewiesen, pflichtet ihm Hauser bei. Beide sind überzeugt, dass noch mehrere Gemeinden dem Wipptaler Beispiel folgen werden. Anfragen aus Vorarlberg seien bereits eingelangt, berichtet Rastner.

Statt drei Dorfchefs nur noch einer
Wegen der Fusion wird in der neuen Gemeinde Matrei erst drei Wochen nach dem regulären Wahltermin in Tirol (27. Feb.) gewählt. Ein vom Land bestellter Verwalter führt die Amtsgeschäfte bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderats, die Bürgermeister und Amtsleiter sind in beratender Funktion tätig. Statt drei Dorfchefs und 37 Gemeinderäte wird man künftig mit einem und 15 Räten auskommen. Für die Bevölkerung soll sich nichts ändern, wird betont.

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